Fliegende Blätter (161.1924 (Nr. 4118-4144) = 80. Jahrg.)

Zwischenden Kurorten. .Tlo, Huberbäuerin, gestern Hab' i g'hört: Du sollst ja Pfundspreise nehmen von den Touristen I"
— .Ja, hast' net in der Zeitung gelesen: teure Preise sind in jeder Übergangswirtschaft unvermeidlich?!"

8ommer--k.elsen--keime

O Raffael!

Ein bedeutenderAmerikaner
kommt geschäftlich und um die
.Madonna "zubesichtigen, nach
Dresden. Er kommt, nachdem
die Galerie geschloffen ist. Mit
vieler Mühe gelingt es, daff die
Galerie allein für diesen be-
deutenden Mann wieder ge-
öffnet wird. Einer der Herren
Direktoren empfängt ihn und
die begleitenden Herren im
Frack und fängt im erstenSaale
an, seine Kunstkcnntnisse vor-
zutragen. Der Amerikaner
winkt ab und verlangt energisch
nach der .Madonna". Man
führt ihn vor das Bild. Er
steht zwei Minuten mit den
Händen tief in den Hosen-
taschen, dann sagt er:

.Well, ein Volk, das so
was hcrvorbringen kann, darf
nicht untcrgehen — wir wollen
Deutschland helfen!!!" v.m.

Man muß dem Sommer feine Ehre laßen
Und volens nolens Reifepläne faßen.

Zwar Ichaut es bös aus in den Urlaubskaffen
Auch Rentenpfennig gibt's dort nicht in Maßen . . .
Ganz wurfcht! Auf in die Mittelftändler.Klaßen
<Mit lieben, acht, neun, zehn, elf, zwölf Infaßen)

Der überfüllten Züge, die wir haßen.

Wir hoffen, daß wir glücklich lie verpaßen,-
Doch vorher-muß man .Reifepläne faßen . . .

Ach, lieber rültet' ich als Mann, als freier.

Mit jedem Urlaubstag zu einer Feier.

Ich goß den Morgentee durch feinen Seier
Und Ichmaulte Butterbrot und weiche Eier.

Dann spielt' ich <allegorifch !> auf der Leier,

Ging später ins Familienbad am Weiher,

Betätigte mich keck als Waßerfpeier

Und lacht' mich tot: Frau Meier ohne Schleier . . .

Statt deßen muß ich mich an heißen Tagen
Mit fremdem Volk um Fensterplätze (Silagen,

Muß Taßhen schleppen und den Koster tragen.

Die Stoffe sammeln zu Beleidigungsklagen,

Trotz aller Wucherrechnung nicht verzagen.

Mit Kutlchern feilschen um den Ausflugswagen,

An Tafeln tafeln, schwül, im steifen Kragen . . .

Sag', Gattin, macht das wirklich Dir Behagen?
„Mir? Quatfch! So dumm kann nur ein Eh'mann fragen.
Doch wollt' man sich der Sommerreif' entfchlagen.

Was würde wohl-der Nachbar dazu lägen . ..??"

Ri Ri

Wachträume

„ Ich bin so Hypnotisiert von
Ihnen, Griseldis, daß der Ge-
danke an Sie mich gänzlich be-
herrscht ! Ich kann an gar nichts
mehr denken als an Sie, an
Sie..." — .Ja, aber was,
was denken Sie denn?" —
.Ach, ich führe in Gedanken
länge Gespräche mit Ihnen I
Ich entzweie mich init Ihnen,
ausschließliä) zu Wiederver-
söhnungs-Auskostungs-3wek-
ken! Ich durchreise abenteuernd
beide Hemisphären, um einen
Achat zu erobern, der würdig
ist, Ihre Hand zu sä)mücken!
Ich befreie Sie aus den Hän-
den von Banditen! Sie fallen
aus einem Ozeandampfer ins
Meer, und ich, (als einziger)
springe Ihnen naä) und errette
Sie! Ich — ach, neulich Hab' ich
sogar'neDreizimmerwohnung
für Sie besorgt...!" H.Rewaid

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