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Ostern.

Uaä) blauen Fernen, sonnverklärten,
Nun neu die Sehnsucht lockt und ruft,
Verheißend über allen Gärten
Schwebt Veilchen- und Narzissenduft.

Morgendlich schimmern Tal und Hügel,
Der Himmel glänzt perlmuttergleich.
Und zitternd wie Libellenflügel
Spiegelt sein Bild sich ab im Teich.

Ein Falk zieht droben seine Rreise,
Schwarzamseln tragen ein zu Nest,
Wie Auferstehungoodem leise
Zieht es durchs knospende Geäst.

Und ob ein Herz in Trauer ginge,

Der Len; legt lind darauf die Hand —
Schon gaukeln tausend Schmetterlinge
wie gold'ne Hoffnungen durchs Land)

Durch alle Wipfel geht ein wehen,

Ist's nicht, als ob ihr Säuseln sag':

„Stets folgt ein werden dem Vergehen,

Und jedem Leid ein Lsstertag." r

Corned beef.

von H. Genen n ch e r.

Line herrliche Konserve — man merkt doch gleich, was aus Amerika
stammt! Schon die Form der Büchse: wie ein Stück von einer dorischen
Säule: Und die prächtigen Farben des Bleches und was alles drauf
gedruckt stand! kesen konnte ichs allerdings nicht, weil ich nicht ameri-
kanisch verstehe, aber den literarischen wert spürte ich sofort. Der Kauf-
mann sagte übrigens, man könne mit so einer Büchse ruhig hundert
Menschen den Schädel einschlagcn, ohne daß sie eine Beule bekäme, Ich
erkundigte mich, ob man den Inhalt
auch essen könne.

„Und ob!" meinte der Kaufmann.

„Das ist sogar noch Friedcnsware: aller-
feinstes Corned beof, direkt aus der
Prärie, wo der kedcrftrumxf wächst!"

„Gut," sage ich, „dann will ich mal
probieren, wie kederstruinpf schmeckt,"
und kaufe die Büchse für meine letzte
Gehaltszulage. Ich brauche es nicht
zu bereuen.

Am nächsten Morgen haben wir
versucht, sie aufzumachen. Drei Kon-
servenöffner, ein altes Infanterieseiten-
gewehr, eine flolzaxt und sechs Finger
meiner rechten bfand sind dabei in die
Brüche gegangen — die Büchse wider-
stand.

„probicr's doch mal mit Deinem
Rasiermesser!" riet meine Frau.

„Das muß ich aber vorher schleifen
lassen", sagte ich. „vielleicht gingst
Du mal mit der Büchse zu Deinem
Zahnarzt. Der kann schließlich mit
seinem etekirischen Bohrer ein koch
hincindrehen."

Meine Frau ging und kam wieder.

Drei ganz winzige kächlein sah man
in dem Blech — dann war jedesmal
der Bohrer zersplittert.

Ich schmuggelte mich mit der
Konservcdose in ein großes Dampf-
sägewerk ein und stiftete den Stift
dazu an, sie unter die Kreissäge zu
halten. Brrrrrr —ging's; zwölf Zähne
waren ausgcbrochen, und ich habe eine
Strafanzeige wegen Anstiftung zur

Sabotage erhalten und fühle mich außerdem noch moralisch verpflichtet,
für den brotlos gewordenen Bengel zu sorgen.

Unsere Corired-boel-Büchse ist also ein physikalisches Phänomen,
wir haben sie einem Nahrungsmittellaboratorium zur Begutachtung über-
sandt. Mit flilse von scharfen Feilen und zersetzenden Säuren ist es dem
Institut gelungen, das Blech an einer Steile von etwa Pfenniggröße zu
entfernen. Der darnntcrlicgcndcn rötlich-braunen Masse vermochte weder

die mechanische noch die chemische Be-
handlung beizukommcn. Line Durch-
leuchtung mit X-Strahlen blieb eben-
falls resultatlos, da die Strahlen sich
an der Masse U-förmig bogen. Eine
wissenschaftliche Untersuchung, die ein
U für. ein X Vormacht, ist aber genau
so unzuverlässig wie »mgcdrcht. Das
Gutachten konnte nur als mutmaß-
liche Diagnose erteilt werden dahin-
gehend, daß der Inhalt der Büchse
jedenfalls von einem versteinerten
Präriebüffel stamme. Seine Verarbei-
tung zu Corned bocf müsse durch die
alten Azteke» nach einem Gchcimvcr-
fahrcn erfolgt sein, was wiederum ein
grelles Schlaglicht auf die hoheKultur-
und Zivilisationsstufe dieses sagen-
haften Volksstammes wirft.

Bewunderung verdient aber der
praktische Sinn meiner Frau. Sie hat
aus der Konservenbüchse einen Eck-
pfeiler unseres wirtschaftlichen Wieder-
aufbaues gemacht. Line Entfernung
des Corned bcel's aus der Blechhüllc
blieb unmöglich. Immerhin befanden
sich jetzt im Blech einige Mffnungen.
was tut also nieinc Frau ? Sic kocht die
ganze Büchse! Das gibt nun Tag für
Tag eine Kraftbrühe — einfach delikat!
Neulich entdeckten wir sogar beinahe
ein Fettauge drauf, was wir uns auf
diese weise schon an Fleisch erspart
haben, das glaubt gar niemand. Falls
wir ohne direkte Erben sterben sollten,
wird die Büchse später in den Besitz
der städtischen Volksküche übergehen.

Im Dnscl.

„Sapperlott, nie hätt' ich gedacht, daß sich d' Erden so
schnell dreht!"

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Im Dusel"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Strauss, M.
Entstehungsdatum (normiert)
1921 - 1921
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Betrunkener
Geschwindigkeit
Straßenbeleuchtung

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 154.1921, Nr. 3948, S. 98
 
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