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nach der anderen, Plinkert zitterte wie Gallert. Nun müßten die Herrschaften
sich ganz ruhig verhalten und sich angestrengt mit dem Wunsch heschästigen,
daß die Geister sich offenbaren niöckten. Das tat denn auch ein jeder. Drei
Minuten waren verstrichen, als Masulini in die Lust hinein mit Grabesstimme
fragte:

„Ist ein Geist da? Wenn ja, bitte sich errrrkennen zu gebben!" Vorläufig
schien kein Geist da zu sein, und so gab sich auch nichts zu erkennen. Die
kleine Uhr am Vertiko tickte unheimlich laut, unten fuhr ein Wagen vor-
über. Auf einmal fing der Tisch an, sich langsam nach der Seite zu neigen,
auf der Franzius und Krause saßen, der entsetzt den Unterkörper nach hinten
bog, und sofort begann Masulini in befehlendem Ton:

„Wenn ein Geist da ist, bitte drrrreimal klopfen: ja!" Der Tisch stellte
sich auf und klopfte dann, indem er sich neigte, diesmal zu plinkert, der er-
schreckt auffuhr. Dann klopfte er dreimal vernehmlich mit dem Fuß auf den
Boden — der Tisch nämlich. Frau Kügler schrie leise auf: „Das ist ja gräßlich!"

„Ich werrrde nunn Fraggen stellen. Drrreimall kloppfen heißt ja, einmal
nein. Willst du uns deinen Namen nennen, lieber Geist?" Er tat schon
ganz familiär.

Dreimaliges Klopfen.

„Ich frragge nun Alphabett durch, derr Geist wirrd klopfen, sobald ein
Buchstabbe seines Nammens kommt. Also: A, B . . . ."

Der Tisch klopfte einmal.

„Also B errster Buchstabbe! Nun bitte nochmals: A, B, C, D, E, F,
G, H, I, I, K. L."

Der Tisch neigte sich und klopfte stark und bestimmt auf.

„Also Bl! Weiterr! A, B,."

Und so ging es prompt voran, bis u, E, H, M, K, E beisammen waren.

„Blühmke!!!" hauchten entsetzt Kügler und Brösel gleichzeitig.

„Kennen Sie denn Geist?" fragte Masulini teilnehmend.

„Ja, ja," krächzte Neugebauer atemlos. „Das ist der Apotheke»' von der
Stadtapotheke."

„Er wird gefallen sein, der Ärmste!" sagte halb weinend Frau Kügler.
Der Fleischer war ganz bleich geworden. Da hörte man ja für sein Geld
etwas ganz Neues, Interessantes, ganz anderes als das Geschwätz am
Stammtisch.

„So wirrrd es sein," stimmte der Italiener zu, und dann zu dem Geist:

„Bist du gefallen?" Unendlich traurig und langsam klopfte der Tisch
drciinal.

„Wo bist du geftorrben?" Der Tisch rührte sich nicht.

„Störet dich etwas?" Drei Schläge.

„Ist dirr vielleicht zu hell hirr? Sollen wirr Licht löschen?" Drei heftige

Schläge, pffst.! Es wurde pcchfinster. Sofort begann der Tisch,

lebhaft aus seinen drei Beinen zu wackeln.

„Err frreut sich, daß dunkell ist", erklärte Masulini. Durch geschicktes
Fragen erhielt man nun weitere Nachricht aus dem Geisterreich. Blühmke
war im Kampf mit den Russen bei einem polnischen Nest mit unaussprech-

lichem Namen durch einen Bajonettstich getötet worden und lag im Massen-
grab. Er sei nach Blochpiegl geeilt, um seine Lieben wiederzusehen, besonders
den verehrten Sekretär Krause — dem rannen die Tränen über die Backen,
daß ihn der Bock stieß. Schon oft sei er dagewesen, aber nie habe er Gelegen-
heit gehabt, sich so zu verständigen wie heute.

Auch Frau Kügler weinte jetzt Helle Tränen, während sie auspaßte, daß
ihre runden Finger nicht von der Tischplatte glitten. Auch Neugebauer war
gerührt und schnüffelte heftig, während plinkert und Brösel wie im Halb-
schlaf dasaßen und lauschten. Kügler aber überlegte, daß diese grauenhaften
Enthüllungen wohl fünfzig Mark wert seien, und biß die Zähne zusammen,
damit sie nicht klapperten.

Auf einmal war es allen, als ob die Tür hinter der Portiere rasch geöffnet
und geschloffen worden sei. Aber das war wohl nur eine Täuschung. Sie
saßen erwartungsvoll und neugierig.

„Herr Masulini, Sie haben den Kontakt verloren", sagte leise Franzius,
der mit dem Rücken gegen die Flurkür saß.

„Das wollte ich eben auch gerade sagen", flüsterte Frau Kügler.

Professor Franzius wiederholte: „Herr Masulini, bitte, Ihren kleinen
Finger, der Tisch antwortet nicht mehr, weil die Kette unterbrochen ist!"

Alles totenstill. Franzius wollte Masulinis Arm rütteln, aber er griff ins
Leere. Er tastete nach dem Stuhl — der Stuhl war leer. Rasch rief er:
„Bitte Licht machen!"

Ein Streichholz flammte auf, und der Kreis der Geisterbeschwörer sah sich
in die blinzelnden Augen. Masulini war verschwunden. Befremdet blickte
man sich im Zimmer um. Niemand war zu sehen.

„Na, das ist doch aber merkwürdig!" Der Professor hatte zuerst die Sprache
wiedergewonnen.

„Ja, sehr merkwürdig", rief, noch ganz benommen, Krause. Er sah in
das anstoßende Zimmer, sah auf den langen Flur hinaus — niemand
war zu erblicken. Inzwischen hatte Kügler das Gas angesteckk, und in der
blendenden Helle schrie er plötzlich aufgeregt: „Der Lump! Meine Tages-
kasse!!"

Die vorhin nur angelehnte Tür des Geldschranks stand sperrangelweit
offen, und der strammgesüllte Beutel aus Segellcinewand fehlte. Das klärte
die Situation. An der Flurgarderobe fehlten natürlich auch der Hut des
Hexenmeisters und — Neugebauers funkelnagelneuer Pelzmantel. Damit
war jeder Zweifel gebannt.

„Rasch zur Polizei!" rief Professor Franzius und lief, nur den Hut in der
Hand, nach dem Rathaus. In der Wachstube schlief der alte Polizist. Vor
die Lampe hatte er die neueste Nummer des Wochenblattes gehängt. Franzius
erzählte in Hast, während sich der Alte den Schlaf aus den Augen rieb und
sich den Nickelklemmer auf die rote Kugelnase setzte. Nach einem Viertel-
stündchen hatte er begriffen,- er schnallte den Säbel um.

Masulini aber war längst über alle Berge und mit ihm Fleischermeister
Küglers Tageskasse.

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