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fletschend wankte sie ans Fenster, flieg herein und blieb vor mir
stehen. Das war der. . .

Eingefallene Mangen, glasige Augen, starr auf mich gepfeilt,
blaufchimmcrnder Mund, den nackten Schrecken um den kfals ge-
wunden, ein grausiges Lächeln. . .

Mieder wollte ich aufbrüllen vor Meh und Angst.

Da fuhr es mir wie ein Dolchstoß ins bferz: Gellend pinkte
die Glocke durch die Nacht, schlug zwölf bissige, bellende Schläge,
die zitternd in die Dunkelheit rannten.

Da huschten zwei Schatten durch die Nacht, ein Karren rasselte,
dann verschluckte die Finsternis das Grauenhafte.

Mas der Karren? Mohin?

Kirchhof-- —■

Ich war am Ende. Ich wartete nur mehr auf den Tod.

Ich fühlte mich einscharren, tief, tief senken, unendlich tief--

Nochmal knarrte eine Tür.

Mar das der Sargdeckel? — —- —

!?och stand die Sonne am Tag, als ich erwachte.

Erwachte.

Rieb mir den Kopf, betastete mich wie einen Fremden, schaute
mich um und fand mich am Boden liegen. Der Rucksack auf mir,
die Stiefel an den Füßen.

Ich besann mich langsam.

Auf der Straße holperte ein wagen und der Bauer rief: lsottl
Mar also schon später vormittag. Ich ging in die Wirtsstube.
Die Wirtin schaute mich mitleid-g an.

Das bleiche Gesicht stand vor mir.

Ich saß wie eine bsenne am Strich. Der Rucksack drückte mit
Zentnern, die Stiefel zogen schwer zu Boden, der Kopf schwoll wie
eine riesige Blutblase.

Unter mir aber huschte es, manchmal unterdrückte Rufe,
Flüstern und Zischeln, die Treppe knarrte, die Katze heulte und
der wind blies hohl und schauernd durch die Linden.

Dann ging das kfaustor.

Ich hob den Kopf aus seiner Starre — — —

Dann kam der Wirt mit einer ganz gewöhnlichen Nase, einem
normalen Schnurrbart. So gar nichts Lombrosohaftcs.

Aber ich wollte noch nicht recht dran glauben. Ls war alles zu
deutlich, zu grausig klar gewesen: Das Schleifen, Stöhnen, der Blut-
fleck, der Schrei, der Karren und die zwei Schemen zuni Kircbhof. . .

Bratenduft spielte mir um die Nase und dann kam der
Schweinsbraten zur Tür herein.

Erstaunt sah ich den Wirt an: „So was . .

„Ja ja," schmunzelte der Wirt, „heut' nacht hab'n wir's
nötig g'habt ..." — Abbittend aß ich den Schweinsbraten auf und
Ȋnderte dann nachdenklich in den Nachmittag hinein.

Nochmal drehte ich mich um und schaute auf das unselig-selige
ksaus zurück.

Da lag mein Bett im Fenster, ein blaues Leintuch mit einem
kreisrunden, roten Flecken, kföhnisch grinste er mir nach. Und
drunter: „...Ausgeübt von Joseph Ukodlmeier."

vorbei an Kirche und Kirchhof. Im Pfarrhaus duftete es.

CD-du Mördergrube, ausgeübt von Joseph Utodlmeierl

15

s*
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Eine Nacht in der Mördergrube"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Siebert-Leman, Walter
Entstehungsdatum
um 1920
Entstehungsdatum (normiert)
1910 - 1930
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 153.1920, Nr. 3911, S. 15

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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