Fliegende Blätter (161.1924 (Nr. 4118-4144) = 80. Jahrg.)

Jft mir übern Weg geloffen,
cfu.ng und rein und hold.
Und ich ftand betroffen\,

Denn fie war aus Gold.

Und die (Jungfrau winkte mir,
Winkte mit der Hand.

Die Prinzeffin, dünkte mir,
War’s- von Samarkand

Bis an aller Erden Ende
Will ich fie bewahren.
Wahrlich/ keine befTre fände
Jch in taufend Jahren.

Sie und ich, wir beiden zwei,
Bilden nun ein Pärdien.

Jdi, der Sohn vom Stamme Rei,
Und mein liebes Klärdien.

Klärdien exiftiert rnitniditen.
Klärdien ift ein Traum.

Gold’ne Jung fraun kann man dichten,
Ehelichen kaum.

Knabe, willft du mit mir wallen
Jn das Märchenland’?

Tu mir bitte den Gefallen!
Reich ’ mir deine Hand!

Heute früh ift das gewefen,
8 Uhr 10 etwa.

Ohne großes Eederlefen
Stammelte ich : Ja !

Bot ihr meine beiden Hände,
Nahm fie auf darein.

Bis an aller Erden Ende
Soll fie bei mir fein.

Hans R ei mann

Glücklich, wer vom l fimmelszell
Sidi verfdiafft mit Lift,

Was auf diefer krummen Welt
Nidit zu haben ift.

Mißratener Fang von Franz Handbreit

Als der kleine, aber wohlbeleibte Kreuzwirt von Fuchshofen
eines Tages mit vorgebundener weißer Schürze zu seinen Gästen
an den Tisch trat, prüfte er mit dem Daumen die Schneide seines
langen Messers und sagte, indem er die winzigen Augen schalk-
haft zukniff: .Wir haben doch ein recht seltsames Scbwrin. Das
soll heute geschlachtet werden, aber niemand bringt es aus dem
Stall.' — Tin Taglöbner, der große Ludwig, wie man ibnnanntr,
der gerne trank und bei jeder auch noä, so nichtigen Gelegrnheit
etwas zu erschnappen suchte, erwiderte: . Als ob da etwas dabei
wäre! Man geht eben in den Stall, packt das Schwein beim
Scbwänzlein und zieht es heraus.' Da klopfte ibm der Kreuz-
wirt auf die Schulter und sprach: .Wenn du das fertigbringst,
Ludwig, so soll dir nicht bloß das erste Dutzend Würste zufallen,
sondern du sollst auch trinken können, bis dir der Magen über-
läuft.' — Also begaben stch der kleine Wirt und der große Tag-
löhner über den Hof zum Schweinestall und Ludwig rieb ftch
schon vergnügt die Hände, als er lautes Grunzen hinter der
Türe körte. Mit verschmitzter Miene öffnete der Kreuzwirt den
Riegel, und der große Ludwig mußte ftch sehr bücken, um durch

die niedere Tür in den Stall zu kommen. .Wahrbaftig,' sagte
er, .finster ist cs hier wie in der Hölle und eine Luft ist da, wir
wenn Kundert Teufel im Mist säßen.' Dock der Wirt, der daö
Scklacktmesser in der Hand bereit kielt, riet ikin, nicht soviel zu
reden, sondern das Schwein herauözubringcn. Während nun
der große Ludwig vergeben- nach dem Sä'wänzlcin zu tappen
begann, hielt der listige Kreuzwirt die Tür zu, so daß es im
Stall noch finsterer wurde, als es ohnehin schon war, und rief von
draußen: .Aber so pack cS doch beim Sä'wänzlcin, wie du gesagt
hast, und zieh es heraus!' - Ludwig jedoch fluchte plötzlich gotts-
jämmerlich, denn das aufgcstkcuchtc Tier batte Ihn so heftig an-
gerannt, daß er sich mit den» Kopf hart an die Wandbalken ge-
stoßen hatte und ihm ein mächtiges Hom auö der Stirn wuchs. Als
nun der Kreuzwirt die Türe wieder öffnete, scheinbar, um Lickt
hineinzulaffen, da sprang daö verfolgte Tirrlrin ganz von selber
in den Kellen Hof und der große Ludwig blieb, kaum er durch die
Türe nackgekrochrn war, verblüfft stehen: das Schwein, bei dem
er so heftig nach dem Schwänzlein haschte, besaß gar krins! —
.Mein Gott,' lachte der Wlrt, .du hast es ihm ja auSgr-

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