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Der teure Rucksack.

Wir fuhren vom Hamstern heim. Unsere Ruck-
säcke waren recht mager und die der Abteilgcnossen
hatten zu unserer Befriedigung auch keine Wasser«
im-Munde-zusammenlaufen-machende Schmerbäuche.
Da zwängte sich in Grafing in unser Kastenschwitz-
bad noch ein „Rückenbeuteltier" herein, einer vom
Lande. Der Rucksack sah schon wohlgenährter ausI
Alle Mitreisenden dachten dasselbe: „Aha! Der hat
das Fleisch, die Eier, das Mehl, das ich nicht gekriegt
Habel Dieser Schieberl"

wenn man jemand zum erstenmal sieht, tut man
gut, ihn bis auf weiteres für einen Schieber zu halten.

schrecken auf. Dom Rucksack tropfte es. Also doch Eier! dachten
wir. Das Fräulein sprang aus, sah hinauf, wahrhaftig, der Ruck-
sack rührte sich, waren Hühner in der Hitze ausgekrochen? Der
Besitzer erhob sich. „Auweh — jetza werd's rechtl" sagte er
ahnungsvoll, hob den Rucksack umständlich herunter, auf den Platz
des betropften Fräuleins.

Nun mußte das Geheimnis gelüftet werden I Alles guckte
gespannt. ,DUm Dorschein kam ein großer, dicker Dachshund.
Der blinde Passagier wurde auf die mitausgepackte Decke gelegt
und winselte kläglich.

Da öffnete sich geräuschvoll die Tür — Fahrkartenkontrolle l
Der Mann zeigt sein Billet und kratzt sich hinterm Ghr. „Und
der Hund da? . . . Aha, schwarz g'fahren l Da heißt's nachzahlen,

Bei sechzig Prozent stimmt's ja. — Also, unser Schieber stellte den
Rucksack vorsichtig, behutsam ins Gepäcknetz; er befühlte ihn noch-
mals sorgsam, ob alles heil sei. „Gel'n
S', die Eier", meinte einer neugierig.
„Dös san koane Gar", sagte trocken
der Angeredete, „dös is a Fleisch!"

— „Aah I" — „Aber koa solchas, wie
Sie mög'n!" —

„G'wißa Seuchen-
fleisch? Da wär'
nix dahinter." —

„Na naa, dös is
a Fleisch — vo' am

— vo' am schwe-
dischen Seehund."

Nun wußte man's:

Der Mann wollte
sich nicht in die

Lebensmittelkar-
ten schauen lassen.

Unter dem geheim-
nisvollen Rucksack
saß ein Fräulein,
eifrig lesend, plötz-
lich fnbr sie er-

den doppelten Fahrpreis von der Ausgangsstation, also Salzburg;
das wird bis München Hauptbahnhof an die zwanzig Mark machen."
„Aber mei' Billet is doch auch nur vo' Grafing. Der Hund is
do net alloanig g'roast, im Rucksack!" — „Geht mi' nix an",
erwiderte der Beamte, „ich halt' mich an die Dünstvorschriften.
Da gibts keine würschtel."

Der Hund winselte immer kläglicher, als wollte er den Ge<
strengen erweichen. Aber es kam noch schlimmer. Der Hund tat
gleichzeitig das Ungeschickteste, was er in diesem Augenblick tun

10"!

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der teure Rucksack"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Roeseler, August
Entstehungsdatum
um 1920
Entstehungsdatum (normiert)
1910 - 1930
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 153.1920, Nr. 3922, S. 103
 
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