Die knickrige Gnädige Vor d er Prüfung
»Diesen Abend habe ich etwas Interessantes zu sehen gekriegt!" Die Kandidaten Frisch und Frey wandeln auf der Promenade.
sagte die Köchin, .mein Bräutigam hat nämlich eine fleischfressende Eramensstimmung. Das Herz klopft, von dunklen Ahnungen schwer,-
Pflanze_* aber der kräftig trainierte Kops versucht, helle Wimpel der Zuversicht
»Was?" unterbrach sie zornbebend die Gnädige,» bringt er die auch arrszuziehen.
»Aber das sage ich dir," unterbricht Frisch das allgemeine Schwei-
gen, »wenn ich durchfalle, klage
schon zum Fressen mit?"
ich die Prüfungskommission
Eine Frage
»Sie müssen Ihrem Her-
ren gewissermasienFerien gön-
nen, Herr Meier," sagte der
Rrzt, »unterlassen Sie in je-
dem Monat eine Woche lang
^glichen Alkoholgenuß ~ Sie
werden Ihrem Leben dann
rehn Jahre zulegen."
»Aber die letzten zehnIahre
darf ich dann wieder trinken?"
Vicht abzuschütteln
Levi merkte: bei Kühnes
war nichts zu machen,- alles
hatte er schon feilgeboten, vom
Siebenten Buch Mosis ange-
fangen bis zum billigsten paar
Schnürsenkel.
AlleFamilienmitglieder hat-
ten sich bemüht, Levi loszu-
werden, aber er war standhaft
geblieben — nun war die Reihe
an Herrn Kühne selber, den
Schnorrer abzuwimmeln.
Gravitätisch und im Doll-
bewufttsein seiner Machtfülle
schritt Herr Kühne zur Tür und
herrschte den demütig harren-
den Levi an: »Unverschämter,
was gibt Ihnen den Mut, mich
w meinem Mittagschlaf zu
stören?"
»Was mer gibt den Muk?
I nu — die Güte von meine
Wtikel," sagt Levi, »schau'n
Se: hier könn' Se ham—"
»Vichts will ich haben!
Vichts kann ich brauchen!"
unterbricht ihn in jäher Wut
Herr Kühne und versetzt ihm
einen Tritt, der ihn bis an den
Rand der Treppe befördert.
Hier dreht sich Levi um und
sagt: »Se hamplattfiess, Herr
^ühne, ich hab's gefühlt — e
Paar Einlegesohlen gefällig ?"
»Wegen Betrugs?" fragt
Frey mit zitternden Lippen und
sehr zweifelnd, »wieso?"
»Ja! denn Betrug ist: ,die
Unwissenheit anderer zu be-
nutzen, um ihnen zu schaden'!"
Eine Tragödie
Am Stammtisch unterhält
man sich über das Lotteriespiel.
Die Meinungen sind gekeilt,
die Debatte wird deshalb er-
regt. Große Summen von
Goldmark schwirren durch die
Luft. Vur Herr Knurr, aus-
gezeichnet durch schwere Baß-
stimme, lakonische Kürze und
allgemeine Tetlnahmlosigkeit,
schweigt.
»Hat jemand in Ihrer Fa-
milie je etwas in einer Lotterie
gewonnen, Herr K nur r?" fragt
einer.
»Leider",dröhntHerrKnurr,-
darauf schweigt er wieder.
»Leider? Wieso leider?
Warum leider? Inwiefern
leider? So erzählen Sie doch,
Herr Knurr!"
»Hauptgewinn," sagt Herr
Knurr, »nächsten Tag beide
tot."
Entweder — oder
Sie noch etwas zu bemerken, Angeklagter?" — »Ich bin
meine Herren! Andernfalls bitte ich um mildernde Um-
DIPLOMATIE
Den Nächften durdifchauen?
Das ift nicht fchwer
Bei Riefen fowohl wie bei Zwer-
gen.
Die Schwierigkeit beliebt viel-
mehr
Darin — es zu verbergen!
REIGEN
„Weg von der Herde!" ruft man-
cher kühn,
„Ich will meine eigene Straße
zieh'n!"
Dann wirbt er um Freunde von
fern und nah'
Und eine neue Herde ift da!
O.E.W,
»Donnerwetter nochmal!
Das ist ja schrecklich! Eine
Tragödie! Finstere Mächte.
Nemesis. Vessushemd. Ring
dcspolykrates.Mord? Schlag-
fiuß? Aber so sprechen Sie
doch, Herr Knurr!"
Da schlägt Herr Knurr mit
der Faust auf den Tisch:
»Hol's der Teufel! Ich -
Los - Kanarienzüchterverein
Harzer Gluckrollpärchen ~
Katze — aus!"
M.R.
