Kühne Vermutung
Bankier Freundlich kam zu un-
erwarteter Stunde ins Büro und
stöberte den Lehrling bei der Mani-
küre auf. „Haben Sie nichts zu tun ?"
brüllte der Chef den Stift an, „hier,
tragen Sie diesen Schein zum Kas-
sierer!" — Freundlich kritzelte eine
seiner berühmten Orders herunter,
die kein Mensch im ganzen Hause
entziffern kann. Der Stift flitzte da-
mit in blödsinniger Eile an die Kasse.
„Was ist das nun wieder?" fragte
der Kassierer, den Schein nach allen
Himmelsrichtungen wendend, ohne
seiner Bedeutung beizukommen. —
Der Stift deutete auf die einzig les-
bare Ziffer zehn und meinte: „Das
wird eine Zulage für mich sein!"
Beileid
„Ich danke Ihnen für den schönen
y Kranz, den Sie uns geschickt haben,
Herr Lehmann Er war wirklich sebr
schön." — „Keine Ursache, Frau
Müller. Man stirbt ja nicht alle
Tage."
„Uhr außer Betrieb"
„Da haben die Steuern Millionenüberschüsse gebracht, aber daß inan mal die Zettel wegnähm' und
die Ubren in Gang sehen ließ' — dös gibt's net." — „Verschwender! Was sollten s' nacha mit den
vielen Zetteln anfangen, die wo s' haben drucken lassen!"
Moderne Hausknechte
Der Besitzer des Zentralhotels stellt einen neuen Hausknecht ein.
„Können Sic auch ein Motorrad reinigen?" kragt er, stolz auf seine
neue Maschine im Hof zeigend.
„Bein," sagt der Hausknecht, „aber ich kann Ihnen die Adresse
geben, wo ich meins putzen lasse."
Kindermund
Unser Hänschen hörte des öfteren den Onkel von seiner Schweizer-
reise erzählen. Das Wort „Matterhorn" hing sich besonders in sein
Kinderköpfchen. Eines Tages übt unser Nachbar wieder auf seinem
Waldhorn. Längere Zeit hört Hänsle ruhig und besinnlich zu. Dann
aber kommt er mit der Frage: „Mutti, ist das 'n ,Marterhorn'? ..."
„Onkel, wo ist denn dein Bauch geblieben?" —
/ „3a, wo ist der geblieben, mein Junge! Ich bin ab-
gebaut worden!" — „Fängt das beim Bauch an?"
Standhaft
Frieda, die entlobte Braut, wird von ihrer Freundin gefragt, ob sie dem Max
auch den Brillantring zurückgcgeben habe.
„Natürlich nicht!" erklärt Frieda mit Inbrunst, „über den Ring denke ich doch
genau wie vorher!"
Hoffnungsloser Fall
Der Gerichtsvollzieher erscheint bei Studiosus Pump. Nach einem forschenden Blick
durch die leere Bude sagt er: „Herr Studiosus, ich muß bei Ihnen Pfändung markieren."
Verwünsch ung
„A Jahr lang sollste aufm Meer auf 'ner Eisplatte bleiben müssen in der Bade-
hose und sollst handeln müssen dort mit Vanilleeis."
/ Schlechtes Gewissen
-Franz, vorhin bin ich deiner Lehrerin begegnet", sagt der Vater streng und bedeu-
tungsvoll. — „Ach, Papa," sagt Fränzchen, „du weißt ja, die Frauenzimmer über-
treiben immer gleich so arg."
Gegen die Erfahrung
Die Pferde eines Fuhrwerksbesihers gingen durch, als sie sich gerade am Hafen
befanden. Alle drei, Mann, Fuhrwerk und Pferde, stürzten ins Wasser. Nachdem man
den Fuhrwerksbesitzer nach vielen Mühen ins Leben zurückgerufen hatte, war seine
erste Frage: „Wo sind meine Pferde?" Man bedeutete ihm, daß sie ertrunken wären.
„Das glaub' ich nicht," schrie er voll Wut und Mißtrauen, „das haben meine Pferde
sonst noch nie gemacht."
Echt
„Denk' dir, die silbernen Löffel, die Tante Amalie geschenkt hak, sind doch nicht
echt." — „Das ist wieder echt Tante Amalie."
