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Da Äeiratsvermittla.

Das Stadttor.

Lin Stimmungsbild.

Eingeklemmt liegt es zwischen den Resten der Stadtmauer,
die eine feine Sand nicht ganz verschwinden ließ. So ist es immer
noch eine Tür, die durch starre Hände ins Innere führt. Dicke
Quadern ragen mit steinfest gefügtem ITiörtel. Z52S steht unter
den Pflugscharen des Wappens über dem Rogen. Über dein grau-
grünen Schindeldach springt eine kupfergedeckte kleine Barockzwiebel
wie ein übermütiger Scherz in die Luft, von einer kunstvoll ge-
schmiedeten Eisenfahne überragt. Eingeschlafen ruht der Bau im
gelben Serbstmittagslicht. wie herrlich das flammende rote Wein-
laub auf dem gelben Grund, aus dem die blauen Läden der
Wächterwohnung märchenhaft schön schimmern! Und manchmal
rieselt Ofener von der mächtigen Kastanie an der Treppe über das
Dach, und leise, mein' ich, knistern die alten Dachplatten. Tief lehnt
der blaue Himmel dahinter, von St. Annen läutet eine Glocke.
Die sang schon, als Bauern um Einlaß fluchten vor den: Tor.
Und das sah wallensteinsche Söldner und friederizianische Füsiliere.
Durch seine Wölbung flog die Runde von Beuthen und Leipzig,
von Sedan und Lüttich, über sein Pflaster rumpelte die gelbe Post-
kutsche und der dunkle wagen, schritt der Sandwerksbursche und
stöhnte der Armsünderkarren, quoll buntes Bürgerleben, als die
rügenden Wälle stclen, die Uienschcn hinausdrängten in Gärten
und Grün, in Berge und Buchten. Als sie Gott fühlten in: wehen
der Salme, in: Wunder der weite, hinaus über die getrübte Helle
heiliger Fenster. Als sie das Vaterland fanden, das größer war,
als mauerumhegte städische Gerechtsame. Tief sinkt das Tor in
traun: und Stille. Unr sein Haupt spinnen goldene volksgesänge
und Wunderweisen von Schubert und Silcher; von der Linde am
Drunnen neben den: Anger lächeln Gänseliefellieder und abends
scheint der kliond freundlich auf den grauen Landsknecht der guten
-tadt. Sie hat ihn schon lange nicht mehr nötig und könnte ihn
abbrechen. Er weiß das wohl. Aber je weiter die Stadt ihre Reize
über die Grenze wirft, die er einst hegte, desto schöner leuchtet sein
ülter und desto lieber lacht sein gutes Gesicht in einen lauteren
^.ag, den: er behaglich zuschaut ivie ein Großvater den: Spiel
fröhlicher Enkel. Ludwig Bäte.

Kinder »: u:: d.

„Nun, Lieschen — Ihr habt ein Brüderchen bekommen? Da
haben Deine Eltern sich gewiß sehr gefreut?" — „Ach, Maina
>ve:s; cs ja noch gar nicht, die ist in der Klinik!"

Der dunkle Punkt.

Bollenschlägers lernen ans dem Künstlerball einen jungen Maler
kennen, der sich lebhaft für ihre Tochter interessiert. Man spricht
über moderne Porträts. — „Haben gnädiges Fräulein auch schon
einmal gesessen?" fragt der Maler. — Fräulein Bollenschläger er-
rötet tief: „Ach nein, das war nur Papa."

E «e r g i e.

„Dein Bräutigam hat die Verlobung aufgelöst?"— „Ja, aber
das hilft ihm nichts. . . geheiratet wird er doch!"

Ein Bienschenkenner.

Assistent: „Herr Professor, soll ich mir das Honorar von
den Patienten gleich zahlen lassen?" - Professor: „Wenn sie
elegant gekleidet sind — ja!"

Wie mei' Vetter Franz! vor drei Jahr'

Jung verheirat't und recht narret war,

Lab'n s' a Mordsgetu mit ’m Waldl g'mächt,
Den hat nämli' sie in d' Eh' mitbracht,

Weil er - - wie, dös woaß i' nimmer g'nau —
Z'samm'g'führt hat den Franzl und fei' Frau.
Bufferln hab'n f' ihm geb'n und alles to',

Was a Lund si' Schön's nur wünschen ko'.

Reuligs, wie i' auf der Straßen geh',

I' vor meiner g'rad den Franzl seh',

And der brave Waldl war aa' :nit,

And der kriagt vo' ihm an festen Tritt.
Schimpfa hör' i' '::: „Du abscheuligs Viech,
Druck di' no, daß i' di' nimmer siech!"

Auweh, denk' i', Waldl, jetzt is's g'fehlt!

Du hast dazumal was Duinm's o'g'ftellt!

s. I.


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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Da Heiratsvermittla"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Roeseler, August
Entstehungsdatum
um 1921
Entstehungsdatum (normiert)
1916 - 1926
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 154.1921, Nr. 3948, S. 101

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