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auf meiner Woknzimmertapete. „Was haben S' denn da für
einen alten Öldruck hängen?" fragte ich.

„Was — an Öldruck fagen S'?? Sie san guat, Herr/ an
Oidruck! Dös is an Originalgemälde, scheener Herr —, und
was für a welchenes, haben S' g'hört! Dös könnt' an echter
Rembrandt sei', wann's der Rembrandt g'malen hätt',- aber der
hat nur bloß Köpfe (sprich, bitte: Keppsse) g'malen, lauter Köpfe
(ebenso) und nackerte Akt'. Dös is ein Rottmann, müafsen S'
Eahna merken, Karl Rottmann, ein sehr berühmter professer —
sogar singniert. No, du Glump, du verreckts!" (Diese An-
rede galt dem Kürassierhelm, der mit einigem Anhang zu
Boden kollerte, da Frau Zirngiebl das Gemälde vom Nagel
zerrte.)

Ich liebe Karl Rottmann,- zumal wenn er echt ist. Dieser
hier war es kaum, die Unterschrift aber ganz gewiß nicht: sie
leuchtete mit geradezu tollkühner Frische von dem alten Bild.
Als ich diese Erkenntnis andeutete, fiel Frau Zirngiebl beinahe
in Ohnmacht — doch sie redete sich mit Gewandtheit über diese
Gefahr hinweg. „San mer scho' firti mit'nander," schloß sie ihre
längeren Ausführungen, „san mer scho' firti, Herr — wal S'
nix verstehn«!" Und das Bild wanderte zurück an seinen Nagel.
„Dös is ein prachtvolles Gemälde, sag' i Eahna — aber Sie
verstenga ja nixn — haben scho'ausg'red't!" „Und — sagte sie —
siebenundzwanzig Markl, das sei das Äußerste. Und das sei

Überhaupts gar kein Geld nicht... ob ich mich etwa hinstellen
möchte und möchte es malen um diesen Preis?

Freilich — gab ich zu — wenn man es so betrachtet-- —

„So müassen Sie's betrachten!" sagte Frau Zirngiebl. Und
also erstand ich es. Um dreiundzwanzig Mark. Denn, nicht wahr,
Patentknöpfe kriegte ich nicht — und leer wollte ich wirklich nicht
heimgehen, nachdem ich drei Stunden auf der Dult vertan.
Und Frau Zirngiebl sagte, sie gebe es nur mir — weil i ch es
sei, und — fügte sie bei, als ich abzog — eigentlich tue ihr der
Verkauf schon wieder leid.

Der Mensch denkt und die Steuerbehörde lenkt ihn. Darum
konnte ich meinen Schah nicht bewahren. Schon auf der Treppe
übergab mir der Postbote einen mit schrecklichem Widrigenfalls
ausgestatteten Zahlungsbefehl dieses lebenswichtigen Amtes.
Zwar gönnte es mir nach klassischem Muster drei Tage Zeit —
aber dieselben strichen hin, ohne daß ich etwas anderes für die
Zahlung aufgetrieben hätte als den verhältnismäßig gutenWillen.
Der nützte natürlich gar nichts, denn,, Bist du nur willig, so brauch'
ich Gewalt!" sagt die Behörde. Ich ging also am dritten Tage
zu Frau Zirngiebl und bot ihr mein Rottmann-Gemälde zum
Kauf.

Frau Zirngiebl schien sich leider über die Abgabe des Meister-
werkes mittlerweile getröstet zu haben,- sie war gar nicht mehr
begierig, es wieder zu erwerben. Aber weil i ch es sei, sagte sie,

(Forts. S. 298)

296
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Kunst-Handel"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Maier, Johann Baptist
Entstehungsdatum
um 1924
Entstehungsdatum (normiert)
1919 - 1929
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 161.1924, Nr. 4119, S. 296

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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