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„wo ist mein Vögelchen?" — „wo ist mein Miezchen?" Das
waren die ersten Fragen. Au backe! Die Frau Generalinspektor
Schulze fiel glatt in Ghnmacht, als sie den Piepmatz nicht mehr
vorfand. Und die Frau Betriebskontrolleur erftl

„So eine Roheit I" schrie sie los. „Mein süßes Miezchen in
einen Vogelkäfig zu sperren l Ich werde das sofort dem Tierschutz-
verein anzeigenl"

Sie öffnete das Bauer. Der Katze aber schien die neugewonnene
Freiheit zu Kopfe zu steigen. Mit einem gewaltigen Satz sprang
sie über den Tisch hinweg und zur offenen Tür hinaus. Nun war
auch sie verschwunden. Die beiden Damen zogen weinend ab und
drohten mit der Staatsanwaltschaft.

Uns war recht schwummrig zumute, wir beratschlagten hin
und her, wie wir die beiden Ausreißer wieder einsangen könnten.
Schließlich gab ich für die Abendzeitung ein Inserat auf:

50 Mark Belohnung
demjenigen, der uns eine entlaufene Ratze und
einen entflogenen Kanarienvogel zurückbringt.

wir hatten wenig Hoffnung. Aber am nächsten Morgen schon
halb sechs Uhr klingelte cs. Lin Mann mit einem Kanarienvogel
und einer Katze meldete sich. Gb der Kanarienvogel der richtige
war, konnte ich nicht wissen. Die Biester sehen einander ja alle so
ähnlich. Aber die Katze war's bestimmt nicht. Sie hatte ein ganz
anderes Profil, trug ein malitiöfes Lächeln um die Lippen und
den Bart in einer weise frisiert, wie ich ihn bei der entsprungenen
Mieze nie gesehen hatte. Doch der Mann bestand darauf, cs sei
die entlaufene Katze und wurde grob. Da blieb uns nichts andres
übrig, als ihm die Belohnung auszuzahlen.

Kaum war er gegangen, da klingelte es wieder und dann
wieder und wieder. Ich will's kurzmachen. wir brachten cs im
Laufe des vormittags auf sechsunddreißig Kanarienvögel und acht-
undvierzig Katzen. Um die Belohnungen auszahlen zu können,
mußte ich meine weihnachtserspainisse opfern. Unsre Wohnung
glich einem Tierasyl und der Smyrnalexpich einer schlammigen
wiese mit Maulwurfshügeln.

Nach Tisch besuchte uns Frau Generalinsxektor Schulze und
entschuldigte sich. Der Kanarienvogel war von allein zurückgekehrt.
Dann kam auch Frau Letriebskontrolleur Meyer und trug ihr süßes
Kätzchen auf dem Arm.

Und wir? was fangen wir mit sechsunddreißig Kanarien-
vögeln und achtundvierzig Katzen an? Pstl — Man soll niemals
die Wege der Vorsehung tadeln. Mein Vetter Krause hat doch
eine Fabrik feiner Fleischkonserven. Da trete ich nächsten Ersten
als Teilhaber ein.

Ei» Kenner.

„Ich möcht' nur wissen, wer das Bild gemalt hat, das ich da
gekauft habe?" — „Wo haben Sie's denn gekauft?" — „Da
drüben gleich in dem Warenhaus!" — „Na ja, dann ist's halt a
„Tictzian"!"

Ans der Schul e.

„Sogar Aristides, der Gerechte, wurde durch das Scherbengericht
aus der Heimat vertrieben! Weiß jemand vielleicht noch einen ähn-
lichen Fall? Nun, Rosenbaum!" — „Nu, der Esan durch das Linsen-
gericht!"

Die Anbeter des Symbols.

„Nun, Ihr habt die teure Neise nach dem Berner Oberland
aufgegeben?" — „Ja, aber wir haben uns als Ersatz ein großes
Stück echten Schweizerkäse gekauft!"

Thema und Variation.

Don Karl Elllmger.

I.

Romeo und Julia. Dritter Auszug. Jünste Szene.

Julia: Es war die Nachtigall und nicht die Lerche,

Die eben jetzt dein banges Ohr durchdrang -
Sie singt des Nachts auf dem Granatbaum dort.
Glaub', Lieber, mir: es war die Nachtigall.

II.

Wenn Romeo und Julia eln Jahr lang verhelratel gewesen wären.
Schauplatz: Garlenterraffe. Zeit: Belm Morgenkaffee.

Romeo: Hör', Iulchen, wie die Lerche lieblich singt!
Julia: Was du nur immer mit den Lerchen hast!

Es ist die Nachtigall und nicht die Lerche!

Sie singt des Nachts auf dem Granatbaum dort,
llnd -

Romeo: Nein, geliebtes Kind, die Lerche ist's!

Ich werd' doch eine Lerche kennen —

Julia: Ha!

Seit hundert Jahren ist's die Nachtigall,

Die dort auf dem Granatbaum tiriliert,
llnd heut' auf einmal soll's 'ne Lerche sein!!

Das ist doch stark!

Romeo (sanft): So reg' dich doch nicht auf!

Sieh' dir das Tier einmal genauer an:

Die Lerche hat —

Julia: Es ist die Nachtigall!

Romeo: Du mußt mich, Schatz, den Sah beenden lassen.

Die Lerche hat — so steht im Ärehm zu lesen —
Ein braun Gefie —

Julia: Es ist die Nachtigall!

Romeo: Nun gut, so hol' ich dir den Ärehm heraus.

Da lies dann selbst -
Julia: Es ist die Nachtigall!

Romeo: Kreuzhimmeldonnerwetternocheinmal,

So stell' dich doch nicht dümmer als du bist,

Die Lerche hat -
Julia: Es ist die Nachtigall!

Romeo: Jetzt reißt mir aber wirklich die Geduld!

Die Lerche ist —

Julia: Es ist die Nachtigall!

Mötzlich in Tränen cmöbrechend)

O Gott, ich unverstand'ne Frau! . . .

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Thema und Variation"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Reinicke, Emil
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1920
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 153.1920, Nr. 3928, S. 154

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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