ihnen lachend wieder zuwendet. Sie bestaunen seine eiserne Ruhe,
mit der er sogar dem Polizisten gegenüber aufgetreten ist. Sie be-
danken sich bei ihrem neuen Kollegen und verabschieden sich zugleich
von dem gastlichen Genossen. — Am folgenden Morgen stellt Fürchte-
nicht zu seinem größten Leidwesen fest, daß ihm einer von der Bande
trotzdem eine goldene Uhr gestohlen hat.
Da sein Auftreten selbst sogar drei Leuten von der Zunft im-
poniert hat, beschließt Fürchtenicht noch eine kleine Kraftprobe auf
sein echtes Aussehen hin zu machen. Lr geht in die Gassen, die
er sonst als friedlicher Bürger meiden würde, und findet auch schnell
die gewünschte Derbrecherbörse. Wie ein Wundertier bestaunt man
den neuen Kollegen, wer sucht, der findet. Mit der größten Gleich-
gültigkeit begrüßt Fürchtenicht seine drei Gäste und zieht sie in den
nächsten dunklen bsauseingang. Dort fängt Fürchtenicht wieder ganz
entsetzlich an zu fluchen, daß sie sich als seine Gäste sehr undankbar
gezeigt hätten, da seine goldene Uhr seit dem Dorabend verschwunden
ist. Liner wird auf diese Verdächtigung hin frech und brüstet sich
mit seiner Spitzbubenehre. Da fühlt der Schreier plötzlich seine
Wange brennen. Dies eigenartige Gefühl rührt von einem durch
Fürchtenichts Hand zielsicher und kräftig ausgeführten Schlag her.
Während der Getroffene noch über den Wert und Unwert der Ghr-
feige im praktischen Gebrauch kritische Betrachtungen anstellt, zieht
ihm Fürchtenicht seine goldene Uhr aus der Tasche, die sich in-
zwischen schon wieder mit einer andern gepaart hatte. Staunend
über die Schlagfertigkeit ihres neuen Kollegen zieht die „Macht
der Drei" ab.
Don den langen Beinen des schnellschreitenden Unglückes hat
Fürchtenicht wohl schon gehört; aber daß er diesem Übel ln persona
begegnen soll, ahnt sein harmloses Gemüt nicht. Mit siegesge-
wisser Miene will er die Gasse verlassen und wird komischerweise
aber in ein Lastauto ver-
laden. Nur eine Razzia!
Line interessante Autofahrt
und dann die weniger an-
genehme Untersuchung auf
dem Polizeipräsidium. Lin
eintretender Kriminalbeam-
ter stellt mit der größten
Zufriedenheit fest, daß man
einen sehr feinen Fang ge-
macht habe. Der eine Kerl
— er meint Fürchtenicht —,
sei ihm als sechsfacher Raub-
mörder bekannt, also ein
ganz schwerer Junge. Der
brave Gottlieb Fürchtenicht
kriegt einen Mordsschrcck
und wird ganz blaß; auf
seinem Rücken bildet sich eine
derartig starke Gänsehaut,
daß ein Unbefangener seine
Rückenhaut als Reliefkarte
eines Dachgebirges bestaunt
hätte. Nach diesen unheil-
vollen Äußerungen fühlt
Fürchtenicht ein bedenkliches,
beklemmend^--
der 6al--
la^
Man gibt ihm einige Tage Gelegenheit, sich von der feudalen
Ausstattung einer Zelle für Untersuchungsgefangene zu überzeugen.
Lrst nach vielen Schwierigkeiten und dem guten Zeugnis, welches
ihm einwandfreie Personen ausstellen, bringt ihm der Beweis,
daß eine der beiden Uhren seine eigene ist, die ersehnte Freiheit
wieder. Zumal da der Besitzer der andern Uhr ein guter freund
von Fürchtenicht ist. Linen erhebenden Trost kann Fürchtenicht mit-
nehmen, der darin besteht, daß er wenigstens nur eine mäßige Kosten-
rechnung für die Tage seines Aufenthaltes in einem staatlichen In-
stitut zu bezahlen hat. — Das erste Werk des wieder in Freiheit
gesetzten Fürchtenicht ist, schleunigst seine Koffer zu packen, um diesen
unheimlichen Vrt zu verlassen. Lr will sich aber einen guten Ab-
gang verschaffen, um auch weiterhin in gutem Ansehen bei den
Gaunern zu bleiben. Lr geht wiederum zu der Dcrbrecherbörse
und trifft tatsächlich noch zwei von seinen Gästen an; einen hatten
sie inzwischen erwischt. Nach einer einleitenden derben Schinipfrede
verlangt Fürchtenicht von seinen Kollegen, daß sie ihn: eine un-
behinderte Abreise verschaffen sollen. Die hiesige Bande sei ihm
zu dumm; mit solchen Leuten könne er nicht „arbeiten". — Die
Gauner fühlen sich wohl etwas gekränkt, aber der neue Kollege
imponiert eben zu sehr, da er, trotzdem sie ihn erwischt haben,
bald wieder frei gekommen ist. — Zur Stunde von Fürchtenichts
Abreise ist der Bahnhof von Banditen förmlich eingekreist, die ihren
Kollegen vor Spitzeln schützen wollen. Mit vertraulichem und kol-
legialem Händedruck verabschiedet sich Fürchtenicht von einigen Kol-
legen der Zunft. Frohen Sinnes kehrt er der Stadt des Schreckens
den Rücken.
In die weite Ferne entschwindet Gottlieb Fürchtenicht, der noch
lange Keit als der große Unbekannte von den Zunftgenoffen ge-
achtet und gefürchtet wird.
Scherenschnitt.
Auflösung d c r R ä t s e l
in Nummer 4085.
Nr. 1.
Küstrin — Würzburg —
Eisenach — Holstein — Gel-
dern—Enzisweiler—Kitz-
bühel — Franzcnsfcstc —
Swakopniund — Nürnberg
Bautzen. — Kürze ist des
Witzes Würze.
Nr. 2.
Pan—Kar—Pantoffel-
Kartoffel.
Schnadahüpfl.
Es is auf der Welt da
A ewiger Streit
Wenn einer tvas Gnats
frißt
Frißt den andern der Neid.
I.
Scherzfrage.
Was ist höchste Prü-
derie ?
Wann eine alte Jungfer
den Stuhlbeinen Ho-
ht.
mit der er sogar dem Polizisten gegenüber aufgetreten ist. Sie be-
danken sich bei ihrem neuen Kollegen und verabschieden sich zugleich
von dem gastlichen Genossen. — Am folgenden Morgen stellt Fürchte-
nicht zu seinem größten Leidwesen fest, daß ihm einer von der Bande
trotzdem eine goldene Uhr gestohlen hat.
Da sein Auftreten selbst sogar drei Leuten von der Zunft im-
poniert hat, beschließt Fürchtenicht noch eine kleine Kraftprobe auf
sein echtes Aussehen hin zu machen. Lr geht in die Gassen, die
er sonst als friedlicher Bürger meiden würde, und findet auch schnell
die gewünschte Derbrecherbörse. Wie ein Wundertier bestaunt man
den neuen Kollegen, wer sucht, der findet. Mit der größten Gleich-
gültigkeit begrüßt Fürchtenicht seine drei Gäste und zieht sie in den
nächsten dunklen bsauseingang. Dort fängt Fürchtenicht wieder ganz
entsetzlich an zu fluchen, daß sie sich als seine Gäste sehr undankbar
gezeigt hätten, da seine goldene Uhr seit dem Dorabend verschwunden
ist. Liner wird auf diese Verdächtigung hin frech und brüstet sich
mit seiner Spitzbubenehre. Da fühlt der Schreier plötzlich seine
Wange brennen. Dies eigenartige Gefühl rührt von einem durch
Fürchtenichts Hand zielsicher und kräftig ausgeführten Schlag her.
Während der Getroffene noch über den Wert und Unwert der Ghr-
feige im praktischen Gebrauch kritische Betrachtungen anstellt, zieht
ihm Fürchtenicht seine goldene Uhr aus der Tasche, die sich in-
zwischen schon wieder mit einer andern gepaart hatte. Staunend
über die Schlagfertigkeit ihres neuen Kollegen zieht die „Macht
der Drei" ab.
Don den langen Beinen des schnellschreitenden Unglückes hat
Fürchtenicht wohl schon gehört; aber daß er diesem Übel ln persona
begegnen soll, ahnt sein harmloses Gemüt nicht. Mit siegesge-
wisser Miene will er die Gasse verlassen und wird komischerweise
aber in ein Lastauto ver-
laden. Nur eine Razzia!
Line interessante Autofahrt
und dann die weniger an-
genehme Untersuchung auf
dem Polizeipräsidium. Lin
eintretender Kriminalbeam-
ter stellt mit der größten
Zufriedenheit fest, daß man
einen sehr feinen Fang ge-
macht habe. Der eine Kerl
— er meint Fürchtenicht —,
sei ihm als sechsfacher Raub-
mörder bekannt, also ein
ganz schwerer Junge. Der
brave Gottlieb Fürchtenicht
kriegt einen Mordsschrcck
und wird ganz blaß; auf
seinem Rücken bildet sich eine
derartig starke Gänsehaut,
daß ein Unbefangener seine
Rückenhaut als Reliefkarte
eines Dachgebirges bestaunt
hätte. Nach diesen unheil-
vollen Äußerungen fühlt
Fürchtenicht ein bedenkliches,
beklemmend^--
der 6al--
la^
Man gibt ihm einige Tage Gelegenheit, sich von der feudalen
Ausstattung einer Zelle für Untersuchungsgefangene zu überzeugen.
Lrst nach vielen Schwierigkeiten und dem guten Zeugnis, welches
ihm einwandfreie Personen ausstellen, bringt ihm der Beweis,
daß eine der beiden Uhren seine eigene ist, die ersehnte Freiheit
wieder. Zumal da der Besitzer der andern Uhr ein guter freund
von Fürchtenicht ist. Linen erhebenden Trost kann Fürchtenicht mit-
nehmen, der darin besteht, daß er wenigstens nur eine mäßige Kosten-
rechnung für die Tage seines Aufenthaltes in einem staatlichen In-
stitut zu bezahlen hat. — Das erste Werk des wieder in Freiheit
gesetzten Fürchtenicht ist, schleunigst seine Koffer zu packen, um diesen
unheimlichen Vrt zu verlassen. Lr will sich aber einen guten Ab-
gang verschaffen, um auch weiterhin in gutem Ansehen bei den
Gaunern zu bleiben. Lr geht wiederum zu der Dcrbrecherbörse
und trifft tatsächlich noch zwei von seinen Gästen an; einen hatten
sie inzwischen erwischt. Nach einer einleitenden derben Schinipfrede
verlangt Fürchtenicht von seinen Kollegen, daß sie ihn: eine un-
behinderte Abreise verschaffen sollen. Die hiesige Bande sei ihm
zu dumm; mit solchen Leuten könne er nicht „arbeiten". — Die
Gauner fühlen sich wohl etwas gekränkt, aber der neue Kollege
imponiert eben zu sehr, da er, trotzdem sie ihn erwischt haben,
bald wieder frei gekommen ist. — Zur Stunde von Fürchtenichts
Abreise ist der Bahnhof von Banditen förmlich eingekreist, die ihren
Kollegen vor Spitzeln schützen wollen. Mit vertraulichem und kol-
legialem Händedruck verabschiedet sich Fürchtenicht von einigen Kol-
legen der Zunft. Frohen Sinnes kehrt er der Stadt des Schreckens
den Rücken.
In die weite Ferne entschwindet Gottlieb Fürchtenicht, der noch
lange Keit als der große Unbekannte von den Zunftgenoffen ge-
achtet und gefürchtet wird.
Scherenschnitt.
Auflösung d c r R ä t s e l
in Nummer 4085.
Nr. 1.
Küstrin — Würzburg —
Eisenach — Holstein — Gel-
dern—Enzisweiler—Kitz-
bühel — Franzcnsfcstc —
Swakopniund — Nürnberg
Bautzen. — Kürze ist des
Witzes Würze.
Nr. 2.
Pan—Kar—Pantoffel-
Kartoffel.
Schnadahüpfl.
Es is auf der Welt da
A ewiger Streit
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Frißt den andern der Neid.
I.
Scherzfrage.
Was ist höchste Prü-
derie ?
Wann eine alte Jungfer
den Stuhlbeinen Ho-
ht.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Scherenschnitt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1923
Entstehungsdatum (normiert)
1918 - 1928
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 159.1923, Nr. 4086, S. 164
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg