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Der Lartenkauf.

3n einem Ladenfenster entdeckte ich ein Postkartenbildnis der
Gräfin potocka und trat ein, um es zu erstehen.

„Ich fab da außen", wandte ich mich an eine Verkäuferin,
„Karten von Bildern aus dem Kaiser-Friedrich-Museum in Berlin,
werden diese Karten vielleicht nur serienweise oder auch einzeln
abgegeben?"

Die Gefragte dachte offenbar nach; denn sie sah sehr dumm
drein und es entstand eine kleine Pause.

„Bitte Fräulein", schnarrte da selbstbewußt eine zweite, „zeigen
Sie dem Herrn einmal die Ansichtskarten da üben im Schrank vom
Kaiser Friedrich!"

„Museum", ergänzte ich mit Nachdruck.

Nun würbe auch die zweite unsicher und suchte gleich der
ersten ratlos unter den Bildern an der wand herum. Dann
wandte sie sich entschlossen an eine dritte: „Bitte, Fräulein Anna,
haben wir Karten vom Kaiser Friedrich?"

„Verzeihung, meine Damen", schmeichelte ich. „Nicht Bilder
vom Kaiser Friedrich, sondern Aäiser-Friedrich-Museum. Das ist
nämlich", fuhr ich belehrend fort, „ein Museum in Berlin; da sind
Bilder darinnen von allen möglichen Malern, wie z.B. von Rubens,
Rembrandt, Goya, velasguez usw. Diese Bilder hat man nun
aus Kiinstlerkarten abphotographiert. Line solche Karte möchte ich."

Sie wurden um keines ihrer wohlfrisierten paare klüger. Und
riefen schließlich einer vierten: „Ach, Fräulein Lila, vielleicht kennen
Sie sich aus. Der Herr wünscht den Kaiser Friedrich von Rubens
oder Rembrandt . . . nicht wahr?" — „Nein, berichtigte die zweite,
der Herr wünscht doch den Kaiser Friedrich aus dem Museum von
lVelakseß!" — „Nee, der Kaiser Friedrich ist doch von Mha; nicht
wahr, Gha haben Sie gesagt?" bedrängte mich die dritte, mich,
der ich augenblicklich überhaupt nicht mehr reden konnte. „Nicht
wahr, das haben wir nicht?" schloffen alle drei würdevoll und
unisono.

Doch die vierte meinte selbstbewußt: „Doch, das haben wir;

selbstverständlich! Sind Sie Kartenmamsell?" wandte sie sich an
die zweite, „und wissen das nicht einmal!" — Und sie brachte,
trotzdem ich verzweifelt abwehrte und immer wiederholte: „Kaiser
Friedrich-Museum, Museum, bitte, Mu-se-um I! l —" und auch die
zweite Verkäuferin: „seum, seum, se-um!" echote und hinznsetzte:
„was hilft denn alles Suchen, wenn er doch nicht da ist... ich
habe mich doch auch umgesehen I —"

Siegesbewußt brachte sie nun eine Masse Rahmen heran, in
denen alle deutschen Kaiser, Kaiser Friedrich neben Kaiser lvil-
helm I. und II. in bestgemeinter, sagen wir, volkstümlicher Auf-
fassung dargestellt waren, und legte sie strahlend vor mich hin.

Ich sank verzweifelt auf einen Stuhl, nicht wegen des An-
blicks der Fürstlichkeiten natürlich, sondern weil ich durchaus nicht
bekommen sollte, was mein Herz begehrte.

Da erhob sich ein Dienstmädel vom Fußboden, wo es sich
bisher der verdienstvollen Tätigkeit des Aufwischens hingegeben
hatte, und wie auf einen rettenden Lngel, obwohl es doch keines-
wegs aus der für einen solchen üblichen Richtung kam, stürzten
wir alle auf es los.

Nach drei Sekunden hatte ich das Gewünschte.

Das erste Ladenmädel aber gelobte, es habe nie etwas davon
gewußt, daß es in Berlin auch ein Museum gebe und daß sie
Bilder von einem — Berliner Museum zu verkaufen hätten.

Das zweite erklärte, diese Karte der Gräfin Potocka habe es
in seinem ganzen Leben noch nicht gesehen (obwohl es täglich
zweimal daran vorbeigeht).

Das dritte schwor bei seiner Lhre, es habe nie gewußt, daß
das Mädel da die Gräfin potocka sei, und daß der Kaiser Friedrich
habe malen können.

And das vierte versicherte entrüstet, das habe man doch wirk-
lich nicht wissen können, daß der Kaiser Friedrich auch ein Museum
sei, daß er mit der Gräfin potocka zu tun gehabt und der Rubens
sie photographiert habe. h. Diitier.

Immer dienstbeflissen.

Der Herr Stadtrat Müllerbringt seiner mehr als zielbewußten Frau die Nachricht heim, daß heute in der
Stadtratssitzuug endlich die Erbauung eines Krematoriums beschlossen wurde. — „Daß Du cs nur weißt, Max",
unterbricht ihn da die Frau, „ich lasse mich auch verbrennen!" Und dienstbeflissen fragte der Herr Stadtrat: „Wann
denn schon, liebe Klara?"

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Wer hat dich, du schöner Wald, aufgebaut so hoch da droben"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Strauss, M.
Entstehungsdatum (normiert)
1921 - 1921
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Kind <Motiv>
Musik <Motiv>
Gesang
Dirigent

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 154.1921, Nr. 3958, S. 178
 
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