Rat.
Theorie und Praxis.
^er gelehrte Doktor Zwickel
Schreibt in einem Prachtartikel:
„Laßt die liebe Jugend tollen.
Laßt sie schöpfen aus dem Vollen,
Stet von allem Zwang und Drill!" —
plötzlich stürmt herein sein Junge,
Jauchzt dabei aus voller Lunge —
Und weil das den Schreiber stdrt,
Springt er auf und schreit empört:
„Mistbub', bist Du denn nicht still!"
<r. <j. iv.
(6ch' nie den Dingen ans den Grund,
Denn das ist ineistens ungesund
Und schafft dir nichts als Sorg und Pein;
Begnüg' dich mit dein äußern Schein,
Doch lasse auch von dir nur seh'n
Die Oberfläche, glatt und schön!
Dann wirst, o Freund, du allemal
Durchs Leben schlüpfen wie ein Aal,
wirst dich nicht stoßen und nicht reiben
Und immer unbehelligt bleiben.
CD. ck. w.
f**"—y Emeran is recht an armer Häusler g'we'n.
f hübsch weit weg vom nächsten Dörfer! is sei'
;.^iKf Häusel g'standen, an 'n Berg hi'gloahnt, a wen'g
im Holz drinna. Liecht einsam hat er da g’Iebt,
der alte witiber,
mit seiner Schwester, der Nandl,
die aa' scho' ihre sechz'g Jahrl
am Buckel g'habt hat. Vst hab'n
s' glei' wochenlang koan' Men-
schen net g'sehg'n, die zwoa. Da
is amal a schwaar's Metier auf-
'zog'n und a richtiger Molken-
brnch is niederganga, wie wann
der Himmel ei'fall'n wollt'. Der
Lmeran und d' Nandl hab'n g'rad'
an lVetterseg'n 'bet't, da pum<
xert's an d' Tür und kemma zwoa
Jager eina; ma' hat's scho' kennt,
daß 's feine Leut' war'n, g'wiß
vo' der Stadt, hab'n g'rad' a
wen'g untersteh'» woll'n, solang 's gar a so g'schütt' hat; wie's
na' besser 'wor'n is, hat der ältere vo' die zwoa Herrn dem
andern a Flaschen aus 'm Rucksack 'zog'n, hat s' auf ’n Tisch
hi'g'stellt und hat g'sagt: „So," hat er g'sagt, „laßt Luch nun
auch nial einen guten Tropfen
schmecken!"
Und wie f nacha 'naus fand
bei der Tür, hat st' der Jüngere
no'mal umdraht und hat zum
Emeran g'sagt: „Weißt Du auch,
wer Dir den Wein geschenkt hat?
Das war ein König!" — und hat
g'lacht dazu« — und fort war'n
f, die zwoa.
Am Lmeran is's glei' in alle
Glieder g'fahr'n, wie wann der
Blitz ei'g'schlag'n hält'. „Dami,
Dann!" hat er zu der Nandl
g'sagt, dös wann i' ehnder g'wüßt
hält', na' halt' i' mir 'n g'nauer
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Theorie und Praxis.
^er gelehrte Doktor Zwickel
Schreibt in einem Prachtartikel:
„Laßt die liebe Jugend tollen.
Laßt sie schöpfen aus dem Vollen,
Stet von allem Zwang und Drill!" —
plötzlich stürmt herein sein Junge,
Jauchzt dabei aus voller Lunge —
Und weil das den Schreiber stdrt,
Springt er auf und schreit empört:
„Mistbub', bist Du denn nicht still!"
<r. <j. iv.
(6ch' nie den Dingen ans den Grund,
Denn das ist ineistens ungesund
Und schafft dir nichts als Sorg und Pein;
Begnüg' dich mit dein äußern Schein,
Doch lasse auch von dir nur seh'n
Die Oberfläche, glatt und schön!
Dann wirst, o Freund, du allemal
Durchs Leben schlüpfen wie ein Aal,
wirst dich nicht stoßen und nicht reiben
Und immer unbehelligt bleiben.
CD. ck. w.
f**"—y Emeran is recht an armer Häusler g'we'n.
f hübsch weit weg vom nächsten Dörfer! is sei'
;.^iKf Häusel g'standen, an 'n Berg hi'gloahnt, a wen'g
im Holz drinna. Liecht einsam hat er da g’Iebt,
der alte witiber,
mit seiner Schwester, der Nandl,
die aa' scho' ihre sechz'g Jahrl
am Buckel g'habt hat. Vst hab'n
s' glei' wochenlang koan' Men-
schen net g'sehg'n, die zwoa. Da
is amal a schwaar's Metier auf-
'zog'n und a richtiger Molken-
brnch is niederganga, wie wann
der Himmel ei'fall'n wollt'. Der
Lmeran und d' Nandl hab'n g'rad'
an lVetterseg'n 'bet't, da pum<
xert's an d' Tür und kemma zwoa
Jager eina; ma' hat's scho' kennt,
daß 's feine Leut' war'n, g'wiß
vo' der Stadt, hab'n g'rad' a
wen'g untersteh'» woll'n, solang 's gar a so g'schütt' hat; wie's
na' besser 'wor'n is, hat der ältere vo' die zwoa Herrn dem
andern a Flaschen aus 'm Rucksack 'zog'n, hat s' auf ’n Tisch
hi'g'stellt und hat g'sagt: „So," hat er g'sagt, „laßt Luch nun
auch nial einen guten Tropfen
schmecken!"
Und wie f nacha 'naus fand
bei der Tür, hat st' der Jüngere
no'mal umdraht und hat zum
Emeran g'sagt: „Weißt Du auch,
wer Dir den Wein geschenkt hat?
Das war ein König!" — und hat
g'lacht dazu« — und fort war'n
f, die zwoa.
Am Lmeran is's glei' in alle
Glieder g'fahr'n, wie wann der
Blitz ei'g'schlag'n hält'. „Dami,
Dann!" hat er zu der Nandl
g'sagt, dös wann i' ehnder g'wüßt
hält', na' halt' i' mir 'n g'nauer
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Königsflasch'n"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1920
Entstehungsdatum (normiert)
1910 - 1930
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 153.1920, Nr. 3910, S. 3
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg