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»Kenne ich von Wembley her!" sagte Lohmeier ohne Ehrfurcht. Er war
ein entsetzlicher Mensch. Herr Mölpap brauchte eine Weile zur Verdauung.
»So!" fauchte er dann, kenna S' aa scho'? Warum san S' denn nacher
kemma? Wären S' dort 'blieben, in Amerika!"

Fräulein Cilly schämte sich wieder einmal. Wembley liege doch in England,
bei London, und in der Verkehrsausstellung sek doch noch anderes als die
Liliputbahn zu sehen.

»Da schng S' ots!" versprach Alois Mölpap. »Also los!"

Aber zeigen Sie, lieber Leser, einem solchen Menschen einmal »ois",
was von Belang ist. Zeigen Sie ihm, daß München den größten Fremden-
verkehr von ganz Süddeutschland hat, dann wird er sich Photographien
vom Naumburger Dom anschauen,-zeigen Sie ihm die wegen des wachsenden
Großstadtverkehrs nötigen Umbaupläne des Sendlingertorplatzes, dann sucht
er das Modell des Hamburger Hafens auf und hält Ihnen den langweiligsten
Vortrag, den Sie sich denken können. Wenn aber Sie ihm etwas Wichtiges
erklären, z. B. wie man Bierpanzen auflädt, dann geht er weg oder liest der-
weilen einen Schiffahrtsprospekt. Und wenn Sie ganz derloibelt sagen: »So,
jetzt trinken mer aber a Haferl!" dann druckt er sich und stellt sich mit Ihrer
Tochter vors Kasperltheater wie ein kleiner Bua. Und dann verführt er gar
noch Ihre Gemahlin — blöd wie alle Frauenzimmer halt sind — zur Fahrt
auf der Schleifenbahn... und Ihnen bleibt nichts als angstvolles Zuschauen
und schmerzvolles Zahlen. Und auf einmal sitzt er mit Ihrem einzigen Kind
in der »peitsche" — dem lebensgefährlichsten all dieser irrsinnigen Karus-
selle — und Sie springen hin, um die Tochter zu retten, stolpern über die
Stahltrosse und werden zum Gaudium der massenhaften Zuschauer eine halbe
Runde weit mitgeschleift, ehe die Höllenmaschine anhält und Sie mit zer-
beultem Hute und beschmutzten Kleidern sich auflesen und allgemein ver-
höhnt entfernen können.

Dann werden Sie so weit kommen wie Herr Alois Mölpap und werden
erklären: „Mir glangt's jetzt! An Schlüssel haben S', schaung S' Eahna
oh, was S' wollen, mir gengan derweil hoam! Grüß' Gott, Herr!"

Aber wenn Sie eine gebildete Tochter haben, die nicht nur Beethoven und
Tango spielen kann, sondern auch weiß, was sich gehört, dann wird diese
mit einem entsetzten: „Aber Vaa-ter I" protestieren und es so weit bringen, daß
Sie sagen: »Also guat, führ' du an Herrn Doktor no' a weni' umanander,
mir san jetzt müad, also grüaß Gott! Aber beim Abendessen: bitte pünkt-lich!!"

Schließlich sind die beiden pünktlich, und Herr Mölpap hat sich bis dahin
leidlich beruhigt. Er macht sogar noch einmal den Versuch, sich zum soge-
nannten Mentor aufzuraffen, und fragt: »Bo, wia is nacher, Herr Lohmeier,
wollen mer net morgen amal as Hofbräuhaus ohschaung?" Wie die Ant-
wort dann lautet: »Danke, wann ist die Glyptothek offen?" da gibt er gar

kein Gschnufa auf diese saudumme Frage und denkt endgültig: »Lauf, wohin d
magst, damischer Tropf — am besten zum Sparifankerl!" Eine gebildete
Tochter freilich kümmert sich gleich um die Glyptothek: »Ach ja, die Glyptothek
— einfach wuchtig! Und die Pinakotheken, Herr Dokter, die müssen Sie erst
sehen!" Der Herr Doktor erinnert sich mit Begeisterung an die altdeutschen
Meister und Rembrandt.,, Ja — und der Defregger, Sie, der Defregger! Dös
gibt's ja wo anderscht gar net wieder. Da is München ja einzig! München is
ja die Kunststadt der Welt, großartig! Oder am End' vielleicht net?" fragt
Herr Mölpap geradezu drohend, Messer und Gabel stoßbereit in den Fäusten,
preiß, verflixter, Bierlaie, willst uns vielleicht auch das noch nehmen? fragen
seine Blicke. Und solchen? Humoristen: an Junker und an Weiß Ferdl und
an Adam Müller — die müassen S' erscht hören und seh'n! Was dös für
Orlginalschenie san! Dös san Viecher!"

Komiker interessierten ihn nicht, erklärte Fritz Lohmeier, er gehe morgen
in die Glyptothek. Wünschte gute Nacht und verzog sich.

»Fader Kerl!" grollte Herr Mölpap. »Alles was recht is! Was will denn der
Maulaff in München, der langhaaret Gischbi, der Uhu, der gräusliche, der! Jetzt
is aus! Führ eahm hi', wost magst, Cilly, i red' koa Wort mer, mit mir is aus!"

Wenn aber Herr Mölpap sich nicht mehr um die Wege seines Gastes
kümmerte — was kümmerte das den Doktor? Er blieb eine Woche und eine
zweite, blieb über das Monatsende und veranlaßte damit, daß Alois Mölpap,
der ihn nicht mehr bei Tisch sehen konnte, wie ein Iunggefelle allabendlich
im Wirtshaus aß. Frau und Tochter aber gewöhnten sich an Fritz Lohmekers
Gegenwart. Lilly studierte mit ihm die Museen, zeigte ihm die Umgebung
Münchens, spielte vierhändig Beethoven und Mozart. Mehr noch: Frau
Mölpap lernte das vegetarische Kochen. Und eines Mittags wagte es die
tollkühn Gewordene: sie stellte ihrem Gatten ein Spknatschnktzel mit Kirschen-
tunke auf den Tisch. Man mußte neu tapezieren.

Fritz Lohmeier aber mußte gehen. Herr Mölpap sagte es klipp und klar,
daß er seine Wohnung nicht dazu hergebe, einen solchen damischen Spinat-
apostel die Zeit zur Erwerbung des Münchener Bürgerrechts absitzen zu lassen.
München bedanke sich Überhaupts für solche Eindringlinge. Er solle machen,
daß er wieder hinaufkomme zu seinen spinnerten preißen. Und damit Schluß.

»Ich werde morgen abreisen", kündete schlicht der Doktor.

»Zeit is!" erwiderte der Gastfreund. Weiter nichts. —

Am andern Morgen fand er drei Blutwürste auf seinem Kaffeetisch. Da-
neben Kanne und Tasse. Für den Gast war nicht gedeckt. Für Lilly auch
nicht. Ebensowenig für Frau Mölpap. Sie hatte an ihrem Platze einen Brief
zurückgelassen: sie müsse mit wegfahren, um das Heim ihrer Kinder einzu-
richten,- Alois sei ja nun wieder an die Wirtshauskost gewöhnt und würde
sie also nicht zu sehr vermissen.

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