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Bankier Freundlich kam zu un-
erwarteter Stunde ins Büro und
stöberte den Lehrling bei der Mani-
küre auf. „Haben Sie nichts zu tun ?"
brüllte der Chef den Stift an, „hier,
tragen Sie diesen Schein zum Kas-
sierer!" — Freundlich kritzelte eine
seiner berühmten Orders herunter,
die kein Mensch im ganzen Hause
entziffern kann. Der Stift flitzte da-
mit in blödsinniger Eile an die Kasse.
„Was ist das nun wieder?" fragte
der Kassierer, den Schein nach allen
Himmelsrichtungen wendend, ohne
seiner Bedeutung beizukommen. —
Der Stift deutete auf die einzig les-
bare Ziffer zehn und meinte: „Das
wird eine Zulage für mich sein!"
Beileid
„Ich danke Ihnen für den schönen
y Kranz, den Sie uns geschickt haben,
Herr Lehmann Er war wirklich sebr
schön." — „Keine Ursache, Frau
Müller. Man stirbt ja nicht alle
Tage."
„Uhr außer Betrieb"
„Da haben die Steuern Millionenüberschüsse gebracht, aber daß inan mal die Zettel wegnähm' und
die Ubren in Gang sehen ließ' — dös gibt's net." — „Verschwender! Was sollten s' nacha mit den
vielen Zetteln anfangen, die wo s' haben drucken lassen!"
Moderne Hausknechte
Der Besitzer des Zentralhotels stellt einen neuen Hausknecht ein.
„Können Sic auch ein Motorrad reinigen?" kragt er, stolz auf seine
neue Maschine im Hof zeigend.
„Bein," sagt der Hausknecht, „aber ich kann Ihnen die Adresse
geben, wo ich meins putzen lasse."
Kindermund
Unser Hänschen hörte des öfteren den Onkel von seiner Schweizer-
reise erzählen. Das Wort „Matterhorn" hing sich besonders in sein
Kinderköpfchen. Eines Tages übt unser Nachbar wieder auf seinem
Waldhorn. Längere Zeit hört Hänsle ruhig und besinnlich zu. Dann
aber kommt er mit der Frage: „Mutti, ist das 'n ,Marterhorn'? ..."
„Onkel, wo ist denn dein Bauch geblieben?" —
/ „3a, wo ist der geblieben, mein Junge! Ich bin ab-
gebaut worden!" — „Fängt das beim Bauch an?"
Standhaft
Frieda, die entlobte Braut, wird von ihrer Freundin gefragt, ob sie dem Max
auch den Brillantring zurückgcgeben habe.
„Natürlich nicht!" erklärt Frieda mit Inbrunst, „über den Ring denke ich doch
genau wie vorher!"
Hoffnungsloser Fall
Der Gerichtsvollzieher erscheint bei Studiosus Pump. Nach einem forschenden Blick
durch die leere Bude sagt er: „Herr Studiosus, ich muß bei Ihnen Pfändung markieren."
Verwünsch ung
„A Jahr lang sollste aufm Meer auf 'ner Eisplatte bleiben müssen in der Bade-
hose und sollst handeln müssen dort mit Vanilleeis."
/ Schlechtes Gewissen
-Franz, vorhin bin ich deiner Lehrerin begegnet", sagt der Vater streng und bedeu-
tungsvoll. — „Ach, Papa," sagt Fränzchen, „du weißt ja, die Frauenzimmer über-
treiben immer gleich so arg."
Gegen die Erfahrung
Die Pferde eines Fuhrwerksbesihers gingen durch, als sie sich gerade am Hafen
befanden. Alle drei, Mann, Fuhrwerk und Pferde, stürzten ins Wasser. Nachdem man
den Fuhrwerksbesitzer nach vielen Mühen ins Leben zurückgerufen hatte, war seine
erste Frage: „Wo sind meine Pferde?" Man bedeutete ihm, daß sie ertrunken wären.
„Das glaub' ich nicht," schrie er voll Wut und Mißtrauen, „das haben meine Pferde
sonst noch nie gemacht."
Echt
„Denk' dir, die silbernen Löffel, die Tante Amalie geschenkt hak, sind doch nicht
echt." — „Das ist wieder echt Tante Amalie."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Uhr außer Betrieb" "Onkel, wo ist denn dein Bauch geblieben"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1924
Entstehungsdatum (normiert)
1919 - 1929
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 161.1924, Nr. 4142, S. 676
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg