's Lauteneckerl
Das Märchen vom Fjord.
Ruhig atmend lag das Neer in bleicher Sonne. Nit tän-
delnden Fingern warf es bunte Nuscheln an das Ufer und fing
nüt Algenfäden eilige Käfer vom weißen Sande.
Da drang aus ferner Lerne ein süßer Klang und ward
zum mächtigen Brausen. Durch die blauen Lüfte kam der
Lrühling gefahren, vor ihm der Keil der wilden Gänse und um
ihn eine Wolke bittersüßen Duftes. Das Iferz des Meeres begann
zu klopfen und harrte, liebend sich zu geben.
viele Lreier warben um die lfuld der Schönen, deren
sprühendes Leben sie reizte.
Es kam der nachbarliche blaffe Strand. „Durch Jahr-
tausende Hab' ich dich gesehen, dich und deine Llachheit"
und mit kalten lvellen höhnte sie des Armen.
Ls kani der Segler, jung und hoffnunggeschwellt. „Du bist
mir Spielzeug für müßige Zeit." — In kicherndem Wirbel
drehte sie ihn, bis er ächzend niedersank in schwarze Tiefe.
Ls kam das Liland, schmuck und grün. „Gefährte magst
du sein für Sonnentag, doch nicht für dunklen wettergraus" -
und in Sturzseen verschwand der Werber mitsamt dcni blühenden
Strauß, den er in lhänden hielt.
Ls kam der Sturm und brüllte seine Leidenschaft und
faßte gierig nach deni reinen Leibe. — „Lahr' hin, Unhold, zu
deiner Wolkensippe" — und kraftvoll und rauh stieß sie ihn
von sich.
Aber unbewegt stand der mächtige Berg und sagte stolz:
„Nein Sinn ist harter Stein und nimmer wird Liebe mich
betören."
Doch die Meerfrau war entbrannt für den Trntzigen, der
groß und gewaltig war wie sie selbst. Sie sang ihm Lieder
fremd und kosend und tanzte mit silbernen Schuhen und wehenden
Schleiern. Sie schlang die weißen Arme um den nackten Lels
und saugte mit feuchten Lippen sich fest. Und in zaubersamer
Nittsommernacht öffnete der Berg sein steinernes lfcrz dem
pulsenden Leben - und endlos gatten sich Neer und Berg im
Ljord. rn. vsm.
Tragisches Los.
Vagabund: „.Jeder Weg führt nach Rom', sag'n die
Studierten; der Spruch ist verlogen: so oft i' auf der Land-
straß' bin und mein', jetzt kommt bald Rom — sitz' ich schon
wieder im Loch."
Vorteilhafter Kauf.
Poppkes wandeln durch die „Ausstellung der Jüngsten".
Vor einem der Produkte ans Leinwand und Ölfarben bleibt
Frau Poppke ergriffen steh'n: „Wie wundervoll, Oskar!" —
„Entsagung" hat der Künstler sein Bild genannt und wirk-
lich : vor diesem Bilde lvird die Seele ruhig, da schweigen alle
Wünsche." — Poppke ist auch begeistert: „Gleich kauf' ich Dir
das Ding, Rosa — da kannst Du es den ganzen Tag ansehen."
Frage'?
„Was war Adam?" — „Erster Liebhaber."
Orakelspruch.
Sommerfrischler (zum Wirt): „Aber erlauben Sic
mir, ich konnte die ganze Nacht vor lauter Schnaken nicht schla-
fen?" — Wirt: „Na ja, Hab' ich Ihnen net glci' beim Ein-
mieten o'sagt, daß bei uns immer schnackerlfidel is!"
lansfi
rsa-m.
D.Rctst.
Der
Pechvogel.
ö. Iegerl.
f»a..r ^
a rnoÜ
K — .
d moll
-P
^ mf
" ^ ^
J-J:
Wia-r-i da-zu - mal kem-ma , bin aufd'Welt, hat ma
a. moll
■ 9 \ -f» -
-j —r
—
-1—-Tr- f> i
V-——
g'sagt: „9 mei', der l)at uns no' g'fehlt. Wann er's
dmoll
i
r
Mp
net der-macht, waar scho' was ver-lor'nl Bin als
ccmöll
E f>
a.rno/1
"M r.9.ß
J-TT
w* r fi
f *\.
-4
V-1—
Pech - vo - gel halt ge - bor'n."
Wia-r-i g'we'n no' bin kaum a Dutzed Iahrl,
Lab' i' 'm Vater druckt mal a feins Zigarrl.
Weil ma schlecht is wor'n, hat er's aa' scho' g'spannt.
Laut den Pechvogel umanand.
Wenn a Deandl i' mir hätt' auserwählt,
Is nix worden draus zweg'n am leidigen Geld.
