Die S
Ans einem Weg im Walde liegt eilte Schnur, eine kurze, dünne
Schnur.
Der Pessimist kommt vorüber, rückt an der Brille, bleibt
stehen und sagt: „Schon wieder hat sich da einer erhängen wollen.
Weiß Gott, was ihn in letzter Minute von seinem Entschluß abge-
bracht. hat?"
Der Sparsante, der durch den Wald geht, nimmt die Schnur
ans, steckt sie in die Tasche und verliert sie wieder, als er sein
Schnupftuch herauszieht.
Kommt ein Pärchen die Straße, seufzt zum blauen Himmel
hinauf und macht verliebte Augen. Er aber nimmt die Schnur
aus, vergleicht sie in schön gesetzten Worten mit dem Band der
Glos
Das Leben ist eine Lotterie,
Lin großer Gewinn wird fetten eingenommen,
Doch wem es ein kleines Glück verlieh,
Der ist mit dem Einsatz herausgekommen.
ch n u r.
Liebe nsw. nsw. und hängt das gelbe Ding über den Ast eines
Strauches, der am Wege steht.
Dort erblickt ihn ein Fink, denkt an den Nestbau und verwendet
die Schnur zur Polsterung seines ehelichen Glückes.
Das Kind aber fand Wochen später das nusgeflogene Nest des
Vogels, freute sich seiner und entdeckte, hell aufjubelnd, die Schnur
wieder, die es damals im Walde verloren hatte, als es der Mutter
den ganz großen Blütenstrauß mitbringen wollte. Nur ein paar
Blüten hatte die kleine Hand damals umfassen können, als das
Stück Faden verloren gegangen war. Nun aber brachte es strah-
lend einen ganzen Arm voll blühender Zweige. Die Schnur aber
dünkte ihm schöner als die Pracht des Straußes.
Hans Gäflicn.
en.
Die Lehren, sich ;u verlängern das Leben,
Manch Alter studierte schon lange daran,
Doch bessern Erfolg wohl würde es geben,
Fing man damit in der Tugend an. Alb «odcrich.
In Italien. Herr (zum Räuber): „Lassen Sie mich frei! Ich gebe Ihnen mein Liebstes, meine Braut zum Pfände,
daß ich schnellstens mit dem Lösegeld zurückkomme!" — „Nee, mein Lieber, in meiner Klause sitzen noch zwei Bräute, die nicht
abgeholt worden sind."
Hn ein Mädchen.
Hebe den zierlichen Mädchenfuß und schreite
Lachenden Mundes durch den sonnigen Tag,
Siebe, dein blonder Liebster geht dir zur Seite,
Rubig und ftark — nun komme, was kommen mag!
Mich laß spottend zu deiner Rechten wandern,
Dunkle Folie für dein strahlendes Glück!
Wenn deine flugen die Reife tun zu dem andern,
Streift den Sonderling wohl ein rinnender Blick.
Mei' grctttta Hüatei.
was tnoanjl, was io vom ganz'»
G'wand
Mir wohl dös liaber Stuck?
Mei' Hüatei mit 'n greana Band
Und mit 'n Bleamifchmuck!
Das Bandl is vom Reg'n dawoad)t
Und vo' der Gunn vobrennt.
Sei' greane Färb is ganz vobloacht.
Daß ma' 's schier nimmer kennt.
Und do' möcht' i' um gar koan preis
Roa anders Hüatl net,
Und waar's a niegelnagelneu's,
Und wann's mir no' so steht.
Mei' Hüatei war in Berg und Wald
Mit mir. Mach's du net schlecht!
Du sagst, es is scho' schiach und alt.
Jetzt mag i's grad erscht recht.
Und geht's amal in Himmi ;' Haus,
Da bin i' heut' scho' g'spannt.
Der Petrus sagt: „Ietz' ziag Di' aus.
Im Himmi brauchst koa G'wand."
Nla sag' i': „Guat, mir liegt nix dro',
A nacket's Engerl z' sei',
Mei' Hüatei aber, liaber Mo',
Hast g'hdrt, dds g'halt i' fei'!"
Hermann Franz.
. . Ach, daß jetzt das Kind nie sitzen bleiben kann!
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Ans einem Weg im Walde liegt eilte Schnur, eine kurze, dünne
Schnur.