43
»Diesen Abend habe ich etwas Interessantes zu sehen gekriegt!" Die Kandidaten Frisch und Frey wandeln auf der Promenade.
sagte die Köchin, .mein Bräutigam hat nämlich eine fleischfressende Eramensstimmung. Das Herz klopft, von dunklen Ahnungen schwer,-
Pflanze_* aber der kräftig trainierte Kops versucht, helle Wimpel der Zuversicht
»Was?" unterbrach sie zornbebend die Gnädige,» bringt er die auch arrszuziehen.
»Aber das sage ich dir," unterbricht Frisch das allgemeine Schwei-
gen, »wenn ich durchfalle, klage
schon zum Fressen mit?"
ich die Prüfungskommission
Eine Frage
»Sie müssen Ihrem Her-
ren gewissermasienFerien gön-
nen, Herr Meier," sagte der
Rrzt, »unterlassen Sie in je-
dem Monat eine Woche lang
^glichen Alkoholgenuß ~ Sie
werden Ihrem Leben dann
rehn Jahre zulegen."
»Aber die letzten zehnIahre
darf ich dann wieder trinken?"
Vicht abzuschütteln
Levi merkte: bei Kühnes
war nichts zu machen,- alles
hatte er schon feilgeboten, vom
Siebenten Buch Mosis ange-
fangen bis zum billigsten paar
Schnürsenkel.
AlleFamilienmitglieder hat-
ten sich bemüht, Levi loszu-
werden, aber er war standhaft
geblieben — nun war die Reihe
an Herrn Kühne selber, den
Schnorrer abzuwimmeln.
Gravitätisch und im Doll-
bewufttsein seiner Machtfülle
schritt Herr Kühne zur Tür und
herrschte den demütig harren-
den Levi an: »Unverschämter,
was gibt Ihnen den Mut, mich
w meinem Mittagschlaf zu
stören?"
»Was mer gibt den Muk?
I nu — die Güte von meine
Wtikel," sagt Levi, »schau'n
Se: hier könn' Se ham—"
»Vichts will ich haben!
Vichts kann ich brauchen!"
unterbricht ihn in jäher Wut
Herr Kühne und versetzt ihm
einen Tritt, der ihn bis an den
Rand der Treppe befördert.
Hier dreht sich Levi um und
sagt: »Se hamplattfiess, Herr
^ühne, ich hab's gefühlt — e
Paar Einlegesohlen gefällig ?"
»Wegen Betrugs?" fragt
Frey mit zitternden Lippen und
sehr zweifelnd, »wieso?"
»Ja! denn Betrug ist: ,die
Unwissenheit anderer zu be-
nutzen, um ihnen zu schaden'!"
Eine Tragödie
Am Stammtisch unterhält
man sich über das Lotteriespiel.
Die Meinungen sind gekeilt,
die Debatte wird deshalb er-
regt. Große Summen von
Goldmark schwirren durch die
Luft. Vur Herr Knurr, aus-
gezeichnet durch schwere Baß-
stimme, lakonische Kürze und
allgemeine Tetlnahmlosigkeit,
schweigt.
»Hat jemand in Ihrer Fa-
milie je etwas in einer Lotterie
gewonnen, Herr K nur r?" fragt
einer.
»Leider",dröhntHerrKnurr,-
darauf schweigt er wieder.
»Leider? Wieso leider?
Warum leider? Inwiefern
leider? So erzählen Sie doch,
Herr Knurr!"
»Hauptgewinn," sagt Herr
Knurr, »nächsten Tag beide
tot."
Entweder — oder
Sie noch etwas zu bemerken, Angeklagter?" — »Ich bin
meine Herren! Andernfalls bitte ich um mildernde Um-
DIPLOMATIE
Den Nächften durdifchauen?
Das ift nicht fchwer
Bei Riefen fowohl wie bei Zwer-
gen.
Die Schwierigkeit beliebt viel-
mehr
Darin — es zu verbergen!
REIGEN
„Weg von der Herde!" ruft man-
cher kühn,
„Ich will meine eigene Straße
zieh'n!"
Dann wirbt er um Freunde von
fern und nah'
Und eine neue Herde ift da!
O.E.W,
»Donnerwetter nochmal!
Das ist ja schrecklich! Eine
Tragödie! Finstere Mächte.
Nemesis. Vessushemd. Ring
dcspolykrates.Mord? Schlag-
fiuß? Aber so sprechen Sie
doch, Herr Knurr!"
Da schlägt Herr Knurr mit
der Faust auf den Tisch:
»Hol's der Teufel! Ich -
Los - Kanarienzüchterverein
Harzer Gluckrollpärchen ~
Katze — aus!"
M.R.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Entweder - oder"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1925
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1930
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 163.1925, Nr. 4173, S. 43
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg