Ein Riesenpech.
Das Heidehaus.
Nach der einen Seite ein maigrüner schimmern-
der Buchenwald, nach der andern verblauende weiche
lsügelnacken und mitten drin das peidehaus.
Irgendeine Sehnsucht hat es gebaut und drum
ist es so geworden: ein rotes Giebeldach, das als eine
bfaube über deni Gesicht sitzt und lustig in die blaue
lsöhe strebt, ein bißchen wie eine Sphinx, lauernd
und sragend, aber doch wieder wie ein Mensch, mit
seinen Lensteraugen allerhand plaudernd und sagend.
Ringsum ein Gärtlein mit verwilderten Edelrosen
und ungepflegten Kieswegen,
Jedesmal, wenn ich die Gittcrtür öffne, versinkt
hinter mir die Vergangenheit und ich gehe in das
Häuschen ein wie in meine Zukunft, Die Welt tropft
ab wie nach dem Gewitter ein schwerer Regen von
den Baumen,
Im Heidehaus stehen viele köstliche Bücher, aber
nicht aufdringlich, sondern bescheiden, leise verstaubt
und mit seinem Duft.
Ich sitze am offenen Lenster. Draußen blaut der
Mittag. Ein Wind wiegt die Rosenzweige im Garten
und die Sonne huscht über den Schreibtisch, über die
hundert Bücher. Manchmal kommt eine gelbe singende
Biene und taucht in die Primeln, die auf dem Tisch
stehen.
Da nehm ich eins von den Büchern. Irgendeins.
Das Titelblatt Überschläge ich und beginne zu lesen.
Die Sonne wirft goldne Kreise auf die weißen Blätter
und der Wind spielt mit ihnen.
Drüber verliere ich den Sinn.
verliere ich den Sinn?
Aus dem Dorfkirchturm drüben stiegt der Glocken-
klang, aus den roten Dächern der Rauch. Ich wandre
mit: die weiße Straße lang über die Hügel, in den
dämmernden Buchenwald hinein, wieder in freies Sand
mit tausend schaukelnden Dotterblumen, nochmal ein
schlafendes Haus unter blühenden Birnbaumkronen,
dann endlose, weite, blaue Mittagstille. Imnierzu.
Der Wind blättert mählich weiter, wendet Seite
um Seite in meinem Buch —-
(D, es hat köstliche Bücher, das Heidehaus.
*
Mder ich liege in der Hängematte.
Ein Buch habe ich mir mitgenommen mit dunkel-
blauem Lederrücken und seinen Blättern, die wie Seide
knistern, vom Kirschbaum schneien einzelne Blüten-
flocken.
Das Buch. Manchmal wehre ich den Mücken da
mit oder ich halte es gegen die Sonne und lasse ein-
zelne Worte über mich fallen. Gder ich knuspere ein
Kapitel durch und träunie dann in den blauen Him-
mel, der zwischen den Kirschbaum gespannt ist.
Ich glaube, es ist Stendhal: Die Liebe.
So ganz recht hat er ja nicht. Aber ich mag nicht
streiten, denn es ist so friedlich hier.
Da drüben dengelt ein Bauer und die Welt
schreitet langsam dem Sonntag zu. Kirschblüten tau-
meln über mich. Ein Neugieriger schaut über den
Zaun. Dann ist es wieder eine Zeitlang still. —
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Das Heidehaus.
Nach der einen Seite ein maigrüner schimmern-
der Buchenwald, nach der andern verblauende weiche
lsügelnacken und mitten drin das peidehaus.
Irgendeine Sehnsucht hat es gebaut und drum
ist es so geworden: ein rotes Giebeldach, das als eine
bfaube über deni Gesicht sitzt und lustig in die blaue
lsöhe strebt, ein bißchen wie eine Sphinx, lauernd
und sragend, aber doch wieder wie ein Mensch, mit
seinen Lensteraugen allerhand plaudernd und sagend.
Ringsum ein Gärtlein mit verwilderten Edelrosen
und ungepflegten Kieswegen,
Jedesmal, wenn ich die Gittcrtür öffne, versinkt
hinter mir die Vergangenheit und ich gehe in das
Häuschen ein wie in meine Zukunft, Die Welt tropft
ab wie nach dem Gewitter ein schwerer Regen von
den Baumen,
Im Heidehaus stehen viele köstliche Bücher, aber
nicht aufdringlich, sondern bescheiden, leise verstaubt
und mit seinem Duft.
Ich sitze am offenen Lenster. Draußen blaut der
Mittag. Ein Wind wiegt die Rosenzweige im Garten
und die Sonne huscht über den Schreibtisch, über die
hundert Bücher. Manchmal kommt eine gelbe singende
Biene und taucht in die Primeln, die auf dem Tisch
stehen.
Da nehm ich eins von den Büchern. Irgendeins.
Das Titelblatt Überschläge ich und beginne zu lesen.
Die Sonne wirft goldne Kreise auf die weißen Blätter
und der Wind spielt mit ihnen.
Drüber verliere ich den Sinn.
verliere ich den Sinn?
Aus dem Dorfkirchturm drüben stiegt der Glocken-
klang, aus den roten Dächern der Rauch. Ich wandre
mit: die weiße Straße lang über die Hügel, in den
dämmernden Buchenwald hinein, wieder in freies Sand
mit tausend schaukelnden Dotterblumen, nochmal ein
schlafendes Haus unter blühenden Birnbaumkronen,
dann endlose, weite, blaue Mittagstille. Imnierzu.
Der Wind blättert mählich weiter, wendet Seite
um Seite in meinem Buch —-
(D, es hat köstliche Bücher, das Heidehaus.
*
Mder ich liege in der Hängematte.
Ein Buch habe ich mir mitgenommen mit dunkel-
blauem Lederrücken und seinen Blättern, die wie Seide
knistern, vom Kirschbaum schneien einzelne Blüten-
flocken.
Das Buch. Manchmal wehre ich den Mücken da
mit oder ich halte es gegen die Sonne und lasse ein-
zelne Worte über mich fallen. Gder ich knuspere ein
Kapitel durch und träunie dann in den blauen Him-
mel, der zwischen den Kirschbaum gespannt ist.
Ich glaube, es ist Stendhal: Die Liebe.
So ganz recht hat er ja nicht. Aber ich mag nicht
streiten, denn es ist so friedlich hier.
Da drüben dengelt ein Bauer und die Welt
schreitet langsam dem Sonntag zu. Kirschblüten tau-
meln über mich. Ein Neugieriger schaut über den
Zaun. Dann ist es wieder eine Zeitlang still. —
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ein Riesenpech"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1921
Entstehungsdatum (normiert)
1916 - 1926
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)