und kann ft’ nimmer halt'n. Er springt ’naus und schreit voller
Muat: „Mas wollt’s denn Vs eigentli’ auf niei’m Hof? Dös
Stangerl tuast D’ awi und dö Pflöck ziahgst D’ wieder außi!" —
„Selbstverständli'I" gibt der Hans zur Antwort und schlagt wieder
an pflock ein. Inzwischen kommt der Kistler mit einer alten Land-
karte in der Hand. — „Herrgott, an Gemeindeplan hat er aa’ scho’I"
fluacht der Haberbauer. — „Lassen Sie meine Leute in Ruhe Weiter-
arbeiten," mahnt der „Inschinier", „es hilft Sie alles nichts, Sie
müssen sich fügen l" Dann bessehlt er seinen Gehilfen: „Messen Sie
vom legten pflock durchs ganze Haus durch!" — „Ja, Herrgott,"
jammert der Bauer, „Vs werd’s do’ net mitten durchs Haus fahr’n
woll’n!" — „Durchs Haus fahren wir nicht," lacht der Sepp, „aber
Ihr Anwesen wird abgeteilt, so daß die Stallung links und das
Mohnhaus rechts vom Bahndamm kommt. Selbstverständlich werde
ich dafür eine Entschädigung festsetzen." — Ganz zahm ist jetzt der
Haberbauer und demütig bettelt er : „Aber, Herr Inschinier, da tat i’
scho’ recht bitt'n, daß Sie si’ meiner a weni’ annehmen taten: I'
herüb'n und ’s Vieh d’rüb’n — lieber Herrgott im Himmel, dös geht
do’ net! Mir g’hör’n ja z’samm’I" — „Nun ja," überlegt der
Sepp, '„vielleicht findet sich noch
ein Ausweg. Mir reden später
darüber!"
Er schaut auf die Uhr. „Mas,
schon drei Uhr vorbei l Mie schnell
doch die Zeit vorübergeht! Mir
müssen für heute Schluß machen,
fertig! Übtigens möchte ich noch
fragen, ob wir auf Ihrem Hofe
eine Kleinigkeit zu essen haben könn-
ten, natürlich gegen Bezahlung!"
— „Ja freili', recht gern," be-
teuert der Bauer, „gehen dö Herrn
nur in d' Stub'n eini! I' bring'
glei’ 'was." Es dauert net lang, da tragt d' Bäurin a Platt’n
voll G’räuchert’s und Brot auf, während er selber ’s Bier aus
’m Keller holt. Jedesmal, wenn 's G'selcht' gar werden will, ver-
spricht der Sepp, daß 'm Haberbauern sei’m Haus nichts g'schiehl
— er fahrt jetzt definitiv rechts vorbei — und glei' lauft der
Bauer in d' Kuchl und holt wieder Fleisch; und wenn a Maß-
krug leer ist, Hilst er dem Bauern bei der Grundablösung, so
guat's geht und der Krug is wieder voll. Dem Haberbauern
wird ganz warm ums Herz und allweil wieder sagt er zu sei’nt
Meid: „Nandl, a kommoder Herr is er, der Inschinier, a ganz
kommoder Herr!"
So ißt und trinkt d' Kommission, was 'nei'geht. Endli' merkt
der Sepp, daß höchste Zeit is zum Linsteig’n — mit dem Hoch-
deutschreden tut er sich allweil schwerer. „So, Herr Haberbauer,"
sagt er und steht auf, „rechnen Sie alles zusammen, wir müssen
gehen!" —Der aber wird stolz: „Dös kost' nix; mir is a groß! Ehr'
g'wes'n, daß dö Herrn bei mir ein'kehrt hab'n." — „Nun ja," meint
der Sepp draus, „dann muß ich auf andere Meise die Sache gut-
machen. Doch noch was: Der große Holzstoß da draußen muß bis
Sonntag weg, weil wir auf dieser
Seite die Linie durchführen!" —
„Es is zwar a Sauarbeit, aber
besser 's Holz kummt auf die an-
dere Seit’n, wia d' Hälft' vom
Haus", sagt der Bauer. „Also
pfüa Gott und verfehlen S' den
Meg net!"
Am Sonntag früh geht der
Haberbauer nach Falschhaus'n in
d' Kirch' und stellt beim „Fuchs-
wirt" a Packl ein „für den In-
schinier". Sei' Nandl hat g'sagt:
„Je fester D' den Mag'n schmierst,
359
S4»
Muat: „Mas wollt’s denn Vs eigentli’ auf niei’m Hof? Dös
Stangerl tuast D’ awi und dö Pflöck ziahgst D’ wieder außi!" —
„Selbstverständli'I" gibt der Hans zur Antwort und schlagt wieder
an pflock ein. Inzwischen kommt der Kistler mit einer alten Land-
karte in der Hand. — „Herrgott, an Gemeindeplan hat er aa’ scho’I"
fluacht der Haberbauer. — „Lassen Sie meine Leute in Ruhe Weiter-
arbeiten," mahnt der „Inschinier", „es hilft Sie alles nichts, Sie
müssen sich fügen l" Dann bessehlt er seinen Gehilfen: „Messen Sie
vom legten pflock durchs ganze Haus durch!" — „Ja, Herrgott,"
jammert der Bauer, „Vs werd’s do’ net mitten durchs Haus fahr’n
woll’n!" — „Durchs Haus fahren wir nicht," lacht der Sepp, „aber
Ihr Anwesen wird abgeteilt, so daß die Stallung links und das
Mohnhaus rechts vom Bahndamm kommt. Selbstverständlich werde
ich dafür eine Entschädigung festsetzen." — Ganz zahm ist jetzt der
Haberbauer und demütig bettelt er : „Aber, Herr Inschinier, da tat i’
scho’ recht bitt'n, daß Sie si’ meiner a weni’ annehmen taten: I'
herüb'n und ’s Vieh d’rüb’n — lieber Herrgott im Himmel, dös geht
do’ net! Mir g’hör’n ja z’samm’I" — „Nun ja," überlegt der
Sepp, '„vielleicht findet sich noch
ein Ausweg. Mir reden später
darüber!"
Er schaut auf die Uhr. „Mas,
schon drei Uhr vorbei l Mie schnell
doch die Zeit vorübergeht! Mir
müssen für heute Schluß machen,
fertig! Übtigens möchte ich noch
fragen, ob wir auf Ihrem Hofe
eine Kleinigkeit zu essen haben könn-
ten, natürlich gegen Bezahlung!"
— „Ja freili', recht gern," be-
teuert der Bauer, „gehen dö Herrn
nur in d' Stub'n eini! I' bring'
glei’ 'was." Es dauert net lang, da tragt d' Bäurin a Platt’n
voll G’räuchert’s und Brot auf, während er selber ’s Bier aus
’m Keller holt. Jedesmal, wenn 's G'selcht' gar werden will, ver-
spricht der Sepp, daß 'm Haberbauern sei’m Haus nichts g'schiehl
— er fahrt jetzt definitiv rechts vorbei — und glei' lauft der
Bauer in d' Kuchl und holt wieder Fleisch; und wenn a Maß-
krug leer ist, Hilst er dem Bauern bei der Grundablösung, so
guat's geht und der Krug is wieder voll. Dem Haberbauern
wird ganz warm ums Herz und allweil wieder sagt er zu sei’nt
Meid: „Nandl, a kommoder Herr is er, der Inschinier, a ganz
kommoder Herr!"
So ißt und trinkt d' Kommission, was 'nei'geht. Endli' merkt
der Sepp, daß höchste Zeit is zum Linsteig’n — mit dem Hoch-
deutschreden tut er sich allweil schwerer. „So, Herr Haberbauer,"
sagt er und steht auf, „rechnen Sie alles zusammen, wir müssen
gehen!" —Der aber wird stolz: „Dös kost' nix; mir is a groß! Ehr'
g'wes'n, daß dö Herrn bei mir ein'kehrt hab'n." — „Nun ja," meint
der Sepp draus, „dann muß ich auf andere Meise die Sache gut-
machen. Doch noch was: Der große Holzstoß da draußen muß bis
Sonntag weg, weil wir auf dieser
Seite die Linie durchführen!" —
„Es is zwar a Sauarbeit, aber
besser 's Holz kummt auf die an-
dere Seit’n, wia d' Hälft' vom
Haus", sagt der Bauer. „Also
pfüa Gott und verfehlen S' den
Meg net!"
Am Sonntag früh geht der
Haberbauer nach Falschhaus'n in
d' Kirch' und stellt beim „Fuchs-
wirt" a Packl ein „für den In-
schinier". Sei' Nandl hat g'sagt:
„Je fester D' den Mag'n schmierst,
359
S4»
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Vermessungskommission"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1920
Entstehungsdatum (normiert)
1910 - 1930
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 152.1920, Nr. 3907, S. 259
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg