Krankt’ Lieb’ zum Liebsten an der kleinen Wunde
Und schmälend, schmollend, grollend faß fie noch -
Uls längst der Meifter weg den Hammer legte,
Um andern Orts dem Rechten nacbzufeb’n -
Uuf dem blühweißen Sarg, von dem der Duft
Ues ^rischen Holzes aufftieg. Plötzlich da
Umschlang fie ein Paar fetter jägerarme.
Halb eine Klage, halb ein jubelschrei
Entflob ihr. Wie ein zwitschernd' Vöglein barg
Der schwarze Burfche fie an keiner Bruft
Und während Rüg’ in Rüge selig brannte,
Stacb rings die Welt.
Da kam es durch den Strauch,
Uls bräch’ ein Eber, arg bedrängt, durchs Dickicht.
Hnklagend hob sich die geballte Paukt.
»Dieb! Räuber! Indes ich im fremden Land
Künste warb, daheim den Herd zu bauen,
Stahl mir der Zwillingsbruder Lieb’ und Braut-“
„Wie, Walter, Du? Der Sonne Glut verbrannte
Nicht bloß das fintlitj Dir - zugleich das Hirn!
Wann hast Du je Sybillen nachbegehrt?
Wann sprach ein Wort, ein Blick von trauter Werbung ?“ -
„Was Wort und Blick? Bin ich von Laffenart?
Mir in der Seele Grund ftand fett gemeißelt
Längst der Entschluß - er trieb mich in die Feme.
Er führte glückverheißend mich zurück.
Nun kamst Du mir zuvor, nahmst mir das Kind,
Ihm viel zu früh den wanken Sinn betörend,
Unbrüderlich, heimtückisch, hinterlistig....“ —
„Halt, Walter, eine Mutter gab uns Blut,
Den beiden von der gleichen heißen Welle —
„Gleich beiß: So zieh’ zu ebenbürtigem Kampf!“
Zwei Dolche in der Luft — ein Schrei dazwischen
Und doppelt von dem ungewollten Mord
Getroffen sank in die gelähmten Arme
Sybille sterbend dem Geliebten lächelnd.
.Ei, Meifter, nun, seid Ihr des Tags zufrieden?
Hat fich der emsigen Sorge Werk gelohnt ?
„0 Wanderer, gelohnt mit Zins und Zins!
Die eig’ne Tochter, jäh vom Sturm geknickt,
In Rosen ruht fie in dem eig’nen Sarg.
Zwei düft’te Kerzen brennen ihr zu Häupten
In Zwillingsbruderglut in der Kapelle —
Mir brach das Vaterherz, als diefe Arme
Sie in den Sarg, den kaum bereiten, legten
Des Wandrers Stirne beugte fich zum Fenfter.
Er fab das bleiche Antlitz. Sie erkannte,
Des Lebens Binde nicht mehr vor den Augen,
Den letzten Rüfter. Dann verlor er fich
In Nacht und Ewigkeit. . ..
H.
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Und schmälend, schmollend, grollend faß fie noch -
Uls längst der Meifter weg den Hammer legte,
Um andern Orts dem Rechten nacbzufeb’n -
Uuf dem blühweißen Sarg, von dem der Duft
Ues ^rischen Holzes aufftieg. Plötzlich da
Umschlang fie ein Paar fetter jägerarme.
Halb eine Klage, halb ein jubelschrei
Entflob ihr. Wie ein zwitschernd' Vöglein barg
Der schwarze Burfche fie an keiner Bruft
Und während Rüg’ in Rüge selig brannte,
Stacb rings die Welt.
Da kam es durch den Strauch,
Uls bräch’ ein Eber, arg bedrängt, durchs Dickicht.
Hnklagend hob sich die geballte Paukt.
»Dieb! Räuber! Indes ich im fremden Land
Künste warb, daheim den Herd zu bauen,
Stahl mir der Zwillingsbruder Lieb’ und Braut-“
„Wie, Walter, Du? Der Sonne Glut verbrannte
Nicht bloß das fintlitj Dir - zugleich das Hirn!
Wann hast Du je Sybillen nachbegehrt?
Wann sprach ein Wort, ein Blick von trauter Werbung ?“ -
„Was Wort und Blick? Bin ich von Laffenart?
Mir in der Seele Grund ftand fett gemeißelt
Längst der Entschluß - er trieb mich in die Feme.
Er führte glückverheißend mich zurück.
Nun kamst Du mir zuvor, nahmst mir das Kind,
Ihm viel zu früh den wanken Sinn betörend,
Unbrüderlich, heimtückisch, hinterlistig....“ —
„Halt, Walter, eine Mutter gab uns Blut,
Den beiden von der gleichen heißen Welle —
„Gleich beiß: So zieh’ zu ebenbürtigem Kampf!“
Zwei Dolche in der Luft — ein Schrei dazwischen
Und doppelt von dem ungewollten Mord
Getroffen sank in die gelähmten Arme
Sybille sterbend dem Geliebten lächelnd.
.Ei, Meifter, nun, seid Ihr des Tags zufrieden?
Hat fich der emsigen Sorge Werk gelohnt ?
„0 Wanderer, gelohnt mit Zins und Zins!
Die eig’ne Tochter, jäh vom Sturm geknickt,
In Rosen ruht fie in dem eig’nen Sarg.
Zwei düft’te Kerzen brennen ihr zu Häupten
In Zwillingsbruderglut in der Kapelle —
Mir brach das Vaterherz, als diefe Arme
Sie in den Sarg, den kaum bereiten, legten
Des Wandrers Stirne beugte fich zum Fenfter.
Er fab das bleiche Antlitz. Sie erkannte,
Des Lebens Binde nicht mehr vor den Augen,
Den letzten Rüfter. Dann verlor er fich
In Nacht und Ewigkeit. . ..
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Meister Treudank"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1920
Entstehungsdatum (normiert)
1910 - 1930
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 152.1920, Nr. 3888, S. 51
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg