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Das Gespenst von Blochpiegl

Von Walter Wellshaeuser

Der alte Kügler hatte in de» letzten Tagen gespürt, daß er Nerven hatte.
Die ganze Stadt sprach von dem Geisterseher Masulini, den er sich für heute
zu einer Sitzung ins Haus geladen hatte. So fühlte er sich sozusagen als
Mittelpunkt einer allgemeinen Aufmerksamkeit, was ihm schon des Geschäfts
wegen nicht gerade unangenehm war. Kotelettes zerhacken konnte er schließ-
lich alle Tage, nicht aber einen Spiritisten sich in den Salon setzen. Schon
am vergangenen Montag hatte der Italiener im großen Saal der Krone
gezeigt, daß er mit den Vierdimensionalen auf du und du stand. Gläser
waren durch die Luft geflogen, der Buchdruckereibesitzer Kringler hatte in
der Hypnose dagesessen wie ein Klotz und rohe Kartoffeln für Aprikosen
unter hörbarem Zungenschnalzen zerknackt, aus einem schwarzen Samtvorhang
hatten sich geheimnisvolle Hände gereckt, Pistolenschüsse abgeseuert und mit
Klingeln geschellt, und schließlich war eine Frauensperson von mindestens
zwei Zentnern Lebendgewicht — Kügler hatte das im Gefühl - auf offener
Bühne verschwunden wie ein Dampfwölkchen in der Luft. Ganz abgesehen
von den Tänzen scheußlicher Gerippe und den Totenschädeln mit den glühen-
den Augen.

Kügler dachte an alles dieses und überlegte mit einem leisen Grauen, daß
er sich nun diese ganze unheimliche Gesellschaft samt ihrem Herrn und Meister
zu Gaste geladen hatte.

Als es dunkel war, traute sich keine der Frauenspersonen im Küglerschen
Hause ohne Licht ein dunkles Zimmer zu betreten. Die sechzehnjährige Tochter
Lotte, die sowieso einen Teint hatte wie eine leere Himbeersastflasche, verblich
zusehends mit sinkender Dämmerung. Seit Mittag hatte sie bereits ununter-
brochen Opiumtropfen geschluckt, so nahe gingen ihr die kommenden Ereig-
nisse, obgleich sie selbst an der „Seance" gar nicht teilnehmen durfte — ihrer
zarten Nerven wegen.

Im Salon, wo auch der dicke Geldschrank aufgestellt war, räumte pauline
aus, und wenn auch die vier Lampen der Gaskrone brannten, sah sie sich von
Zeit zu Zeit doch ängstlich um. plötzlich fiel ein Stuhl.

„Alle guten Geister!" schrie das Mädchen auf und rannte nach der Küche,
wo Frau Kügler allerhand Gutes für die Gäste herrichtete. Sie füllte eben
eine Glasschale mit Heringssalat und fragte ruhig die Hereinstürzende: „Was
haben Sie nur, pauline? Sie sind doch eine rechte Gans!"

pauline war froh, daß sie ohne weitere Zufälle die Küche erreicht hatte.

„Nee, Frau Kieglcrn, ich halt's nich' mehr aus! Im Salong spuckt's schon
j e h e — eben is ein Stuhl umgcfallen, un ich Hab' auch nich' mit'» kleenen
Finger dran geriehrt!"

Sie erhielt keine Antwort. Frau Kügler trocknete die Hände ab und ging
hinüber, um selbst die letzten Handgriffe zu tun. Auf dem dunklen Korridor
prallte sie mit etwas zusammen. Nun schrie si e.

„pauline, ein Geist!!!"

Ein zweiter Schrei aus der Küche antwortete, dabei blieb es aber auch.
Die Magd kam nicht. Dafür ertönte eine tiefe Männerstimme:

„Nee doch, Frau Kiegler, ich bring 's Bier!"

Da war sie beruhigt und öffnete die Tür zur Küche, aus der ein Strom
weißen Lichtes den Biermann mit seiner großen Ledcrschürze beleuchtete, der
schmunzelnd mit zwei Kasten dastand und freundlich fragte: „Wo soll ich's
hinftellen?"

Um acht Uhr wurde der Laden geschlossen, und Kügler klomm wuchtigen
Schrittes die Stiege hinan, um im Salon zu verschwinden. Wie stets, so
hatte er auch heute die Tageskasse in einem ungeheueren Geldbeutel bei sich,
den er vorn in den Geldschrank stellte, wie er es gewohnt war.

In diesem Augenblick wurde er gerufen. Er lehnte die schwere Tür der
Kasse an, um später noch die Bücher hineinzulegen, und ging hinüber in das
Wohnzimmer, wo der Tisch für die Abendgäste gedeckt war. Ei, wie sah das
dort verlockend und appetitlich aus! Alles war gefällig und reichlich ange-
richtet. Schmunzelnd klopfte Kügler seiner Frau den runden Rücken.

Da hörte man auch schon Tritte, es klopfte, und herein traten Kaufmann
Neugebauer und der Schreibwarenhändler plinkert, beide scheinbar in bester
Laune und sehr animiert. Sie hatten in der Krone einen achtenswerten Abend-
schoppen gemacht, damit ihnen die Nerven nachher nicht durchgingen. Dann
erschienen Masulini, der wie der leibhaftige Gottseibeiuns aussah und dem
Frau Kügler selbst hatte öffnen müssen, weil pauline nicht an die Korridor-
tür zu bringen war, und mit ihm Brösel, der Bäckermeister aus der Nach-
barschaft, den Schluß machten Sekretär Krause und Professor Franzius, den
wissenschaftliches Interesse Hergetrieben hatte. Da waren alle Geisterseher
beisammen.

Das Abendessen verlief sehr vergnügt und materiell. Alle waren mehr
oder minder erregt in Erwartung der kommenden Offenbarungen, und be-
sonders der Hexenmeister selbst lies unter fortwährenden Blitzen seines Geistes
den Salaten, Schinken und Wurstsorten alle Ehre widerfahren, gerade als
sei er nach vier Wochen Fastens eben wieder ausgegraben worden. Frau
Kügler nötigte hier und da, immer neue Bierflaschen erschienen auf dem Tisch,
und als selbst Masulini mit befriedigtem Seufzer die Serviette aufknotete,
schienen alle weiteren Wünsche nach neuen Taselfreuden endgültig beseitigt.

Man ging in den Salon, wo nach Masulinis Weisung ein runder Tisch
ohne Nägel aufgestellt war, um den man sich erwartungsvoll setzte. Man
bildete aus den Händen einen geschlossenen Kreis, die eigenen Daumen über-
einandergelegt, die kleinen Finger rechts und links auf den kleinen Fingern
der Nachbarn.

So saß man.

Masulini hielt einen kurzen Vortrag. Das aus den Fingerspitzen strahlende
Fluidum würde sich nun bald dem Tisch Mitteilen, die Geister, die unsichtbar
die Lust erfüllten, anziehen und ihnen die Kraft geben, durch den Tisch zu
sprechen.

Neugebauer sah den Redner mit offenem Mund an, der dicke Kügler
schwitzte von der ungewohnten Handhaltung, Brösel bekam eine Gänsehaut

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