An an' andre kimm i' ja eh' net hi',
Weil i' eb'n a Pechvogel bi'.
Aber oans dafür woaß i' dengersch g'iviß,
Daß a langes Leb'n mir ganz sicher is.
Aa' mit neunzig Jahr kimm i' no' net weg.
Weil i' vor lauter Beech papp' am Fleck.
So, jetzt hör' i' mi'm Singa aber auf,
Denn als Pechvogel wart' j' eh' scho' drauf.
Daß mir 's E oreißt oder gar as A-*)
Deifi, is scho' hi'! Siehgst es da!
*) Die hochgezogene A--Saite zurückschnellen lassen!
Anmerkung der Redaktion. Auf wiederholte Anregungen hin werden wir
in diesem Lauteneckerl in zwangloser Folge Original-Kompositionen für unsere
Lautensiinger bringen.
143
Das Märchen vom Fjord.
Ruhig atmend lag das Neer in bleicher Sonne. Nit tän-
delnden Fingern warf es bunte Nuscheln an das Ufer und fing
nüt Algenfäden eilige Käfer vom weißen Sande.
Da drang aus ferner Lerne ein süßer Klang und ward
zum mächtigen Brausen. Durch die blauen Lüfte kam der
Lrühling gefahren, vor ihm der Keil der wilden Gänse und um
ihn eine Wolke bittersüßen Duftes. Das Iferz des Meeres begann
zu klopfen und harrte, liebend sich zu geben.
viele Lreier warben um die lfuld der Schönen, deren
sprühendes Leben sie reizte.
Es kam der nachbarliche blaffe Strand. „Durch Jahr-
tausende Hab' ich dich gesehen, dich und deine Llachheit"
und mit kalten lvellen höhnte sie des Armen.
Ls kani der Segler, jung und hoffnunggeschwellt. „Du bist
mir Spielzeug für müßige Zeit." — In kicherndem Wirbel
drehte sie ihn, bis er ächzend niedersank in schwarze Tiefe.
Ls kam das Liland, schmuck und grün. „Gefährte magst
du sein für Sonnentag, doch nicht für dunklen wettergraus" -
und in Sturzseen verschwand der Werber mitsamt dcni blühenden
Strauß, den er in lhänden hielt.
Ls kam der Sturm und brüllte seine Leidenschaft und
faßte gierig nach deni reinen Leibe. — „Lahr' hin, Unhold, zu
deiner Wolkensippe" — und kraftvoll und rauh stieß sie ihn
von sich.
Aber unbewegt stand der mächtige Berg und sagte stolz:
„Nein Sinn ist harter Stein und nimmer wird Liebe mich
betören."
Doch die Meerfrau war entbrannt für den Trntzigen, der
groß und gewaltig war wie sie selbst. Sie sang ihm Lieder
fremd und kosend und tanzte mit silbernen Schuhen und wehenden
Schleiern. Sie schlang die weißen Arme um den nackten Lels
und saugte mit feuchten Lippen sich fest. Und in zaubersamer
Nittsommernacht öffnete der Berg sein steinernes lfcrz dem
pulsenden Leben - und endlos gatten sich Neer und Berg im
Ljord. rn. vsm.
Tragisches Los.
Vagabund: „.Jeder Weg führt nach Rom', sag'n die
Studierten; der Spruch ist verlogen: so oft i' auf der Land-
straß' bin und mein', jetzt kommt bald Rom — sitz' ich schon
wieder im Loch."
Vorteilhafter Kauf.
Poppkes wandeln durch die „Ausstellung der Jüngsten".
Vor einem der Produkte ans Leinwand und Ölfarben bleibt
Frau Poppke ergriffen steh'n: „Wie wundervoll, Oskar!" —
„Entsagung" hat der Künstler sein Bild genannt und wirk-
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Wünsche." — Poppke ist auch begeistert: „Gleich kauf' ich Dir
das Ding, Rosa — da kannst Du es den ganzen Tag ansehen."
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„Was war Adam?" — „Erster Liebhaber."
Orakelspruch.
Sommerfrischler (zum Wirt): „Aber erlauben Sic
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Der
Pechvogel.
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Weil ma schlecht is wor'n, hat er's aa' scho' g'spannt.
Laut den Pechvogel umanand.
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So, jetzt hör' i' mi'm Singa aber auf,
Denn als Pechvogel wart' j' eh' scho' drauf.
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*) Die hochgezogene A--Saite zurückschnellen lassen!
Anmerkung der Redaktion. Auf wiederholte Anregungen hin werden wir
in diesem Lauteneckerl in zwangloser Folge Original-Kompositionen für unsere
Lautensiinger bringen.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"'s Lauteneckerl"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1921
Entstehungsdatum (normiert)
1916 - 1926
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)