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Auf der Hochzeitsreise.

Als unser freund Lberle von seiner Hochzeitsreise zurückkam,
beglückte er uns mit einer ausführlichen Schilderung seiner Er-
lebnisse.

Schon am Hochzeltsabend war das neugebackene Ehepaar in
einem idyllischen Tirolerdorf gelandet, das es sich schon lange aus-
gesucht hatte.

Am nächsten Morgen, als Eberle noch selig in den Armen
Morpheus' ruhte, wurde er aufgestört durch unverschämt heftiges
Klopfen: „Aufmachen! Auf! Polizei!" — Eberle war sich keiner
strafbaren Handlung bewußt und darum aufs höchste entrüstet.
Das war auch ein günstiger Augenblick, sich der jungen Frau als
ganzer Mann, als schneidiger, tatkräftiger Beschützer zu zeigen.
„Ja Hcrrschastseilen", rief er, „was fallt Ihnen denn eigentlich
ein? Kommen Sie doch später, und nicht zu nachtschlafender Zeit I
Ich habe jetzt keine Zeit für Sie!" — Der Gendarm drängte:
„Es ist bereits neun Uhr! Und ich muß wieder weiter!" — „So
geh'n S’ halt weiter!" rief Lberle. — „Jetzt machen S’ gutwillig

auf — oder alsdann-" Da war nichts zu machen. Es war

übrigens bekannt, wie scharf die Fremdcnkontrolle war. Lberle
fuhr in sein Gehöse, suchte seinen Rock, fand ihn und auch den
Reisepaß und streckte ihn zur Tür' hinaus. — „Sie sind mit Frau
im Fremdenbuch eingetragen. Kann ich den Paß Ihrer Frau sehen?"
— Lberle suchte und kramte in den Sachen seiner jungen Frau,
ihren unsicheren Weisungen folgend — sie getraute sich nicht aus
dem Bett, denn der Gendarm klopfte schon wieder ungeduldig ■—
endlich fand Eberle den Rock, aber die Rocktasche? die Rocktasche

-„verzeih', Linerl, weißt D', in Damengarderobc kenn' ich

mich halt gar net aus!" So entschuldigte Eberle geschickt seine
Ungeschicklichkeit. Der Paß fand sich. Siegreich streckte er ihn zur
Türspalte hinaus.

Das Gesicht des Gendarmen verfinsterte sich: „Der Paß lautet
auf den Namen Fräulein Lina Meier — das ist also wohl kaum
Ihre Frau!" — „Aber natürlich I Seit gestern!" beteuerte Eberle.
„Wir haben gestern geheiratet. Der Paß ist eben noch auf den
Mädchennamen meiner Frau ausgestellt." — „So so", machte der
Gendarm mit einem ungläubigen Lächeln. — „Übrigens," fuhr
Lberle unwillig fort, kann es Ihnen ja gleichgültig sein, ob wir
verheiratet sind. Ls ist doch ein richtig ausgefertigter Paß!" —
Der Gendarm sah in diesen Worten eine willkommene Bestätigung
seines verdachtes und sprach gewichtig: „Ich mach' Sie aufmerksam,
daß ich auch für die Sittenp ol izei da bin. Haben Sie ein Ver-
ehelichungszeugnis?" — „was?" rief Lberle, „Verehelichungs-
zeugnis, gibt's denn das überhaupt?" — „Das sollten Sie schon
wissen." — „Mein Gott, ich hab's halt nicht gewußt; wenn ich
wieder amal Heirat', dann weiß ich's." — „Aber pfui, Leo", tönte
es von innen. — „Übrigens, da schau'n S' her!" Eberle hielt dem
Gendarm die Hand mit dem dicken Ehering unter die Nase. —
„Ja, mein lieber Herr," sagte der, achselzuckend, „ein Ehering
beweist heutzutag' nix weiter, als daß Sie ihn in am Laden 'kauft
haben, und das nit amal I" — „Na, erlauben Sie mir," entrüstete
sich Lberle, „Sie scheinen noch wenigen anständigen Menschen
begegnet zu sein." — „Du lieber Gott, das bringt halt mein
G'schäft a so mit sich!" meinte der Gendarm gutmütig. — „Ja,
also hören Sie," fuhr Lberle fort, „wenn Sie nicht glauben wollen,
dann gibt's überhaupt keinen absolut einwandfreien Beweis, daß
wir verheiratet sind. Ein Paß kann ja schließlich auch gefälscht
sein, und g'rad' so gut kann ich annehnien, daß Sie gar kein echter
Gendarm sind, sondern maskiert von einem meiner Spezeln, damit
Sie mich am Morgen nach der Hochzeit schikanieren können!"

(Lberle war mißtrauisch, seit er in seinem Reisekoffer Steine, zu-
genähte Unterwäsche, einen Pferdestriegel und andern Ulk gefunden
hatte.) — „Jetzt machen S' keine Flausen," mahnte der andre,
„ich bin der Gendarm Remigius Langkoster, jed's Kind kann Ihnen
das bestätigen, und wann ich Ihre Pässe beanstanden wollt', dann
brauchat ich ja nur an das Polizeiamt telegraphieren, wo sie aus-
gestellt hat. Dadrum handelt sich's ja gar nicht. Ich verlang' ja
g'rad' an Beweis, daß Sie mit der ledigen Lina Meier in legitimer
Ehe leben!" — „© du heiliges Land Tirol!" sagte Eberle mit
weinerlicher Stimme, „wenn Sie sich nur nicht g'rad' eine so dumme
Zeit ausgesucht hätten I wenn Sie uns auf der Straße oder in
der Bahn oder wo treffen täten, wären Sie keinen Augenblick im
Zweifel, daß wir Neuvermählte sind. So was kennt ma' doch an
der ganzen Aufmachung, auch wenn ma' kein Gendarm ist!" —
Langkofler machte ein verständnisloses Gesicht. Er war bloß auf
Pässe und Dienststempel dressiert. — Da fiel Lberle noch was ein.
Er holte ein Glückwunschtelegramm an die Neuvermählten herbei.
— „Das ist halt auch kein amtliches Zeugnis", tadelte Langkofler,
aber er schien doch zugänglicher geworden zu sein. — Helf', was
helfen mag, dachte Lberle. „Und sehen Sie doch einmal hier meine
HochzeitszigarrenI Solche Zigarren, das werden Sie mir
zugeben, raucht man nur einmal im Leben, nämlich auf der Hoch-
zeitsreise. Bitte, nehmen S' eine Handvoll!" — „Da haben S'
aber Glück g'habt, bei der Zollrevision", sagte der Beschenkte fast
vorwurfsvoll. — „Drum nehmen S' n o ch eine Handvoll", drängte
Eberle siegesfroh. „Sind Sie jetzt überzeugt?" — „Alsdann,"
Remigius Langkofler grüßte militärisch, „wünsch'ich auch weiter
eine vergnügte Hochzeitsreise!"

Als Freund Lberle uns das erzählte, belehrten wir ihn, er
hätte nur die beiden Eheringe mit dem übereinstimmenden Hoch-
zeitsdatum vorzuzeigen brauchen, um seine Angaben glaubhaft zu
niachen.

Eberle hatte schon wieder was hinzugelernt I Er zog seinen
Ehering vom Finger und fand darin zu seiner Überraschung den
Tag der „Kettenfeier" eingraviert. Er seufzte: „Wahrhaftig!
Hättet Ihr mir das net früher sagen können? Ach, meine schönen
Ziehgarr'n!"

iD i p i o tn n t i r.

Der Diplomat der alten Schule
Wlar sicherlich kein lkraftgrnie,

Lr war nur eine wichtige Dulle,

Genau so hilflos rund wir sie.

Die Leit hat uns, wenn wir nicht träumen,
Gelegenheiten ringrräumt.

Der Diplomat, sie zu uerfäumen,
ihat aber keine noch urrsäumt.

isn diesen wechsrluallen Leiten
Da fragt sich die Diplomatie
Liierst: Will sink Gelegenheiten?
ülnö zweitens: Wie versäumt man sie?

Willis.

Iftflt.

And wenn du rin Liel hast, Erreichst du's auch niemals —
So strck's möglichst hoch, Lin Sporn war es doch!

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