Der Pessimist kommt vorüber, rückt an der Brille, bleibt
stehen und sagt: „Schon wieder hat sich da einer erhängen wollen.
Weiß Gott, was ihn in letzter Minute von seinem Entschluß abge-
bracht. hat?"
Der Sparsante, der durch den Wald geht, nimmt die Schnur
ans, steckt sie in die Tasche und verliert sie wieder, als er sein
Schnupftuch herauszieht.
Kommt ein Pärchen die Straße, seufzt zum blauen Himmel
hinauf und macht verliebte Augen. Er aber nimmt die Schnur
aus, vergleicht sie in schön gesetzten Worten mit dem Band der
Glos
Das Leben ist eine Lotterie,
Lin großer Gewinn wird fetten eingenommen,
Doch wem es ein kleines Glück verlieh,
Der ist mit dem Einsatz herausgekommen.
ch n u r.
Liebe nsw. nsw. und hängt das gelbe Ding über den Ast eines
Strauches, der am Wege steht.
Dort erblickt ihn ein Fink, denkt an den Nestbau und verwendet
die Schnur zur Polsterung seines ehelichen Glückes.
Das Kind aber fand Wochen später das nusgeflogene Nest des
Vogels, freute sich seiner und entdeckte, hell aufjubelnd, die Schnur
wieder, die es damals im Walde verloren hatte, als es der Mutter
den ganz großen Blütenstrauß mitbringen wollte. Nur ein paar
Blüten hatte die kleine Hand damals umfassen können, als das
Stück Faden verloren gegangen war. Nun aber brachte es strah-
lend einen ganzen Arm voll blühender Zweige. Die Schnur aber
dünkte ihm schöner als die Pracht des Straußes.
Hans Gäflicn.
en.
Die Lehren, sich ;u verlängern das Leben,
Manch Alter studierte schon lange daran,
Doch bessern Erfolg wohl würde es geben,
Fing man damit in der Tugend an. Alb «odcrich.
In Italien. Herr (zum Räuber): „Lassen Sie mich frei! Ich gebe Ihnen mein Liebstes, meine Braut zum Pfände,
daß ich schnellstens mit dem Lösegeld zurückkomme!" — „Nee, mein Lieber, in meiner Klause sitzen noch zwei Bräute, die nicht
abgeholt worden sind."
Hn ein Mädchen.
Hebe den zierlichen Mädchenfuß und schreite
Lachenden Mundes durch den sonnigen Tag,
Siebe, dein blonder Liebster geht dir zur Seite,
Rubig und ftark — nun komme, was kommen mag!
Mich laß spottend zu deiner Rechten wandern,
Dunkle Folie für dein strahlendes Glück!
Wenn deine flugen die Reife tun zu dem andern,
Streift den Sonderling wohl ein rinnender Blick.
Mei' grctttta Hüatei.
was tnoanjl, was io vom ganz'»
G'wand
Mir wohl dös liaber Stuck?
Mei' Hüatei mit 'n greana Band
Und mit 'n Bleamifchmuck!
Das Bandl is vom Reg'n dawoad)t
Und vo' der Gunn vobrennt.
Sei' greane Färb is ganz vobloacht.
Daß ma' 's schier nimmer kennt.
Und do' möcht' i' um gar koan preis
Roa anders Hüatl net,
Und waar's a niegelnagelneu's,
Und wann's mir no' so steht.
Mei' Hüatei war in Berg und Wald
Mit mir. Mach's du net schlecht!
Du sagst, es is scho' schiach und alt.
Jetzt mag i's grad erscht recht.
Und geht's amal in Himmi ;' Haus,
Da bin i' heut' scho' g'spannt.
Der Petrus sagt: „Ietz' ziag Di' aus.
Im Himmi brauchst koa G'wand."
Nla sag' i': „Guat, mir liegt nix dro',
A nacket's Engerl z' sei',
Mei' Hüatei aber, liaber Mo',
Hast g'hdrt, dds g'halt i' fei'!"
Hermann Franz.
. . Ach, daß jetzt das Kind nie sitzen bleiben kann!
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die zerstreute Kindsmagd"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1921
Entstehungsdatum (normiert)
1916 - 1926
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 154.1921, Nr. 3957, S. 171
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg