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ustige Meltchromk

Ein Passagier des Morgenzuges von London nach Harrogate

hat gegen die Bahnverwaltung Strafanzeige auf Schaden-
ersatz erlassen. Der gute Mann saß mit seiner Frau im Abteil zweiter
Klasse, als draußen im Gang des O-Zuges eine Reihe junger Damen
in außergewöhnlich luxuriösen Gesellschaststoilctten vorbeizog. Schon
wollte er sein Auge zu der einen oder anderen der Göttinnen erheben,
als er aus allen Wolken fiel. Im Zuge verbreitete sich unter den Ehe-
männern der Schreckensruf „Mannequins!" und es wurde klar, daß
es sich um die neuzeitliche Propaganda eines Modegeschäftes handelte.
Nunmehr war die Reihe an der Gattin, das Auge zu erheben, und
dieser Augenaufschlag kostete den Gatten nicht weniger als 100 Pfund.
Noch nie hatte seine Gattin soviel Geduld zum Kleiderbetrachten und
soviel Zeit zur Besichtigung gefunden wie hier im O-Zug. Der gute
Mann hat sich nun zum Wortführer der empfindlich geschädkgtenMänner
gemacht und fragt — wohl nicht ganz ohne Grund — wer der Eisenbahn-
verwaltung das Recht gibt, auf harmlos reisende Ehemänner und ihre
Börsen Mannequins loszulassen.

Sechs Studenten der Universität Ehikago hakten sich freiwillig zur
Verfügung gestellt, als Untersuchungsobjekte für die Folgen der Schlaf-
losigkeit zu dienen. Sie beauftragten den Laboratoriumsdiener, sie so-
lange wie möglich am Wachen zu erhalten. Das erste aber, was sich an
den Versuchskaninchen nach vielstündigem Wachsein zeigte, war eine
sehr erhöhte Reizbarkeit. Wenn der Wärter kam und sie kitzelte, wurden
sie gewalttätig und verbaten sich alle Zudringlichkeiten. Schließlich
wurde doch ein Rekord von 115 Stunden erreicht. Da nun aber der
Slegcspreis nicht zum wenigsten dem tapferen Laboratoriumsdiener
gebührte, wurde ihm als Siegespalme die Pfauenfeder in Gold gefaßt
überreicht, die er so unerschrocken geführt hatte.

Bei den Nachwahlen für das englische Unterhaus hat einer der Kan-
didaten, Mr. W. Pringle, einen neuen Trick zur Interessierung der
Wählermassen angewandt: Er hat seine Wahlversprechen durch einplakat
mit einem Kreuzworträtsel bekanntgegeben. Die Sache soll geradezu
magnetisch gewirkt haben. Am Tage sollen sich so viele Wähler einge-
funden haben, daß die Hinteren Reihen mitFernrohren anrücken mußten,-
nachts wälzten sich verzweifelte Rätselknacker mit Taschenlampen vor
dcmplakat und stöhnten vor sich hin: „Eins bis sieben senkrecht - Auf-
wertungsversprechen,- vier bis dreizehn wagerecht — Stellung zum
Alkoholproblem." — Hoffentlich bleibt die Politik des Kandidaten, wenn
er gewählt wird, für seine Partei nicht auch — ein Kreuzworträtsel!

ZA UBER KUNST

Es lief ein rotes Merz durchs Feld.

Dem heit ein Jager nachgeftellt
Mit Feiner Augen Glühen,

Mit feiner Munde Fliehen.

Gleich wuchfen Schwingen ihm zum Flug.

Der Jäger rief: „Welch ein Betrug F
Da Rng es an zu fliegen,

Er könnt’ es nicht mehr kriegen.

Wo flog es hin ? Uns Mimmelshlau.

Dort packt’s ein Falk mit feiner Klau’.

Schnell wuchfen ihm zwei Krallen,

Da muht ’ er ’s laßen fallen.

Da fiel es in ein Meer hinein.

Der Schiffsmann rief: ,,Nun bift du mein F
Wuchs ihm ein Segellinnen,

Da könnt ’ er s nicht gewinnen.

So floh es, immerfort umftellt,

Durch Lüfte, Wafferflut und Feld,

Und allen Schling= und Sdilangen
Jft ’s rote Merz entgangen.

Bis einer kam, der es verftund
Und noch viel ftärker zaubern kunnt.

Ein Ringlein lief er glühen,

Damit fing ers ohn Alühen.

Withelfn Poeck

Einfälle

Es gibt Menschen, die bei der Unterhaltung immer nach der Uhr
sehen, weil sie es eilig haben.

Diese Menschen sind nicht angenehm, aber sie sind noch auszustehen.
Es gibt aber auch solche, die nur nach der Uhr sehen, wenn sie gerade
mal zu reden aufgehört haben und der andere antworten will.

Diese Menschen sind unausstehlich. Jgl.

*

Um was ein Mißerfolg unS bringt, wissen wir nur ganz allein,-
was uns ein Erfolg bringt, rechnet uns jederinann vor.

*

Bei den Männern heißt es: Je mehr Feinde, desto mehr Ehre
bei den Frauen: je mehr Verehrer, desto mehr Feindinnen. 8p.

*

Die Menschen fürchten den Tod, und sie hätten doch wett mehr
Anlaß, sich vor dem Leben zu fürchten. O. E. W

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Lustige Weltchronik"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsdatum
um 1925
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1930
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 163.1925, Nr. 4173, S. 42

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