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£>ic *£ 1 fl l U U tl CJ * 2lusschnittevon IuliuSRrclS

(Fons. 2) Schnelle Blicke zrir Gruppe der Damen, die sick nock
ostentativ voit den Herren absondcrn. libcrlcgungen, Pläne:
... Hin, die kleine Schwarze da, ein entzückender Käfer! Man
wird sich nachher anwandelit. — Auck die Blonde — nickt übel!

— Aber um Gottes willen, wer ist dieses klapprige Gestell mit
dem superorydgelbcn Bubikopf iitiD den unglaublichen Fügen...
Da kommt sie schon bcrübcr. Gestalte, Maust, dag icb dir Herrn...
ähäin reintcm — Sulzmann ist mein Bamc — Herrn Sulzmann
vorstclle. — Meine Frau.

Die Stimmung beginnt

Die Hausfrau hat — unter dem Druck
des ständig katastrophcnfrcudigen Taillen-
drückers — für jeden Gast ein besonders
herzliches Wort, lägt sich von dem alten
Orientalisten über Ausgrabungen in Tibet
erzählen und hört mit dein andern Ohr,
wie diese infame Kommerzienräkin, dieses
Protzenpack — der Frau Obcringenieur
lächelnd zuflüstcrt: Alles eckt imitierter
Perser! DieAugen aber überwachen Susi,
das Mädchen, das mit roten Händen, den
Herren freuitdlicb, den Damen mokant, die
Platte mit den belegten Brötchen anbiclct.

— Man sitzt und knabbert. Die jüngeren
Herren haben sich's auf Ottomanen und
Matratzen unbequem gemacht. Sie ziehen
fortwährend die Hosen in die Höhe, damit's
am Knie keine Beule gibt, die jungen
Damen ziehen fortwährend den Kleidsaun, nach unten, damit
cs schicklich ist. — Manchmal zögern sie ein bigckcn damit, ge-
rade so lang, dag der Blick des Gegenübers nock Feit bat, schöne
seidene Wädcken zu streifen. Wer von den älteren Damen und
Herren voll vorsichtiger Ausschweifung auf dem scbwcllenden
Pfühl Platz genommen hat, kriegt bald Krcuzweh, mag aber
nicht aufstcben, weil s nickt leicht gebt. — Bielen sind die Beine
cingcscklafen.

Man lackt lauter, als nötig ist, über kleine Witzckcn und ist nock
immer dabei, Lampions, Ottomanen und Singelegenbeitcn ent-
zückend und originell zu finden.

Aber der Hausherr! — Die
Köchin Therese kommt endlich,
endlich init einem Bierkahn
angaloppicrt, schmeißt ihn dem
Hauskerrn auf den Stukl und
verschwindet türenkrachrnd in
der Küche.

Der Hauöbcrr müht sich mit
puterrotem Kopf, den Zapfen
inö Faß zu schlagen. Bon der
Etagere fällt rin Bippfigür-
che»,- ein gefälliger junger
Mann, der eben einmal hinaus
muß, hilft.

bim Gottes willen, er zer-
trümmert die Wohnung, denkt
dir Hausfrau, mit gefrorenem
bäckcln den Bcrickt der Frau
\ Zustizrat über die Masern-

erkrankung des Jüngsten zur Kenntnis nehmend... Endlich fäbrt

der Hahn ins Faß und zschzschzsckwwwfffftzsch-schon strömt

das frische Bag schäumend auf den Dielcnboden ohne Unter-
lag — ohne Hemmung — — bis cndlick der Hausherr, der junge
Mann und Therese geincinsam den Zapfen bändigen ... Die
Hausfrau kommt eben recht, um Artur flüsternd mitzuteilen, dag
die rechte Stimmung eigentlich nock nicht da sei...

Sic wird schon kommen, sagt Artur und zittert leise wie ein
roter Pudding und der Bierschlegel zittert
in seiner Hand. Wenn er den jetzt jemand
hinaufhauen dürfte-irgend jemand...

Bananen-Bana —nen.

Auch mit dem Grammophon ist daS so
eine Sache! Artur versteht nicht damit
umzugehen. - Die Hausfrau versteht es
besser, aber die Maschine geht auch nicht.
— Bur die Badcln find verschüttet. — Die
Jugend kniet am Boden und liest sic auf.
Die kleineSchwarze und dergroge Blonde
knien ganz nah beisammen. S i e sind Gott
jci Dank in Stimmung! Beim Suchen
derBadeln finden fick von Mal zu Mal ihre

Finger-ihre Augen. Die Kleine zieht

ihr grünes Seidenkleid am Ausschnitt
hoch. —

Endlich! — Der junge Mann, der vor-
hin jckon das Bierfaß meisterte, zwingt
auch das Grammophon. - Er ist der reine Tierbändiger.

Batürlich wünscht sich die tanzlustigeFugend dleBanancnplatte.

Rchchrrchrrch ...

Ein halb Dutzend paare bananl durch die kleine Diele. - Die
Hausfrau gibt den Berjuch, »diese modernen Tänze" mit dem
hilfsbereiten jmigen Mann zu lernen, auf. - Dar Bierfaß
hot er bezwungen, das Grammophon. Bei der Haus-
frau versagt seine Geschicklichkeit. Oie älteren Damen
sehen mit starren Gesichtern dein Tanz zu. Sie fänden ihn eigent-
lich unanständig — aber das wird ja jetzt in den besten Häusern

getanzt. DaS eigene Fleisch und
Blut tanzt mit. - Baalso! -
Die Hausfrau hat Zeit, mit
Therese die Torten zu schnei-
den. — Der Hausherr mani-
puliert in der Bcscnkammcr
an der Bowle. —

Die älteren Herren sprechen
vonReisen in Tirol, dicDamcn
gähnen durch dir Base und sa-
gen: Ganz reizend haben sie
hier dekoriert. - Wirklich origi
nell... Z,n Hintergrund auf
einer Ottomane hält ein paar
Tanzpause. — Es ist der dun-
kelste Winkel im Salon, Bur
bisweilen durchleuchtet wie
von Scheinwerfern von den
schnellen Blicken der älteren
Damen. — (S<hi»h folg«)

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Einladung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Neu, Paul
Entstehungsdatum
um 1924
Entstehungsdatum (normiert)
1919 - 1929
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 161.1924, Nr. 4137, S. 603
 
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