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„Trinken Sic 's noch rasch aus!" riet ich.

Das leuchtete ihm ein. — Schon waren die Flaschen
geöffnet, die eine hatte er bereits geleert —, eben setzte
er die andere an, da gellte ein Pfiff durch die Nacht —,
der Zug sing langsam zu rollen an.

Lin dumpfes Gurgeln ließ sich neben mir vernehmen.
Der Mann klammerte sich halb bewußtlos an einen
Latcrnenpfahl, während der Zug höhnisch pfauchend
unseren Augen entschwand.

Ich schleppte die schlotternde Jammergestalt aus die
nächste Bank und besah mir den Fahrplan. Ls war 9 Uhr
abends. Der nächste Zug ging um 5 Uhr früh.

Was blieb uns übrig?

Wir schlichen gemeinsam in die Stadt, um eine Unter-
kunft für die Nacht zu suchen. Auf dem Wege dahin
hätte den armen, schwergeprüften Mann beinahe der
Schlag getroffen. Lr entdeckte nämlich, daß er auch noch
den Wohnungsschlüssel im Sack hatte, und schloß daraus
unter Inanspruchnahme der letzten Moleküle seines zer-
marterten Gehirns, daß seine Frau derohalb außer ksaus
nächtigen müsse. — Das mar der Höhepunkt des schreckens-
reichen Abends.

Wir fanden schließlich ein geeignetes Zimmer. Ls
war mir aber nicht vergönnt zu schlafen; denn der Mann
benützte die Nacht, um mir unter großemAufwand von
Zähren seine ganze Leidensgeschichte zu erzählen.

Ich habe einmal gelesen, daß man durch große see-
lische Lrschütterungen über Nacht graue Haare bekommen
kann. — Ich sah mich am nächsten Morgen sofort in den

Spiegel. Graue Haare habe ich nun nicht bekommen,
aber dafür einige Zeit später folgenden Brief:

Sehr geehrter Herr!

Meine Frau hat sich von mir scheiden lassen. Mir
geht es sehr gut. Ich danke Ihnen von ganzem Herzen
für Ihre freundliche Mitarbeit und besonders für die gute
Idee mit den Bierflaschen, wodurch cs Ihnen gelungen
ist, daß wir den Zug versäumt haben, was unserer Lhe
den Rest gegeben hat. Zu Gegendiensten stets gerne bereit
Ihr sehr ergebener

Ich habe folgenden Beschluß gefaßt, den ich jeder-
mann zur Nachahmung empfehle:

1. Niemals mit einem Gurkcnglas mit Milch in
einen Schnellzug zu steigen.

2. Niemals zu heiraten. Ä'ifi 3°tti.

Au!

„Hören Sie, der Zwirn ist ja der reinste Expreß-
zng!" — „Wieso?" — „Er hält nirgends!"

Deutsche Sprach, schwere Sprach!

In einer Kunstausstellung hängt ein Bild — ein
Eckchen eines Teiches darstellend, an dem ein paar Bänke
und Bäume stehen — das im Katalog als „Badende"
verzeichnet ist. Alle Beschauer suchten mit mehr oder
minder langgcstieltcn Augen die Badenden oder minde-
stens die Badende, bis . . . endlich einer darauf kam, daß
der Künstler ein — Bad-Ende gemalt hat.

In der To in m erfrische.

„Nun, Herr Professor, wie bekommt Ihnen denn der Aufenthalt in un-
scrm Kurort?" — „Ich kann Ihnen nur sagen — schlecht; mein Hausnochbar,
der Cchreinermeistcr und Snrgfabrikaut, fängt schon an mich zu grüßen."

Bescheiden.

„Haben Sic gewählt, Herr Zeiserl?" — „O nein — meine Stimme
wäre doch wieder ungültig gewesen."
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Bescheiden" "In der Sommerfrische"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Gyenis, Hans
Storch, Carl
Entstehungsdatum
um 1923
Entstehungsdatum (normiert)
1918 - 1928
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 159.1923, Nr. 4070, S. 36

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Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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