Der Blutfleck.
Geister- und Schauer-Ballade.
Schrubbte, schrappte, scheuerte die Diele
Runigunde war's, das Geisterwcib.
Mutig sprach er, wenn auch etwas matter:
„Gnädigste, gestattet, daß ich helf',
- Samelsohn, aus Ryritz an der Rnatter
Übrigens ist es noch gar nicht zwölf!"
Schauerlich von lippenlosen» Munde
Llang's: „Elender Erdenwurm, Du lügst!
Denn die Durmuhr geht auf die Sekunde,
Hoffe nicht, daß Du niich druin betrügst!
wehe Dir, Dein Leben ist vernichtet.
Umgebracht Hab' ich schon einen Mann,
Und - da ich zu spuken doch verpflichtet
Lommt es mir auf einen mehr nicht an!
Löse Dich und mich! viel hundert Stunden
Scheuert' ich umsonst nun scheu're Du!
Erst wenn dieser Blutfleck ganz verschwunden,
Finde ich in meinem Grabe Ruh!"
„Ei — die Sache Hab' ich bald am Wickel,"
Rief Herr Samelsohn, „gleich ist er weg.
Denn ich reise ja in dem Artikel,
Flecke tilgen ist mein Lebenszweck."
Modrig roch es in dein Turmgemache
wie in einem hundertjährigen Grab,
Aber dankbar, daß er unter Dache,
Legte er den naffen Mantel ab.
Schmierte ein den Blutfleck in der Stube,
Und alsbald sah keine Spur inan mehr.
Plötzlich durch die Mauer kam es kühle.
Beugte nieder t>en durchsicht'gen Leib,
n*»H Mi!
„Endlich!" hauchte das Gespenst, „o endlich!!"
Und entschwand mit nnhörbarem Schritt —
Sturmwind heulte, Regenfluten gossen,
Finsternis bedeckte weg und Pfad,
Als am waldumrauschten Grafenschlosse
Spät ein Wandrer um ein (Obdach bat.
Doch der Pförtner sprach: „Sauhatz ist morgen.
Und wir haben Gaste bis ans Dach.
Nur ein Bett noch könnt' ich Euch besorgen —
Droben, im verwünschten Turmgemach.
Doch der Aufenthalt dort, Herr vernehmt es.
Ist für Leib »rnd Seele ungesund,
Denn als Nachtgespenst — ein ganz verfehmtes
Spukt dort unsre Ahnfrau Lunigund'.
Ihren Buhlen meuchelte sie. Gräßlich
Blieb der Blutfleck auf der Diele steh'n.
Dort schrubbt sie zur Nacht nun unablässig.
Doch den Flecken könnt Ihr heut' noch seh'n.
Und der Fremdling sprach: „Nicht Wolf noch Natter
Schreckt mich - auch den Geist besteh' ich schon.
Denn ich bin aus Ryritz an der Lnatter
Und der Reisende von I. G. Lohn.
Aus den» Musterkoffer eine Tube
Holte strahlenden Gesichtes er.
Geister- und Schauer-Ballade.
Schrubbte, schrappte, scheuerte die Diele
Runigunde war's, das Geisterwcib.
Mutig sprach er, wenn auch etwas matter:
„Gnädigste, gestattet, daß ich helf',
- Samelsohn, aus Ryritz an der Rnatter
Übrigens ist es noch gar nicht zwölf!"
Schauerlich von lippenlosen» Munde
Llang's: „Elender Erdenwurm, Du lügst!
Denn die Durmuhr geht auf die Sekunde,
Hoffe nicht, daß Du niich druin betrügst!
wehe Dir, Dein Leben ist vernichtet.
Umgebracht Hab' ich schon einen Mann,
Und - da ich zu spuken doch verpflichtet
Lommt es mir auf einen mehr nicht an!
Löse Dich und mich! viel hundert Stunden
Scheuert' ich umsonst nun scheu're Du!
Erst wenn dieser Blutfleck ganz verschwunden,
Finde ich in meinem Grabe Ruh!"
„Ei — die Sache Hab' ich bald am Wickel,"
Rief Herr Samelsohn, „gleich ist er weg.
Denn ich reise ja in dem Artikel,
Flecke tilgen ist mein Lebenszweck."
Modrig roch es in dein Turmgemache
wie in einem hundertjährigen Grab,
Aber dankbar, daß er unter Dache,
Legte er den naffen Mantel ab.
Schmierte ein den Blutfleck in der Stube,
Und alsbald sah keine Spur inan mehr.
Plötzlich durch die Mauer kam es kühle.
Beugte nieder t>en durchsicht'gen Leib,
n*»H Mi!
„Endlich!" hauchte das Gespenst, „o endlich!!"
Und entschwand mit nnhörbarem Schritt —
Sturmwind heulte, Regenfluten gossen,
Finsternis bedeckte weg und Pfad,
Als am waldumrauschten Grafenschlosse
Spät ein Wandrer um ein (Obdach bat.
Doch der Pförtner sprach: „Sauhatz ist morgen.
Und wir haben Gaste bis ans Dach.
Nur ein Bett noch könnt' ich Euch besorgen —
Droben, im verwünschten Turmgemach.
Doch der Aufenthalt dort, Herr vernehmt es.
Ist für Leib »rnd Seele ungesund,
Denn als Nachtgespenst — ein ganz verfehmtes
Spukt dort unsre Ahnfrau Lunigund'.
Ihren Buhlen meuchelte sie. Gräßlich
Blieb der Blutfleck auf der Diele steh'n.
Dort schrubbt sie zur Nacht nun unablässig.
Doch den Flecken könnt Ihr heut' noch seh'n.
Und der Fremdling sprach: „Nicht Wolf noch Natter
Schreckt mich - auch den Geist besteh' ich schon.
Denn ich bin aus Ryritz an der Lnatter
Und der Reisende von I. G. Lohn.
Aus den» Musterkoffer eine Tube
Holte strahlenden Gesichtes er.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Blutfleck"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1921
Entstehungsdatum (normiert)
1916 - 1926
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 154.1921, Nr. 3942, S. 53
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg