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HOLZSCHNITT VON HERMANN VIRL

Die Reineclauden

In unserm Gebirgsdörfchen war der
Religionslehrer erkrankt. Die Kinder
liefen nun, in der Hoffnung, »frei" zu
bekommen, zu der Neuangestellten Lcbre-
rin, die mit ihrem reinen Hochdeutsch nur
schwer von den Kindern verstanden wird.
Sie tragen ihr den Fall vor und nach
einigem Nachdenken sagt sic: » Nun, dann
geht ihr eben heut nacbmittag zu dem
Herrn Pfarrer in die Religion!"

Die Kinder jubeln laut aus, und un-
sere Lehrerin freut sich bereits darüber,
wie beliebt icb, der Pfarrer, bei den
Kleinen bin. Am Nacbmittag stehe ich in
meinem Gärtchen, und pünktlich zur be-
fohlenen Zeit kommt die Scbar des We-
ges daher. Aber statt der Bücher tragen
sie alle - Körbe und Rucksäcke. Ich frage
verwundert, wozu sie denn die vielen
Körbe mitbringen.

» I, no -sagt da ein beherzter Bub,
und in seinem Gesicbt steht dicjelbe Ver-
wunderung wie in dem aller übrigen, . dö
Froil'n Lehr'rin hat doch g'sagt, daß ma
soll'n heit namitti zuam Herrn pfarra
ei di Ringlon komma!"

Ringlo sagt man nämlicb hierzulande
für Reineclauden. B-

Ben Akiba

Ben Akiba, jener hochbetagte
Und mit Recht beliebte Rabbi, wißt.
Der in einer schwachen Stunde Tagte,
Daß schon alles dagewesen ilt,

Ben Akiba ilt mit Schreckensmienen,
Blaß wie einer, der viel Kummer hat.
Mir im Traume neulich nachts erschienen
Juft zu Häupten meiner Lagerltatt.

Wie der Efpe dürres Laub im Winde
Leise zitternd, sprach und seufzte er
Unter Tränen: „Junger Freund, ich finde
In der Erde keine Ruhe mehr!

Denn ich halt' es für frivole Sünde,
Wenn von mir die Welt genasführt wird.
Darum, bitte, geh' hinaus und künde:
Ben Akiba hat sich doch geirrt!

Er ilt feines hohlen Ruhms entkleidet
Und entlarvt als eit ler Renommiß —
Ach, du ahnst nicht, wie ein Denker leidet,
Wenn er merkt, daß er ein Stümper ilt!

Ich erfuhr zu meiner großen Schande,
Was in München dir, mein Freund ge-
schah ...

Deine Maß ward bis zum ob'ren Rande
Vollgeschenkt-und das war n i e -

Schöne Aussichten

Auf einem bayerischen Volksfest bil-
deten die besondere »Attraktion" Passa-
gicrfahrten mit einem richtigen Flugzeug.
Eine Rundfahrt von zehn Minuten kostet
sechs Mark. AIS der Führer vor Beginn
der Fahrt kassieren will, fragt ein vor-
sichtiger Baucrnbursch, ob er nicht nach
der Fahrt bezahlen könnte.

»A naa," gibt der bayerische Führer
zurück, »w e n n's n a ch e r a n S t u r z
gibt, hat m a k o a Zeit zum
Kassier'n." 3«,

Immer derselbe

Frau Schiebitzki sitzt an einem Herbst-
tag mit ein paar Gästen auf der Veranda.
Die Unterhaltung dreht sich natürlich um
daö Wetter, Herbststimmung, Vergäng-
lichkeit .

Auf ein paar Augenblicke kommt Herr
Schiebitzki herein, seine Gäste zu begrü-
ßen, und hört etwas von Vergänglich-
kcit. »Aber liebe Amalie," will er seine
Frau trösten, »was heißt Vergänglich-
keit! Wir können uns doch alles wieder
neu kaufen!"

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Herbst"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Virl, Hermann
Entstehungsdatum
um 1924
Entstehungsdatum (normiert)
1919 - 1929
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 161.1924, Nr. 4134, S. 538
 
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