„Ich weiß nicht, was die Leute für ein Wesen mit der Hitze da heranßen machen.
Mir kommt der Boden in der Stadt viel heißer vor."
Helfwas helfen mag.
„Was ist ein Brotstudium, Later? Was wird's sein. . eine Hackerei ans wissen-
schaftlicher Grundlage."
Der Geist meiner Urgroßmutter.
von Albert Gocht.
Vkkultismus ist heute eine beliebte und
für sicherlich nicht wenige Zeitgenossen anch
eine recht einträgliche Wissenschaft, lvie halt
jede Spekulation aus diejenige Klasse Menschen,
von der cs schon seit alters her heißt, daß sic
nicht alle werde. Niemand wird mir's ver-
übeln können, daß ich der Gkkultisterei ziemlich
skeptisch gegenüberstehe, vor kurzem aber er-
hielt ich einen Brief meines alten urwüchsigen
freundes Tünnes ans Köln, der meinem ohne-
hin auf schwachen Füßen stehenden Geister-
glauben vollends den Rest gegeben.hat. Dieser
Brief, den ich zu allgemeinem Nutz und from-
men hiermit der Vsfentlichkeit unterbreite,
lautet alfo:
Mein lieber Alter!
lvie Du weißt, leide ich schon seit Jahren
an der heutigen Mode- und Zeitkrankheit, deni
chronischen Dalles. Du brauchst aber nicht zu
denken, daß ich Dich anpumpen will (da käme
der Blinde zum Lahmen! — D. v.), sondern
ich will Dir ein Ding erzählen, das mir dieser
Tage passiert ist, als ich den Geist meiner schon
lange verstorbenen Urgroßmutter in einer spiri-
tistischen Sitzung zitieren ließ. Ich wollte näm-
lich wissen, was aus ihrem Sohne, meinem
Großonkel, geworden sei, der in jungen Jahren
nach Amerika ausgcwandert war, dort zu Geld
gekommen und ohne leibliche Erben das Zeit-
liche gesegnet haben sollte. Und da ich als
deutscher Papicrgeldgehaltsempsänger so eine
kleine nachträgliche Amerika-Erbschaft von
einigen tausend Dollars sehr gut gebrauchen
könnte, so wandte ich mich an ein renommiertes
M c d i u m, um auf dem Umwege über den
Geist meiner Urgroßmutter das Nötige über
diesen Erbonkel zu erfahren. Nachdem ich
einen Vorschuß von zwanzigtauscnd Mark an
dieses fragliche Medium abgeladen hatte, wurde
der Terniin der „Sitzung" auf die erste vollmond-
nacht nach Bstcrn festgesetzt, da, wie Fräulein
Eulalia Sterncnschimmer so hieß die gcister-
sehende Dame — geheimnisvoll andeutete, zurzeit
des Vollmondes die Geister der verstorbenen
unserem irdischen Jammertal näher seien.
„Fräulein Sterncnschimmer", wagte ich
schüchtern einzuwenden, „soviel ich von meinem
Großvater her noch weiß, ist meine Urgroß-
mutter aber nie mondsüchtig gewesen."
„Das hat damit nichts zu tun, mein ljerr",
belehrte mich Eulalia, „lvir von der okkul-
tistischen lvissenschaft kennen die Gewohnheiten
der Geisterwelt sehr genau, da wir in ständigem
Verkehr mit ihr stehen. Kommen Sie, wie ich
sage, in der ersten Vollmondnacht nach Dstcrn
zu mir, und der Geist Ihrer Urgroßmutter
wird zu Ihnen sprechen."
Ich verbeugte mich ehrfurchtsvoll und ver-
sprach, mich pünktlich einzusindcn. Da es mir
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Mir kommt der Boden in der Stadt viel heißer vor."
Helfwas helfen mag.
„Was ist ein Brotstudium, Later? Was wird's sein. . eine Hackerei ans wissen-
schaftlicher Grundlage."
Der Geist meiner Urgroßmutter.
von Albert Gocht.
Vkkultismus ist heute eine beliebte und
für sicherlich nicht wenige Zeitgenossen anch
eine recht einträgliche Wissenschaft, lvie halt
jede Spekulation aus diejenige Klasse Menschen,
von der cs schon seit alters her heißt, daß sic
nicht alle werde. Niemand wird mir's ver-
übeln können, daß ich der Gkkultisterei ziemlich
skeptisch gegenüberstehe, vor kurzem aber er-
hielt ich einen Brief meines alten urwüchsigen
freundes Tünnes ans Köln, der meinem ohne-
hin auf schwachen Füßen stehenden Geister-
glauben vollends den Rest gegeben.hat. Dieser
Brief, den ich zu allgemeinem Nutz und from-
men hiermit der Vsfentlichkeit unterbreite,
lautet alfo:
Mein lieber Alter!
lvie Du weißt, leide ich schon seit Jahren
an der heutigen Mode- und Zeitkrankheit, deni
chronischen Dalles. Du brauchst aber nicht zu
denken, daß ich Dich anpumpen will (da käme
der Blinde zum Lahmen! — D. v.), sondern
ich will Dir ein Ding erzählen, das mir dieser
Tage passiert ist, als ich den Geist meiner schon
lange verstorbenen Urgroßmutter in einer spiri-
tistischen Sitzung zitieren ließ. Ich wollte näm-
lich wissen, was aus ihrem Sohne, meinem
Großonkel, geworden sei, der in jungen Jahren
nach Amerika ausgcwandert war, dort zu Geld
gekommen und ohne leibliche Erben das Zeit-
liche gesegnet haben sollte. Und da ich als
deutscher Papicrgeldgehaltsempsänger so eine
kleine nachträgliche Amerika-Erbschaft von
einigen tausend Dollars sehr gut gebrauchen
könnte, so wandte ich mich an ein renommiertes
M c d i u m, um auf dem Umwege über den
Geist meiner Urgroßmutter das Nötige über
diesen Erbonkel zu erfahren. Nachdem ich
einen Vorschuß von zwanzigtauscnd Mark an
dieses fragliche Medium abgeladen hatte, wurde
der Terniin der „Sitzung" auf die erste vollmond-
nacht nach Bstcrn festgesetzt, da, wie Fräulein
Eulalia Sterncnschimmer so hieß die gcister-
sehende Dame — geheimnisvoll andeutete, zurzeit
des Vollmondes die Geister der verstorbenen
unserem irdischen Jammertal näher seien.
„Fräulein Sterncnschimmer", wagte ich
schüchtern einzuwenden, „soviel ich von meinem
Großvater her noch weiß, ist meine Urgroß-
mutter aber nie mondsüchtig gewesen."
„Das hat damit nichts zu tun, mein ljerr",
belehrte mich Eulalia, „lvir von der okkul-
tistischen lvissenschaft kennen die Gewohnheiten
der Geisterwelt sehr genau, da wir in ständigem
Verkehr mit ihr stehen. Kommen Sie, wie ich
sage, in der ersten Vollmondnacht nach Dstcrn
zu mir, und der Geist Ihrer Urgroßmutter
wird zu Ihnen sprechen."
Ich verbeugte mich ehrfurchtsvoll und ver-
sprach, mich pünktlich einzusindcn. Da es mir
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Luftveränderung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1923
Entstehungsdatum (normiert)
1918 - 1928
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 159.1923, Nr. 4068, S. 18
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg