listige Weltcheomk
iT
In Wien wird alljährlich ein Rennjchwimmen „Quer durch
Wien" über eine Strecke von 7 Kilometern ausgetragen. Um
bei den lachlustigen Wienern für den Schwimmsport Propaganda zu
machen, schwimmt in der zweiten Hälfte der Strecke eine Menge
Schwimmer und Schwimmerinnen mit, die Stöcke, Schirme, Luft-
ballons und allerhand Wasserjux mit sich führen. In diesem Jahr
wurde als Erster dieserpropagandagruppeamZielein — Betrunkener
aus dem Wasser gefischt. - Ob er seinen Kater in der Donau ersäufen,
ob er seine torkelnden Schritte vor der Gattin verbergen, ob er in dem
Gerümpel von Stöcken und Schirmen eine Art „Flaschenpost" hatte
darstellen wollen? Wer weiß. Auf jeden Fall hat er mit Erfolg Pro-
paganda geschwommen — für den Alkohol.
Eine Reinemachefrau in Berlin hatte in einer Lotterie milgespielt,
die als Gewinne nicht Geld, sondern Gegenstände, die von Handel
und Industrie gestiftet waren, ausspielte. Einer gewann ein Landhaus,
ein anderer ein Motorrad, die gute Reinemachefrau aber gewann —
ein Faltboot. Sie soll beim Empfang ihres Gewinnes recht ratlos
dreingeschaut haben,- vielleicht benutzt sie das Faltboot beim Groß-
reinemachen?
Jch h&tt einen TK&mer&clen
„dch hatt ’ einen Kameraden/7 -
So klang es mir heut ans Ohr;
Sie trugen einen Soldaten
SSur letzten Ruh durchs Tor.
Lind leihe war ihr Reden
Kon ihm, der tapfer [tritt;
Es klagten die Trompeten:
„Einen he [fern find ft du nit /7/
Stolz war ins Feld gezogen
Er — als die Pflicht ihn rief. -
Eine Kugel kam geflogen
Und traf ihn, tral zu tief.
Korüher zog die Weile,
Jch ging des Weges mit;
Fern klang es, leifer - leife:
,,- Jn gleichem Schritt und TrittF-
Emil Heinz Warlitz- Falk enftein
In den Seebädern von Mexiko ist ein neuer Hochsommersport auf-
gekommen: Man spielt am Strand Schneeball. Der Schnee wird
vom hohen Norden importiert und am Strand in Blöcken verkauft.
Natürlich fordern die Unternehmer eiskalt die höchsten Preise. Aber
was tut das. Der fashtonable Gent wird keinen Dollar sparen, um
seinem Girl beizuspringen, wenn es den Schnee verbraucht har. Die
Damen verschanzen sich hinter bunten Seidenschirmen gegen die
glühende Sonne und die Schneebälle. Besonders Reiche können sich
aus dem Schnee Hütten bauen, die dann an der Sonne schmelzen
wie der deutsche Häuserbesih in der Inflation. Br-«schn-ib-r
Von öamals
Es war für viele auch eine Zeit der Schnurrpfeifereien und des
Gedankenbastelns, die Zeit im Felde.
Die „Schipper" standen nicht in letzter Linie, wenn es galt, sich
gegen die Widrigkeiten des Daseins mit Heiterkeit und Philosophie
zu wappnen.
Manche Blüte eines humorvollen Stoizismus hat sich bei ihnen
entwickelt, und eine der schönsten wird sowohl denen, die „mit dabei
waren", wie den andern Freude machen:
Daß derjenige, der den Schaden hat, für den Spott nicht zu sorgen
braucht, ist ein altes Sprichwort, das auch im Felde oft genug zu seinem
Rechte kam. Den Schippern aber genügte dies nicht, und sie machten
daraus: „Wer den Spaten hat, braucht für den Schutt nicht zu sorgen."
W.
Einfälle
Nichts ohne Opfer. Wir müssen die Sonne im Rücken haben, wenn
wir den Regenbogen sehen wollen.
*
Besser werden kann nur etwas Gutes. F. R.
*
Geld nützt oft in verzweifelten Fällen und macht die Fälle ver-
zweifelt, in denen es nichts nützt.
*
Die Menschen hören immer mehr auf, sich zu wundern, aber der
Wunder gibt es kein Ende. 8p.
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In Wien wird alljährlich ein Rennjchwimmen „Quer durch
Wien" über eine Strecke von 7 Kilometern ausgetragen. Um
bei den lachlustigen Wienern für den Schwimmsport Propaganda zu
machen, schwimmt in der zweiten Hälfte der Strecke eine Menge
Schwimmer und Schwimmerinnen mit, die Stöcke, Schirme, Luft-
ballons und allerhand Wasserjux mit sich führen. In diesem Jahr
wurde als Erster dieserpropagandagruppeamZielein — Betrunkener
aus dem Wasser gefischt. - Ob er seinen Kater in der Donau ersäufen,
ob er seine torkelnden Schritte vor der Gattin verbergen, ob er in dem
Gerümpel von Stöcken und Schirmen eine Art „Flaschenpost" hatte
darstellen wollen? Wer weiß. Auf jeden Fall hat er mit Erfolg Pro-
paganda geschwommen — für den Alkohol.
Eine Reinemachefrau in Berlin hatte in einer Lotterie milgespielt,
die als Gewinne nicht Geld, sondern Gegenstände, die von Handel
und Industrie gestiftet waren, ausspielte. Einer gewann ein Landhaus,
ein anderer ein Motorrad, die gute Reinemachefrau aber gewann —
ein Faltboot. Sie soll beim Empfang ihres Gewinnes recht ratlos
dreingeschaut haben,- vielleicht benutzt sie das Faltboot beim Groß-
reinemachen?
Jch h&tt einen TK&mer&clen
„dch hatt ’ einen Kameraden/7 -
So klang es mir heut ans Ohr;
Sie trugen einen Soldaten
SSur letzten Ruh durchs Tor.
Lind leihe war ihr Reden
Kon ihm, der tapfer [tritt;
Es klagten die Trompeten:
„Einen he [fern find ft du nit /7/
Stolz war ins Feld gezogen
Er — als die Pflicht ihn rief. -
Eine Kugel kam geflogen
Und traf ihn, tral zu tief.
Korüher zog die Weile,
Jch ging des Weges mit;
Fern klang es, leifer - leife:
,,- Jn gleichem Schritt und TrittF-
Emil Heinz Warlitz- Falk enftein
In den Seebädern von Mexiko ist ein neuer Hochsommersport auf-
gekommen: Man spielt am Strand Schneeball. Der Schnee wird
vom hohen Norden importiert und am Strand in Blöcken verkauft.
Natürlich fordern die Unternehmer eiskalt die höchsten Preise. Aber
was tut das. Der fashtonable Gent wird keinen Dollar sparen, um
seinem Girl beizuspringen, wenn es den Schnee verbraucht har. Die
Damen verschanzen sich hinter bunten Seidenschirmen gegen die
glühende Sonne und die Schneebälle. Besonders Reiche können sich
aus dem Schnee Hütten bauen, die dann an der Sonne schmelzen
wie der deutsche Häuserbesih in der Inflation. Br-«schn-ib-r
Von öamals
Es war für viele auch eine Zeit der Schnurrpfeifereien und des
Gedankenbastelns, die Zeit im Felde.
Die „Schipper" standen nicht in letzter Linie, wenn es galt, sich
gegen die Widrigkeiten des Daseins mit Heiterkeit und Philosophie
zu wappnen.
Manche Blüte eines humorvollen Stoizismus hat sich bei ihnen
entwickelt, und eine der schönsten wird sowohl denen, die „mit dabei
waren", wie den andern Freude machen:
Daß derjenige, der den Schaden hat, für den Spott nicht zu sorgen
braucht, ist ein altes Sprichwort, das auch im Felde oft genug zu seinem
Rechte kam. Den Schippern aber genügte dies nicht, und sie machten
daraus: „Wer den Spaten hat, braucht für den Schutt nicht zu sorgen."
W.
Einfälle
Nichts ohne Opfer. Wir müssen die Sonne im Rücken haben, wenn
wir den Regenbogen sehen wollen.
*
Besser werden kann nur etwas Gutes. F. R.
*
Geld nützt oft in verzweifelten Fällen und macht die Fälle ver-
zweifelt, in denen es nichts nützt.
*
Die Menschen hören immer mehr auf, sich zu wundern, aber der
Wunder gibt es kein Ende. 8p.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Lustige Weltchronik"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1925
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1930
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 163.1925, Nr. 4175, S. 66
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg