Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Reigen.

Von Hans Lauer.

Herr Kuchennapf ist schon ein sehr großer
Schieber. Gesund gemacht hat er sich im vorigen
Jahre. Da hat er einen gewaltigen Posten
aus Heeresbeständen herrührender Ledergama-
schen zu 6 Mark das Stück gekauft und sie zu
15 Mark verkauft. Rein verdient hat er an
diesem Geschäft 367857,58 Mark. Um diese
Summe hat er glatterdings den deutschen Staat
geprellt.

Seit diesem Riesenschlage verkehrt er fast
täglich in der Immanuel-Kant-Diele. Dort
säuft er regelmäßig zwei Flaschen Sekt. Diese
zwei Flaschen berechnet ihm der Wirt, da es
sich um feinsten französischen Import handele,
mit 3()0 Mark. Ihn selbst kosten sie 42 Mark,
da cs sich keineswegs um französischen Import
handelt. Der Wirt der Jmmanuel-Kant-Diele
neppt Herrn Kuchennapf fürchterlich.

Was er mit den Riesenverdiensten macht?
Je nun: Er hat ein Dämchen, das darauf
besteht, daß ihre intimen Beziehungen zu ihm
mit 10000 Mark im Monat honoriert werden.
O! Was die neppen kann!

Wozu ein einzelnes, noch dazu weibliches
Lebewesen 10000 Mark im Monat braucht?
Die Dame hat Passionen. Eine Seidenrobe
löst die andere ab, ein Oreps äs ebive-Hut den
anderen reiherfederbestückten. Ihr Schneider
neppt sie schauderhaft.

Dieser Schneider trinkt weder Sekt, noch
päppelt er Damen, noch geht er in Samt und
Seide einher. Aber er ist ein ehrlicher Mann,
der Einkommen und Vermögen gebührend ver-
steuert. Der Staat nun braucht sehr viel.
Weil Herr Kuchennapf ihn schrecklich geneppt
hat. Also neppt er den ehrlichen Schneider.
Der seinerseits nur einen Akt
der Notwehr vollzieht, wenn
er sich tüchtig bezahlen läßt.

Womit der Kranz geschlos-
sen ist.

Und keiner dem andern
etwas vorwerfen sollte.

S t r c n g logisch.

Der Herr Lehrer hat von
der jetzt in Deutschland herr-
schenden Arbeitsunlust ge-
sprochen und will daran einen
kleinen historischen Rückblick
knüpfen. „Wir wissen," sagte
er, „daß unsere Altvorderen,
wie der Dichter humorvoll
bemerkt, gerne auf ihrer Bä-
renhaut lagen! Was geht dar-
aus hervor? Nun, Müller!"

— „Daß die alten Deutschen
viel haariger waren als die
jetzigen!"

Span»» n g.

0

\-c r.


D i c

Bcaintcnaufbcsscrung.

Daß die Beamten anfge-
bessert werden müssen, ist klar;
denn die Lage verschlechtert
sich zusehends. Die Beamtcn-
gehälter sind das einzige, was
sich bei der deutschen Re-
gierung bessert. Die Beamten
selbst haben sich wohl kaum
gebessert, sondern nur ver-
mehrt. Nicht durch natür-
liche Zuchtwahl, sondern durch
unnatürliche Znwahl. Beim
Staatssäckel kennt man keinen
Abbau, sondern nur Raub-
bau. Dem Staat wird das
Geld unter den Händen nicht
zu wenig, sondern immer
mehr. Die staatlichen Mittel
sind nur allzu flüssig. Leider
ist aber das Geld immer noch
nicht überflüssig. Auch die
Bolschewisten haben es wenig-
stens im Verkehr mit dem
Ausland beibehalten, wenn
sie Konzessionen an Ameri-
kaner und Engländer ver-
kaufen. Man kann damit
wenigstens Bankdepots im
Ausland anlegen. Und ist das
nicht der Zweck des Kommu-
nismus, daß wenigstens die
Kommunisten zn Geld kom-
men? Ein Prophet gilt nichts ,
in seinem Vaterlandc, darum
muß er sein Geld im Aus-
land anlegen. Unsere Be-
amten aber gelten im In-
land sehr viel, dafür brau-
chen sie im Ausland um-
soweniger geachtet zu wer-
den. Sie sind eben keine
Propheten. Das haben sie
im Krieg bewiesen. Aber fürs
Prophezeien werden sic auch
nicht bezahlt. Im Gegenteil,
in Deutschland ist das Prophe-
zeien als Gaukelei strafbar
und Gaukler sind nicht ein-
mal mehr im Karneval zn-
gelassen, geschweige denn, daß
sich die Beamten als Gauk-
ler etwas verdienen dürften.
Ein solcher Nebenverdienst ist
ihnen verschlossen, also sind
sie auf die Aufbesserung an-
gewiesen. Und keine Arbeit
betreibt der Beamte so ernst
und eifrig als das Verlan-
gen nach Ausbesserung. Wir

66
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Spannung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Kirchner, Eugen
Entstehungsdatum
um 1921
Entstehungsdatum (normiert)
1916 - 1926
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 154.1921, Nr. 3944, S. 66
 
Annotationen