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Wer Glück hat, kann stets drauf vertrauen!
Denn ist er selbst zu dumm zum „schauen" —
Das Schicksal sorgt mit Rat und Tat,

Daß er auch das nicht nötig hat.

®. <s. w.

Es nutzt nichts, in finsterer Nacht Sterne
über sich zu scheu; man muß an sie auch
glauben. Sv.

Der süße Sorgenbrecher,

Der uns im Glase winkt,

Wird leicht zum Sorgenbecher,

Arts dem man Sorgen trinkt.

®. ®. w.

Wer aus Mitleid allein gibt, gibt ge-
wöhnlich nicht viel. S».

Wer will des Sturmes Kraft erproben
Und richtig werten, zieh' hinaus;

Denn ärger tont ans Ohr sein Toben,
Wenn man geborgen sitzt im Haus!

®. <l. tti.

Süßes n»d Saueres.

(Glossen und Splitter.)

Zur Plage werden dem des Daseins Stunden,
Der stets in Sorge lebt vor Tod und Grab;
Nur wer sich mit dem Tode abgefunden,

Der findet sich auch mit dem Leben ab.

Wer sich nicht läßt von Sorgen plagen,

Der freut des Glückes doppelt sich;

Denn Sorgen, Freund, die innßt du tragen,
Die Freuden aber tragen dich!

®. ®. w.

Einige wenige leben davon, daß so viele
keinen Verstand haben. Sp.

Durch ein Lob kann man sich leichter
lächerlich machen als durch einen Tadel.

Sp.

Die Hoffnung nur ist ideal,
Erfüllung, die ist stets banal.

w. C. w.

Erst macht die Mode alle die lächerlich,
die sie nicht mitmachen, dann machen alle,
die sie mitmachen, die Mode lächerlich.

Sp.

Gestohlen wurde stets mit Lust und Liebe;
Der Unterschied, er liegt im Zeitgeist nur:
Einst sagte man: „Gelegenheit macht Diebe",
Jetzt heißt's jedoch: „Man nützt die Kon-
junktur." «. ®. w.

Mit der Bescheidenheit ist es wie mit
dem Adel: wenn sie echt ist, ist sie vornehm.

Sp.

Wie buchen Sie.,.?

Als der Tod seine Listen uachsah, fand er den alten Schüdde-
kopf überfällig.

„Natürlich," brunmite er, „diese alten Buchhalter können sich
von ihrem Kontobuch nicht trennen! Na, beim ersten Husten, den
er kriegt..."

Hauptbuchhalter Schüddekopf war zwei Tage weggeblieben.
Am dritten marschierte er wieder aufrecht in seinen Glasverschlag
im großen Arbeitssaal. Aber er hatte ein dickes Wolltuch um den
Hals. „Aha," tuschelte es im Saal, „es hat ihn — der Husten
hat einen bösen Klang — es scheint noch jemand bei ihm drin
zu sein."

Der bei ihm drin saß, mar der Tod. „'Kommen Sie, Schüdde-
kopf," sagte er, „'s ist Zeit."

Schüddekopf sah aus einer Habcnspalte auf. „Woraus schließen
Sie das?" sagte er sachlich.

„Ihr Husten —"

„Unsinn! Habe mich geräuspert. Die Buchung ist nicht'leicht —"

„Welche Buchung?"

Der alte Buchhalter sah den Tod etwas geringschätzig an:
„In Buchhaltungssachen werden Sie doch kaum Bescheid —"

„Erlauben Sie mal, ich führe selber Bücher, habe oft genug
die schwersten Fälle —"

„Na schön, hrrem, wie buchen Sie also ein erzieltes Aktienagio ?"

Der Tod wurde nachdenklich: „Der Fall ist mir neu, ich werde
mich besinnen."

Ein paar Tage später tuschelte es wieder im Arbeitssaal: „Lr
hustet nicht mehr, ist noch einmal gut weggekommen, der Alte

Inzwischen hatte der Tod Buchführungsunterricht nehmen
müssen. Es hatte sich herausgestellt, daß er nur die einfache Buch-
haltung beherrschte. Nach einem Jahre, als es dem alten Schüdde-
kopf die bösen Herzstiche gab, stand er wieder klappernd im ver-
schlag : „Jetzt habe ich die Buchung."

„Welche?"

„Konto der Aktionäre an Reserve-Konto."

„Ach so, ich hatte schon vergessen — uff — inzwischen hat
sich der Wind gedreht, wir haben eine Unterbilanz, die — uff —"

„Kommen Sie —"

„— die aus stillen Rückstellungen auf Waren gedeckt werden
soll. Der Fall ist schwierig. Wie buchen Sie — ?"

„Ich werde darüber Nachdenken."

Im Kontor steckten sie wieder die Köpfe zusammen: „Merk-
würdig, wie rasch sich der alte Schüddekopf von seiner Herzgeschichte
aufgerappelt hat."

Dann kam eine Zeit, wo der Krankenkassenarzt den Kopf schüt-
telte: „Anstatt daß Sie in Pension gehen, besorgen Sie auch noch
die Privatbuchführung des Kommerzienrats!"

„Lr hat ein Gut gekauft, die vertrackte landwirtschaftliche
Buchführung reizt mich —"

„Sie mich auch, Herr Schüddekopf, mich trifft die Schuld nicht,
wenn Sie etwas andres treffen sollte . . ."

„Ich laß mich hängen," murrte Buchhalter Wachsmann, Erb-
anwärter auf den Glasverschlag, „hängen laß ich mich, wenn den
Alten, der nicht gehen will, heute oder morgen der Schlag — hört,
kindisch scheint er auch zu werden - spricht da drinnen mit sich
selbst. . !"'

Das war ein Irrtum. Drinnen war zum drittenmal der Tod.
Er wischte sich den Schweiß vom Stirnknochen. Es» war eine ver-
trackte Buchung gewesen. Im Himmel hatte niemand rechten Aus-
schluß geben können. Erst ein alter Teufel hatte ihm nach einem
Jahre draufgeholfen.

„Die Buchung mar ein Kinderspiel," sagte der Tod, „es muß
natürlich heißen: Waren-Konto an Gewinn- und Verlust-Konto."

„Hm, ganz richtig ist es nicht —"

Jetzt kriegte der Tod den roten Kopf, der beim alten Schüdde
köpf den Schlag erzeugen sollte: „Sie wollen mich wohl gar be
lehren?"

„Die Buchung ist nämlich ein wenig anrüchig — riecht nach
Schwefel — aber immerhin, ich will sie gelten lassen."

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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Süßes und Saueres"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stockmann, Hermann
Entstehungsdatum
um 1921
Entstehungsdatum (normiert)
1916 - 1926
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 154.1921, Nr. 3942, S. 50

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Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
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