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Ihrer Freundin erzählte sie davon: „Ich sag'Dir, ein reizen-
der Mensch. Am Ginasium is er und Erwin heißt a."

Die Freundin blieb kalt.

„Und so gebüidet. Die ganze Zeit red't er nur vom Aino . . ."

Da nickte die Freundin; denn dagegen war nicht aufzukommen.

Am Sonntag trafen sie sich wieder.

Die Lina und der Xaver-Erwin.

In ein nobles Lafe hat er sie geführt, hat sich in den Klub-
sessel geflegelt wie ein feiner kserr, daß er einmal bald umge-
schnappt war', hat sich eine Zigarette angezündet, mit dem rechten
Fuß auf den Tisch heraufgeschaut und Gesichter geschnitten wie
ein richtiger „Kafalier". Und nur immer vom Kino hat er erzählt
und von der Meia Mi und vom ksarry ksastn, als wären die zwei
seine Busenfreunde. So zwischen hinein vom „Ginasium" und mit
den französischen Brocken hat er jongliert, daß die Lina ganz dumm
geworden ist. Kompri und nestpa und mo scher. . . .

Da ist ein kserr ins Lafe getreten. Der Erwin ist auf einmal
wieder rot geworden bis unter die gestärkte Männerbrust und an
den' ksändcn blaß, hat auf die Seite geschaut, was das (Orchester
g'rad' spielt.

Der kserr aber ist bei ihrem Tisch stehen geblieben und hat
die Lina in den Arm gezwickt.

„Ja, Lina, was tust denn Du da? Dös kimmt einem ja ganz
g'spaßig vor, daß man Dich amol in an andern G'wandl siehgt.
Koa Mensch kennt's mehr, daß Du a Biermadl bist. Und mit an
so feinen kserinl"

Dabei hat er dem Xaver-Erwin zugezwinkert und der hat

aus seinem Stuhl eine Verbeugung praktiziert, daß er sämtliche
Kuchenbrösel mit seinem ksaarwedel vom Tisch fegte und noch eine
Kaffeetasse dazu.

Dann ist der freundliche kserr an einen Tisch gesegelt und hat
die zwei allein gelassen mit ihrem „ksühnchen".

Aber der Xaver hat aus dem ksühnchen gleich einen Gockel
gemacht und ist fuchsteufelswild geworden: „Das hält' ich nicht
geglaubt von Dir, mo scher, daß Du mich so umgehst und wo ich
Erwin heiße und im Ginasium bin und Überhaupts . .

Die Lina hätte fast geweint, wenn sie nicht unter einem strahlen-
den Kronleuchter. . .

Und überhauxts.

Das Eis war wieder hart. Erwin rief: „Freilein, zahl'nl"
„ksier ist nicht der Vrt", bedeutete er Lina. Und schaute sich nach
dem kserrn um.

Wie sie schon auf der Treppe sind, läuft ihnen der kserr nach
und schreit: „Ksaferl, Ksaferl!"

Der Erwin hört nicht, doch der kserr ereilt ihn.

„ksör'n Sie denn schlecht, Ksaferl? Am nächsten Samstag
brauchen S' net kommen zum Rasier'n, geln S'. Auf Miederfeh'n,
Ksaferl I"

Dem Erwin-Ksaverl ist gewesen wie Adam nach dem Sündenfall.

Die Lina schaute. Xaver auch.

Und nach einer Meile sagte die Lina: „Kompri, mo scher
Ksaferl?" Und ist verschwunden.

Xaver aber hat sich zum viertenmal den Film angcschaut: Der
Mensch, ein Rätsel. ®. k.

Der Sünden fall.

Schöne Äpfel, Herr!" — „O mei', Frau, wenn die Eva so ausg'schaut hält', wären wir allesamt im Paradies.

X E i n B r i e f.

Meine Köchin sendet mir aus ihrem Urlaub folgende Karte:
„In Lindau ist es wunderschön. Wir haben herrliches Wetter.
Alle Abend gehen wir vor dem Schlafengehen noch auf den Hafen.
Herzliche Grüße von ihrer Hochachtung entgegensetzenden

_ Astrologisches.

Klientin: „Ja also und da ioll'n S' mir halt in die Stern'
nachschau'n, ob ich das versprochene G'selchte auch g'wiß krieg'.
Und pressieren tät's schon stark!" — Sternkundige: „Ja was
glauben S' denn! Pressieren tät's Ihnen? Sie sind im Saturn
gebor'n. Bom Saturn braucht 's Licht 5000 Jahr, bis 's zu uns
kommt! Bor übermorgen auf d' Nacht kann ich Ihnen da keine
Auskunft geb'n."

Der vergessene Tempel.

Daß die geliebte strau ihm lächelnd reiche
Den tUund zum Ruß, hat er in waldestiefen,
wo sonst nur spielerisch die Lichter liefen.

Au stützen dieser vorweltalten Eichen
Den Tempel hingestellt. Die stenster glänzen.

Die Gäulen schmücken sich mit Blütenkränzen
Und hell erhebt sich der geliebte Name. —

wo ruht der Kavalier und seine Dame?

Ihr Leben rann, wie andre Leben rinnen.

Und endigt', wo auch wir. Doch sein Beginnen,
Verliebt und zierlich, süßer Heimlichkeiten
Verschwieg'ner Hüter, schaut noch durchs Gezweige,

<k)b sich die Liebste ihin nicht wieder neige,

lind flüstert Enkeln von den alten Aeiten. Tbk- uvig.

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Sündenfall"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Strauss, M.
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1920
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Verführung
Apfel <Motiv>
Verkäuferin <Motiv>
Adam und Eva
Paradies
Sündenfall

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 153.1920, Nr. 3925, S. 127

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