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Widerlegt.

Mutter: „Ja, wo bleibst Du beit» so lang?" — Tochter: „Ach, ich Hab' meinen Hut so lang' nicht gefunden." —
Mutter: „Das kommt von Deiner ewigen Unordnung." — Tochter: „Im Gegenteil! Ich hält' ihn längst gefunden, wenn
ich ihn nicht aufgeräumt hätt'."

den Tisch eine kleine gelbe Ratze, die mich dumm anglotzte. Ich
mag freilich in diesem Augenblick auch nicht gerade geistreich drein-
geschant haben. „Ich Hab' Tante Christine kürzlich gefragt, wo-
mit ich ihr eine kleine Weihnachtsfreude machen könne. Sie schrieb,
daß sie junge Ratzen so gern habe. Wie gut sich das trifft, daß
Du jetzt gerade hinauffährst. Du mußt sie mitnehmen. Bitte,
bitte! Wir müssen Tantchen warm halten, meinst Du nicht? Sieh
nur das liebe, süße, herzige Tierchen!" Das süße Tierchen ver-
kratzte unsere schöne Tischdecke ziemlich verständnislos. Und als ich
es packte, spürte ich deutlich, daß sie mich nicht liebte. Das konnte
ich eigentlich auch nicht verlangen.

„pält sie — dicht?" fragte ich besorgt. „Musterhaft!" lobte
ksedwig; „sie geht immer auf ihr Örtchen." „Aber ich kann doch
das Örtchen nicht auch mitnehmen! Bedenk'die lange Reise!" Ich
besann mich und schlug dann vor, ein Dbstkörbchen so hoch mit
Sägespänen zu füllen, daß nichts zu befürchten war, selbst für den
^all, daß die Ratze sich ganz verflüssigen sollte — was mir eines-
teils am liebsten gewesen wäre. Ich nahm an, daß Ratzen, wie
der Mensch, zu etwa neunzig Prozent ans Wasser bestehen. Also
auf das Sägemehl sollte ein kleines Deckchen kommen, darauf die
Ratze, darüber ein Deckel, daneben ein Flasche Milch und ein Schäl-
chen. Das Lieblingssxielzeug, ein rotes Stoppel, mußte mit in den
Rorb, „zum Zeitvertreib während der langen Reise". Lin Flasche
Lau de Lologne wollte ich für alle Fälle auch mitnehmen.

Mit gemischten Gefühlen bestiegen wir den Nachtschnellzug
In Augsburg, als der Zug hielt, hörte ich ein leises „Miau"
über mir. Mein Gegenüber, ein resolut ausseheuder Mensch, hörte

Ls ist nicht wahr, daß alles im Wett steigt und teurer wird.
Das gilt zum Beispiel sicher nicht für die Erbtanten. Die Erb-
schaftssteuer hat dafür gesorgt, daß sie uns nicht mehr so teuer
sind. Das bißchen, was übrig bleibt, ist sauer verdient, zumal
wenn sie häßlich, schrullig und anspruchsvoll sind. Und sie warm
zu halten, ist bei den hohen lfeizmittelpreisen auch eine kostspielige
Sache. Man tut's aber, um nicht lieblos zu erscheinen.

Unsere Erbtante Christine wohnt in Berlin. Wenn ich dienst-
lich hinkomme, besuche ich sie und bringe ihr was mit und über-
zeuge mich jedesmal, daß sie noch recht rüstig ist, Gott sei — Dank!
5ie ist zäh, hält sich gut. Wie ein eingesalzener kferiug, an den
sie mich oft erinnert. Sie ist häßlich und sehr energisch. Nicht
mal die Grippe wagte sich an sie heran. Ich muß auch nach-
schauen, ob sich sonst niemand in verdächtiger Weise um sie bemüht.

Meine Cousine Hedwig, die auch an ihr hängt, gibt mir
natürlich immer was für sie mit. Ich teile ihr meine Abreise
knapp vorher mit, seitdem sie mir mal einen Liegestuhl aufhängte.
Den mußte ich damals in Berlin, weil gerade mal wieder Straßen-
bahn-, Droschken- und Packträgerstreik war, nachts vom Anhalter
Bahnhof auf dem Ropf bis in die Genthinerstraße tragen, wo ich
wohnte. Ich kann meiner Cousine Hedwig das „Mitbringsel" nicht
abschlagen. Es sähe aus, als wollte ich sie in der Gunst der ge-
meinsam Angebeteten verkürzen.

Diesmal rief ich in der Woche vor Weihnachten an, ich führe
am nächsten Tag nach Berlin, Hedwig bat mich, ein kleines Weih-
nachtsgeschenk mitzunehmen. Es sei wirklich was ganz Meines,
Niedliches. Sie wolle es gleich bringen. Sie kam und stellte auf

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Wärme"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Kirchner, Eugen
Entstehungsdatum
um 1921
Entstehungsdatum (normiert)
1916 - 1926
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 154.1921, Nr. 3937, S. 13

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