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je I n l a U n g ' u o f n i 11 c von Julius Kccio

(Schluß) Die kleine Schwarze sagt: ... nein, das geht wirklich
nicht. — Ich kann so schwer abkommen. Und dann überhaupt,
was glauben Sic denn eigentlich ...

Der große Blonde küßt Keimlich ihre Fingerspitzen — so im

Spiel, aus Scherz-immer mit strategischen RückzugSsichr-

rungen ...

Lieder zur Laute.

... Die Hausfrau wird stürmisch gebeten, zu singen. — Ach
ja bitte, bitte bitte...! Alles wird mobil, aufgeregt alles be-
stürmt, fleht. - Der junge Mann bringt sckon die Laute.

Ach, Herrschaften, ich kann doch nicht... Bein, es ist wirk-
lich ... cs ist ja lächerlich ... Ach Herr von Spittel, spielen doch

Sic, Sic singen ja so famos-Aber Gnädigste ...

Bittebittebittc, gnä' Frau ...

Aber meine Stimme ist ganz belegt. — Bei Rauch nämlich ...
Schon fliegen die Fenster auf und der Rauch wird fortgefächelt.

... Ich babc nämlich seit ein paar Tagen eine ganz belegte
Stimme...

Die Hausfrau legt endlich resigniert das Band um den
Backen und schraubt an den Stimmsckrauben. Hinauf — hin-
unter -nein: es geht nickt. — Die Laute ist ja j o verllimmt.

— Der junge Mann stimmt daran herum. — Reicht sie der
Hausfrau. — Sie greift einige Akkorde und drebt wieder an
den Wirbeln ... Bein also ...

Die Laute ist daraufhin wieder nickt ganz rein. — Herr von

Spittel nimmt sich ihrer an.-plrng bim bim — Plcng ...

Die Gäste warten.

Die Hausfrau sagt: Wirklich-es ist lächerlich — ick kann

wirklich gar nicht singen. — Ich weiß auch gar nicht, w a s ich
eigentlich singen soll...

(Merkmal der Frauen: Sie haben nie was anzuziehcn, lic
haben alö Sängerinnen nie was zum Singen!)

Sie dreht wieder an den Wirbeln. — Akkorde. Seufzer. —
Aber meine Stiinmc ist heule wirklich ... Räuspern.

... Es kam rin Bursch gezooogen... Back der ersten Strophe
Schluß. — Es geht heule wirklich nickt. -

Aber dann wenigstens noch das „Mädlc ruck ruck ruck ..."

Der Hausfrau kommt eine Idee! Aber dann muß der Refräng
immer milgesungen werden! Jetzt hat ste's! Das gibt Stim-
mung! Mädle, Mädlc ruck ruck ruck-

Aber nach dem ersten Bers ist man am Ende. Sic weiß den
Test nicht mehr.

Und mitgesungen haben auch nur ganz dionysische Baturcn.
Der alte Oberförster bat in seinen Bart grbrummbassrlt und
der Assessor war forsch und Kat den Oberkörper hin- und bcr-
gewirgt. Die Dame» aber saßen mit böflichcn, eisgekühlten
Gesichtern.

Zu nett singen Sir, gnä" Frau!! Und was für einen schönen
Klang die Laute hat. Sir spielen schon lange? —

Wir — erst-? Und sckon solch« Fertigkeit! Favelbast!! —

71 ach Mitternacht.

Man erkundigt sich nach den Straßrnbahnanschlüsscn. —
Kaffee wird gereicht. Eiscreme träufelt auf Seidenkleider. Susi,
das Mädckrn, kann nicklS abwartrn und leckt in der Kücke mit
dem Finger auS der Kristallfchale.

Ein Herr irrt suchend — suchend im Flur bcrum und prallt
an elnrr vorsichtig aufgeklinkten Tür, Pardon. Pardon stammelnd.

zurück. Therese zieht sich da gerade um. - Ihr war so heiß.
— Der Herr betrachtet aus dem Flurfenstcr die Mondnacht. —
Er sucht den Großen Bär. Scheußlich! Diese fremden Häuser!! -

Gehcimrats empfehlen sich. — O, Sic wollen schon gehen?
Aber Gnädigste, jetzt wo so viel Stimmung...

Es war ja zu nett... es war zu reizend, liebe Frau Rcgic-
rungsrat —

Ja ja! sagt jemand und hebt die Hand diskret an den Mund. —

Das paar im dunklen Winkel benützt die allgemeine Auf-
brechcrci, um noch einige bindende Berabredungcn zu treffen ...
also Beptunbrunncn... nickt... ja, um halb acht... sicher? ...
ich weih noch nicht...

Man defiliert an den Wirten vorbei. Händeschütteln. -
Herzliches Lächeln. -

Bein — es war zu reizend — zu reizend. In der citgcn
Garderobe balgt mait sich um Hut und 77lantcl. Susi hilft nur
den Herren. — Die Frauenzimmer geb'n eh' koa' Trinkgeld!

Der alte Oberförster zwickt Susi beim Hinausgchcn in eine
ihrer Backen. Schamlos! findet das die Apothekerin. Sir sieht
a^lcs - auch bei inangrlhafteftcr Beleuchtung. - Herr von
Spittel kramt unten am Tor aus einer Westentasche einen Mark-
schcin heraus. Schade, darum wollte er morgen Mittag essen ..
Die Apothekerin schiebt ihren Mann unterdessen wie einen
Schatten hinter Spittels Rücken an der lauernden Susi vor-
bei. — Eine solche Person braucht kein Trinkgeld!-Die

Hausfrau sitzt inmitten des verwüsteten SalonS dem Hausherrn
gegenüber.

Sie sagt: Scheußlich - diese ausgefallene Idee, die Woh-
nung so zu demolieren ... Wir haben zwei Tage zu tu» ...

Aber Liebste...

Schweige bitte - schweig! - Die HauSftau schluchzt auf:..
Bun auck noch Borwürfe nach all dem...

Sie schluchzt sich ins Schlafzimmer, indes der Mann traum-
verloren an einem Sardincnbrötchen knabbert, - dem ersten
Bissen, den er seil Frftbeginn zu kosten kriegt.

Stimmung — Stimmung, murmelt er und gibt dem Birr-
faßl einen Tritt, daß cs polternd durch den nächtlichen Haus-
flur rollt...

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Einladung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Neu, Paul
Entstehungsdatum
um 1924
Entstehungsdatum (normiert)
1919 - 1929
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 161.1924, Nr. 4138, S. 619
 
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