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(Schluß) Sie tranken auch wirklich fest darauf, so daß, nachdem
sie abgesetzt hatten, bei jedem der Krug halb geleert war. „Einen
guten Zug habt ihr ja noch", bestärkte derWirt und geriet mit
diesen Worten scheinbar in eine etwas bessere Laune. „ In unserem
Magen ruht schon gar manches Fäßlein," bestärkte Stuß, „das
wirst du am besten wissen, Peter!" — Was für schöne Zeiten
man doch zusammen schon verlebt habe, erweiterte der Zimmer-
meistcr Klos, Bertolzhausen bekäme eine ganze Chronik zusam-
men, wenn man das alles aufschriebe. Und so begann man ge-
meinsame Fugenderinnerungen auszukramen. Man gedachte der
kleinen Bratwürste in der Wurstküche zu Regensburg, von denen
Peter einmal drei Dutzend gegessen habe, mancker witzigen Be-
gebenheit, der lustigen Ausflüge zu herbstlichen Dorfkirchweihen,
übermütiger Keilereien und mancker gemeinsamen Abwehr.
Dabei hatte man bald etlicke Weinflaschen geleert, die vom
Alkohol belebte Stimmung wurde zusehends heiterer und selbst
Peter schien wieder ähnlich wie früher zu lachen. Während man
nun immer wieder ansticß, indem bald der, bald ein anderer
auffordernd zuerst das Glas ergriff, erinnerte der Kaufmann
Taler auch an die schöne Baumannszilli aus Laabern, eine
Bäckerstochter, die ihre Eltern früh verloren hatte und bei seinem
Vater, dem alten Taler, als Ladnerin eingestellt war. „Weißt
du das noch, Peter," fuhr Taler fort, „wie sie angab, ein Kind
von dir zu haben, wie du aber doch nichts zahlen mußtest, weil
du mich angestiftet hattest, auch zu ihr zu gehen.Das arme Mädel!
Erst hat sie uns ihr Herz geschenkt, und dann haben wir sie be-
trogen." Da sah ihn Peter, der infolge des immerwährenden
Prosttrinkens schon viel Wein zu sich genommen hatte, mit cincm-
mal groß an und erwiderte: „Da hast du recht, Taler, damals
haben wir kein schönes Stück gemacht." — Was man doch
alles im Leben tue, mischte sich Klos dazwischen,- er sei wahr-
lich auch kein Heiliger gewesen, aber es sei nun einmal so im

Leben, daß einer dem andern etwas auswische. Dazu bestärkte
der Spenglermeister Stuß, daß erden kennen möchte, der nichts
auf dem Kerbholz hätte. — „Wer das nur immer einsieht!" er-
gänzte Taler. „Glücklich aber, wer zugleich begreift, daß jedes
pechfaß ein Milchfaß ist." Er erzählte jene Fabel von den in
einen Milchtopf gefallenen Fröschen, von denen der eine er-
trank, während der andere so lange um sich schlug, bis er auf
einem Butterballen saß und glücklich heraushüpfte. „Verstehst
du das, Peter?" — Der Wirt blickte den Sprechenden verdutzt
an und erwiderte: „Wie du Geschichten umdrehen kannst, Taler,
das habe ich mir schon oft gedacht. Du hättest Missionsbruder
werden sollen." — „Mach' keine Redensarten, Peter," unter-
brach ihn der Kaufmann, „du sollst uns sagen, ob du mich richtig
verstanden hast?" — Da schwieg der Wirt wieder und blickte
in sein Weinglas, aus dem sein Spiegelbild heraufkam. Nach-
dem er zuvor noch mal einen festen Schluck getan hatte, als müßte
er etwas aus der Kehle wegschwemmcn, zeigte er plötzlich einen
festen Entschluß. Er stand auf, trat an die Tür, die zur Küche
führte, und rief hinaus: „Den kleinen Peter herein! Er muß
das hören." Kaum aber hatte die Kellnerin den Kinderwagen
in die Gaststube geschoben, gerade vor den Tisch der Bezechten
hin, da neigte der Wirt leicht das Weinglas, ließ die Helle
Flüssigkeit über die Stirn des Kindes niederträufeln und sprach :
„Ich taufe dich mit Wein,
mein Peter sollst du sein."

Man hatte erwartet, der Junge würde dabei recht schreien, aber
er drehte nur sehr verwundert die Augen km unbeweglichen Ge-
sicht, 'so daß alle darüber erstaunten, und Klos meinte: es sähe
gerade aus, als ob der Bettnässer gar schon etwas von allem
verstände. Da streckte der Junge auch noch das Zünglein heraus,
und obgleick er es vielleicht nur tat, uin sich gegen die Flüssig-
keit mehr zu wehren als sie zu schlürfen, so brachen die um ihn

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Das Schützenfest"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsdatum
um 1924
Entstehungsdatum (normiert)
1919 - 1929
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 161.1924, Nr. 4119, S. 306

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