Zusammen-
fassend
Dem alten Ak-
tuarius Braun-
müller ist in sei-
nem ganzen Le-
ben von keinem
Menschen zuge-
muket worden,
zwei längere
Sähe hinterein-
ander von sich zu
geben. Und nun
soll er zum Jubi-
läum eines Vor-
gesetzten als der
Alteste im Dienst
den ersten Trink-
spruch bei der
Festtafel aus-
bringen. In Hel-
ler Verzweiflung
läßt er sich, indem
er Ströme rin-
nenden Schwei-
ßes von der
Stirne wischt,
stoßweise folgen-
dermaßen ver-
nehmen-„Indem
ich.... alles,....
was der.. .Vach-
redner .... aus-
führen wird, ...
zu. . . sammen-
fasse,... leere ich
dieses Glas...."
L. S.
Seine
Berechnung
Huber ist einHin-
terwäldler vom
reinsten Wasser.
Voch nie hat ihn ein Mensch bis Garmisch, geschweige denn bis Mün-
chen gebracht. Wer zu ihm auf seine Hütte kommen will — gut, der
mag kommen, aber sei Ruah soll er ihm lassen.
Indessen — da gibt es diese guten Starkbiere in München, und
diese lassen sich nicht auf die Alm transportieren, die schmecken frisch
an der Quelle am besten.
Also läßt sich Huber doch eines Tages von einem Freunde ver-
führen, mit ihm hinunter in die Stadt zu kommen.
Außer dem Bier schmecken ihm die Salzbrezeln besonders gut. Er
spricht- ihnen tüchtig zu. Der Freund macht ihn darauf aufmerksam,
daß auch diese etwas kosten.
„Mhm — wie ka' denn des Madl wiss'n, wieviel i 'gessen Hab'?"
erwidert Huber und kaut weiter.
„Des is so schwer net," klärt ihn der Freund aus, „des Madl zählt
halt, wieviel du übrig läßt."
„Oha," - sagt Huber und nimmt die drei letzten Brezeln aus dem
Körbchen, „da laß i eb'n koane übrig." lZr.
Schönheit
In meinem
Bücherschränke
stehen zwei Bän-
de „Der schöne
Mensch." Dieser
Bücherschrank ist
das Paradies für
unseren achtjähri-
gen Hans. Wenn
er einen Blick
hkneinwerfen
kann, ist er schon
glücklich, und so-
bald ich irgendein
Werk daraus ent-
nehme, ist er auch
zur Hand. So
jüngst. Weil ich
nach dem ge-
wünschten Ban-
de suche, buch-
stabiert er:
„,Der schöne
Mensch'! - Oh!
Was ist denn da
drin?"
„SchöneMcn-
schen."
„Ist da unsere
Berta auch da-
bei?"
Berta ist un-
ser Dienstmäd-
chen, und so fra-
ge ich: „Wie
kommst du denn
auf den Gedan-
ken ?"
„Va, Mutter
sagt doch immer:
Die Berta ist ein
schönes Meirsch."
C. F. G.
Frage tind Antwort
Ein heißer Sommertag. Kein Mensch geht auf der Straße. Die
leise Kühlung des Windes zu genießen, hält jedermann Tür und
Fenster offen.
Da beginnt im Hause Zapferls, einen Stock über seiner Wohnung,
„hurtig mit Donnergepolter" Klavierspiel, und Fräulein Euphrosyne
Lämmergeiers Stimme erhebt sich zum höchsten Diskant: „Kennst du
das Land, wo die Zitronen blühn?" ....
Allgemeines Erschrecken in Zapferls wirklich weitherzigem Busen.
Er grübelt nach, ob diese Störung seines Mittagschläfchens berechtigt,
notwendig, unumgänglich sei. Erst als er zu dem Ergebnis kommt:
Vein! erhebt er sich und schreitet zum Balkon.
. . . „Kennst. . . du . . . das. . . Land . . . ?"
„Vee, Fräulein Lämmergeier!" ruft Zapferl hinauf, „aber ich werde
Ihnen einen Baedecker 'naufschickcn, da finden Sie auf Ihre Fragen
die erschöpfendsten Auskünfte!" L. S.
Bescheidene Ablehnung
„Ihr Hund ist schon zweimal beim Wurstdiebstahl abgesaßt worden! Der scheint bei Ihnen in die
Schule gegangen zu sein?" — „Veln, Herr Kommissar, mein Azorl ist Autodidakt!"
62
fassend
Dem alten Ak-
tuarius Braun-
müller ist in sei-
nem ganzen Le-
ben von keinem
Menschen zuge-
muket worden,
zwei längere
Sähe hinterein-
ander von sich zu
geben. Und nun
soll er zum Jubi-
läum eines Vor-
gesetzten als der
Alteste im Dienst
den ersten Trink-
spruch bei der
Festtafel aus-
bringen. In Hel-
ler Verzweiflung
läßt er sich, indem
er Ströme rin-
nenden Schwei-
ßes von der
Stirne wischt,
stoßweise folgen-
dermaßen ver-
nehmen-„Indem
ich.... alles,....
was der.. .Vach-
redner .... aus-
führen wird, ...
zu. . . sammen-
fasse,... leere ich
dieses Glas...."
L. S.
Seine
Berechnung
Huber ist einHin-
terwäldler vom
reinsten Wasser.
Voch nie hat ihn ein Mensch bis Garmisch, geschweige denn bis Mün-
chen gebracht. Wer zu ihm auf seine Hütte kommen will — gut, der
mag kommen, aber sei Ruah soll er ihm lassen.
Indessen — da gibt es diese guten Starkbiere in München, und
diese lassen sich nicht auf die Alm transportieren, die schmecken frisch
an der Quelle am besten.
Also läßt sich Huber doch eines Tages von einem Freunde ver-
führen, mit ihm hinunter in die Stadt zu kommen.
Außer dem Bier schmecken ihm die Salzbrezeln besonders gut. Er
spricht- ihnen tüchtig zu. Der Freund macht ihn darauf aufmerksam,
daß auch diese etwas kosten.
„Mhm — wie ka' denn des Madl wiss'n, wieviel i 'gessen Hab'?"
erwidert Huber und kaut weiter.
„Des is so schwer net," klärt ihn der Freund aus, „des Madl zählt
halt, wieviel du übrig läßt."
„Oha," - sagt Huber und nimmt die drei letzten Brezeln aus dem
Körbchen, „da laß i eb'n koane übrig." lZr.
Schönheit
In meinem
Bücherschränke
stehen zwei Bän-
de „Der schöne
Mensch." Dieser
Bücherschrank ist
das Paradies für
unseren achtjähri-
gen Hans. Wenn
er einen Blick
hkneinwerfen
kann, ist er schon
glücklich, und so-
bald ich irgendein
Werk daraus ent-
nehme, ist er auch
zur Hand. So
jüngst. Weil ich
nach dem ge-
wünschten Ban-
de suche, buch-
stabiert er:
„,Der schöne
Mensch'! - Oh!
Was ist denn da
drin?"
„SchöneMcn-
schen."
„Ist da unsere
Berta auch da-
bei?"
Berta ist un-
ser Dienstmäd-
chen, und so fra-
ge ich: „Wie
kommst du denn
auf den Gedan-
ken ?"
„Va, Mutter
sagt doch immer:
Die Berta ist ein
schönes Meirsch."
C. F. G.
Frage tind Antwort
Ein heißer Sommertag. Kein Mensch geht auf der Straße. Die
leise Kühlung des Windes zu genießen, hält jedermann Tür und
Fenster offen.
Da beginnt im Hause Zapferls, einen Stock über seiner Wohnung,
„hurtig mit Donnergepolter" Klavierspiel, und Fräulein Euphrosyne
Lämmergeiers Stimme erhebt sich zum höchsten Diskant: „Kennst du
das Land, wo die Zitronen blühn?" ....
Allgemeines Erschrecken in Zapferls wirklich weitherzigem Busen.
Er grübelt nach, ob diese Störung seines Mittagschläfchens berechtigt,
notwendig, unumgänglich sei. Erst als er zu dem Ergebnis kommt:
Vein! erhebt er sich und schreitet zum Balkon.
. . . „Kennst. . . du . . . das. . . Land . . . ?"
„Vee, Fräulein Lämmergeier!" ruft Zapferl hinauf, „aber ich werde
Ihnen einen Baedecker 'naufschickcn, da finden Sie auf Ihre Fragen
die erschöpfendsten Auskünfte!" L. S.
Bescheidene Ablehnung
„Ihr Hund ist schon zweimal beim Wurstdiebstahl abgesaßt worden! Der scheint bei Ihnen in die
Schule gegangen zu sein?" — „Veln, Herr Kommissar, mein Azorl ist Autodidakt!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Bescheidene Ablehnung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1925
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1930
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 163.1925, Nr. 4175, S. 62
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg