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„Versuches nur erst I"

„Nein, ich will die haben, die Du gemacht hast."

„Und wenn ich sie Dir nicht gebe?"

„Du niußt, denn ich bin Dein Berr", sagte Luzifer streng.

Da neigte Lilith dcinütig und ergeben das Haupt und reichte ihm
schweren Herzens die Blüten. Und sie mußte Zusehen, wie Luzifer sic
triumphierend an sich riß, wie er jubelnd die zarten Blüten an seine
Brust drückte und sie mit wilden, verzehrenden Küssen bedeckte.
Trunken vor Freude zerrte er an den wunderlichen Gebilden, daß sie
noch absonderlichere Formen gewannen. Sein heißer Atem wehte über
sie hin und schien sie erdrücken zu wollen. —

In grenzenlosem Jammer schaute Lilith zu. Sic war eifersüchtig
auf die Zärtlichkeiten Luzifers, die nicht ihr galten, und sie war eifer-
süchtig auf ihr schönes Spielzeug, das doch sie geschaffen hatte, das
doch ihre Erfindung war. Und sie fürchtete, daß Luzifers Wildheit
ihr die Blumen zerstören könnte. „V, o", klagte sie laut, „meine
schönen, schönen Blumen!"

Zuerst ließ sich Luzifer wenig dadurch stören, aber als sie nicht
aufhörte zu seufzen und zu wehklagen, wurde er zornig. „Sei ruhig",
schrie er sie an.

„(D, o", jammerte Lilith wieder, „meine schönen, schönen Blu-
men! Gib mir meine Blumen wicderl"

Da übermannte Luzifer der Zorn. Mit einer heftigen Gebärde
sprang er auf. „Da", rief er höhnisch, „da hast Du Deine Blumen!"
und er schleuderte sie weit hinaus in den Weltenraum.

„Nun hol sie Dir —I" sagte er dann ruhig und kalt und grau-
samer Spott verzerrte sein Antlitz zu einer häßlichen Fratze.

Starr vor Schrecken stand Lilith und schaute den Blüten nach,
die schneller und schneller im kreisenden Wirbel zur Erde hinab-
taumelten. Irgendwo in einem großen, stillen Garten sanken sie
ermüdet nieder. Dann brach am Himmel ein Gewitter los: Lilith
und Luzifer zankten sich.-

Als auch das vorbei war und die Luft wieder frisch und klar
und gereinigt war, ging der Gärtner durch den Hark, um zu sehen,
ob das Gewitter auch nicht allzuviel Schaden angcrichtet hatte. Da
stand er auf einmal verwundert still: Abseits von den anderen
Blumen wuchsen seltsame, wunderliche Blüten, die er noch nie ge-
sehen hatte. Sic waren wie nackt, von wilder Schönheit und sahen
krank und müde aus wie ur- uralte Sünde. Kinder einer müßigen
Stunde, Gebilde aus Leidenschaft und Haß, voller Geheimnisse und
(.Dual, standen sie da und weckten böse Lüste und törichte Sehnsucht
nach allem, was schlecht ist. —

And sie waren voller Schwermut und Traurigkeit — diese ersten
Vrchideen — Liliths Spielzeug.

O diese Fremdwörter!

„Ich verstehe unsere gnädige Frau nicht; sie besitzt selbst zwei wundervolle Autos, und doch hörte ich
gestern abend, wie sic den neuen berühmten Länger vom Opernhaus um ein Gramm von seinem Auto bat."

Zeitbild.

^ O- -
O

„Was ist denn nur los, was bedeuten denn die vielen Kinder?" — „Der Huber Toni hat vom Lehrer Prügel kriegt, jetzt
veranstalten sic einen Dcmonstrationszug!"

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Image description

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Zeitbild"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Storch, Carl
Entstehungsdatum
um 1923
Entstehungsdatum (normiert)
1918 - 1928
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 159.1923, Nr. 4073, S. 63

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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