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Der grüne Schleier und die Schleppe.

Die Geldbörse.

Heutzutage.

Zeitgemäße Beschäftigung.

Wust in der Zeit, als Treu und Glauben und über-
haupt die ganze Ehrlichkeit so nach und nach aus der
Welt verschwunden waren, als jedermann den andern
mißtrauisch und nur von der Seite anschaute und einer
um den andern einen großen Bogen machte, just in der
Zeit verlor der Kandinger Franzl seine Geldbörse. Mit
2000 Mark Inhalt. Sein ganzes Erspartes. 1997 Mark
in Papier — das war ja nicht so schlimm — aber es
war auch ein silbernes Zweimarkstück dabei und etliche
Kupferpfcnnigc auch.

Eiligst ging der Franzl den Weg zurück, den er ge-
kommen. Hinter jeden hervorstehendcn Pflasterstein spähte
er, jeden zusammengefegten Kehrichthaufen stieß er mit
dem Fuße auseinander — die Börse blieb verschwunden I

Der Franzl sah seine ganze Zukunft versinken. Weib,
der häusliche Herd, die ganze fröhliche Kinderschar, alles,
was er sich in den letzten Wochen erträumt hatte, flog
davon.

Er sah sich schon ans einer Brücke stehen und hinab
in die mitleidsvollen Fluten springen. Gab es denn
einen anderen Ausweg? Da fiel ihm ein, auf dem
Postamt konnte die Börse liegen, da hatte er vor einer
halben Stunde eine Karte geschrieben.

Als er zum Postamt kommt, steht ein altes Weiblein
vor der Tür und — hat die Zukunft Franzls in der
Hand. Sie schaut das aufgeregte Gesicht des Daher-
stürmenden und weiß sofort Bescheid. Schon will sie
ihm den Schatz übergeben, schon greift der Franzl mit
zitternden Händen nach ihm, da wankt der Mann und
stürzt vor den Füßen der Alten zusammen. Bor Freude
hat ihn der Schlag getroffen.

„Das haben S' jetzt von Ihrer Ehrlichkeit!" ruft
ein Umstehender hämisch dem Wciblein zu, „den hab'n
S' jetzt auf 'm Gewissen!" Und die Alte denkt: „Die neue
Zeit verstehe, wer mag!" Aber vielleicht ist es doch besser,
mit ihr zu gehen, als sich weiter altmodisch zu gebärden,
und wenn sie wieder eine Börse finden sollte, die Alte —
na, da weiß sie, was sic tut... g

„In Ihrer Gegend sieht man
wieder gar keine Maikäfer!" — „Hm,
am End' sind s' verschoben worden?"

„Was treibst denn Du den gan-
zen Tag?" — „Ich? Ich wund're
mich!"

Tänschnng.

„Sie machen ja ein Gesicht, Herr Sauertopf, als ob Sie schon
vierzehn Tage verheiratet wären." — „Es sind erst acht Tage." —
„Dann übertreiben Sie!"

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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Entwicklung der Reiterin" "Täuschung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Kommentar
Weitere Datierung: 1919

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Dombrowski, Katharina von
Krombach, Paul
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1920
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 152.1920, Nr. 3908, S. 271
 
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