ustige Weltchromk
tr
In dem kleinen Scebade Bettuno hatten die Badenden gerade
eine Reiterschlacht auf Gummipferdchen inszeniert, als plötz-
lich von unbekannter Seite ein Dritter mit schwerem Geschütz in das
Gefecht eingriff: EinTorpedo der Kriegsmarine fuhr mit solcher Gewalt
zwischen ihre Reihen, daß sie alle von ihren Pferdchen fielen. Was war
geschehen? Im gegenüberliegenden Hafen Spezia hatten die Insassen
eines Kriegsschiffes an einem Torpedo herumgefingert und dies war
dem Schiff schließlich in verkehrter Richtung entfahren. Wie es heißt,
wurde das Seebad sofort polizeilich geschlossen. — Man fragt sich:
Warum wurde nicht vielmehr das Kriegsschiff geschlossen?
Loues Weltrekord in Autosuggestion wäre um ein Haar geschlagen
worden: stellte sich da in Paris der medizinischen Fakultät ein indischer
Fakir vor, der behauptete, durch Autosuggestion jegliche Schmerzempfin-
dung unterdrücken zu können. Die Arzte — wie sie halt sind! — waren
sofort bereit, ihm den Blinddarm ohne Betäubung wegzuoperieren. Der
Fakir blieb bei diesem furchtbaren Borschlag standhaft — bis er auf
dem weißen Tisch lag und die Arzte das Messer zückten,- da bat er
um vierzehn Tage Bedenkzeit. Bach Ablauf dieser Frist meldete er
sich nicht mehr,- als aber die Arzte ihm schrieben, das Gesetz verbiete
die vorgehabte Operation, da nur wirkliche Kranke operiert werden
dürsten (eine Finte der Arzte, wie man sicht!) stellte der Fakir sofort
seine frühere Behauptung wieder auf. — Gibt es niemand, der ihm
den für die gesetzliche Operationsfähigkeit erforderlichen Kirschkern
beibringt?
Heute Soldaten zu werben, soll in Amerika nicht leicht sein. Die
Regierung preßte sich die Denkerstirn und zwirbelte sich den Bart, bis
sie auf eine großartige Idee kam: sie schickte gegen hohes Honorar eine
Schar hübscher junger Mädchen in Badekostümen durch die Straßen
Bew 'Ports bis zur Stadthalle, wo sie mit Eis und Schlagsahne be- -
wirtet wurden und die jungen Männer zu einem Tänzchen im Freien
einluden. Wer dieser doppeldeutigen „Werbung" folgte, war Soldat.
— Die Mädchen sollen aber, wie berichtet wird, nicht so oft zum Tanzen
gekommen sein, wie sie selbst gewünscht hätten. Bre>,sch„cid<-r
Doppelt lind des de lens Tücken_
Packt euch nur/ ihr Herrn Poeten/
Mit dem Sang vom TröFter Traum;
Meißens kommt er ungebeten,
Angenehmes bringt er kaum.
TfahlteFt du am Tag die Schulden,
Na chts kommt der Gerickitsvolfzieh ’r.
Brauchft du Mirichens Spiel nidil dulden',
Spielt im Traum ein Pferd Klavier.
Ach/ mit lautem Schnarch zerfällt du
Morgens diefe Wolkenwand/
Und mit wildem Juchzer FchlägFt du
Auf den Schenkel mit der Hand.
Fünf Minuten lang - nicht länger -
Bift ein Prinz du, der fich mopFt>
Bis der Tag/ der alte Dränger,
Rüftig aul den Thals dir hopft. - -
Doppelt find des Lebens Tücken:
für des lag es Ungemach
Hält es einen Traum im Rücken,
Für den 1 raum - den lag.
Debes = Bald&mus
Aneköote
Der Dorfkluge
Ein ägyptischer Bauer aus einem kleinen Dorf hatte in der Stadt
einen Spiegel gekauft und heimlich nach Hause gebracht, ohne selbst
hineinzusehen. Stolz über den kostbaren Besitz legte er sich ein wenig
nieder.
Bach einiger Zeit trat seine Frau in das Zimmer, in dem der Spiegel
stand,-sie erblickte eine nie gesehene Tür, aus der eine fremde Frau heraus-
kam. Der Vorgang war ihr unheimlich, sie dachte an böse Gespenster-
geschichten und begann, laut zu schreien. Der Mann sprang entsetzt vom
Bett auf und trat zu seiner Frau. Wer vermag sein Erstaunen zu schil-
dern, als er neben ihr einen fremden Mann erblickte! Die beiden stritten
heftig miteinander und lockten durch ihr Geschrei die Bachbarn berbei,
die gleichfalls entsetzt waren. Einer von ihnen lief zum Bürgermeister.
Würdevoll trat der ins Zimmer, sogleich war der Lärm vorüber.
Als der Dorfoberste sein Bild im Spiegel sah, sagte er in zurecht-
weisendem Ton zu den Bauern: „Wie könnt ihr mich rufen, wenn
ich sowieso hier bin?"-
Khadiga Haki
112
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In dem kleinen Scebade Bettuno hatten die Badenden gerade
eine Reiterschlacht auf Gummipferdchen inszeniert, als plötz-
lich von unbekannter Seite ein Dritter mit schwerem Geschütz in das
Gefecht eingriff: EinTorpedo der Kriegsmarine fuhr mit solcher Gewalt
zwischen ihre Reihen, daß sie alle von ihren Pferdchen fielen. Was war
geschehen? Im gegenüberliegenden Hafen Spezia hatten die Insassen
eines Kriegsschiffes an einem Torpedo herumgefingert und dies war
dem Schiff schließlich in verkehrter Richtung entfahren. Wie es heißt,
wurde das Seebad sofort polizeilich geschlossen. — Man fragt sich:
Warum wurde nicht vielmehr das Kriegsschiff geschlossen?
Loues Weltrekord in Autosuggestion wäre um ein Haar geschlagen
worden: stellte sich da in Paris der medizinischen Fakultät ein indischer
Fakir vor, der behauptete, durch Autosuggestion jegliche Schmerzempfin-
dung unterdrücken zu können. Die Arzte — wie sie halt sind! — waren
sofort bereit, ihm den Blinddarm ohne Betäubung wegzuoperieren. Der
Fakir blieb bei diesem furchtbaren Borschlag standhaft — bis er auf
dem weißen Tisch lag und die Arzte das Messer zückten,- da bat er
um vierzehn Tage Bedenkzeit. Bach Ablauf dieser Frist meldete er
sich nicht mehr,- als aber die Arzte ihm schrieben, das Gesetz verbiete
die vorgehabte Operation, da nur wirkliche Kranke operiert werden
dürsten (eine Finte der Arzte, wie man sicht!) stellte der Fakir sofort
seine frühere Behauptung wieder auf. — Gibt es niemand, der ihm
den für die gesetzliche Operationsfähigkeit erforderlichen Kirschkern
beibringt?
Heute Soldaten zu werben, soll in Amerika nicht leicht sein. Die
Regierung preßte sich die Denkerstirn und zwirbelte sich den Bart, bis
sie auf eine großartige Idee kam: sie schickte gegen hohes Honorar eine
Schar hübscher junger Mädchen in Badekostümen durch die Straßen
Bew 'Ports bis zur Stadthalle, wo sie mit Eis und Schlagsahne be- -
wirtet wurden und die jungen Männer zu einem Tänzchen im Freien
einluden. Wer dieser doppeldeutigen „Werbung" folgte, war Soldat.
— Die Mädchen sollen aber, wie berichtet wird, nicht so oft zum Tanzen
gekommen sein, wie sie selbst gewünscht hätten. Bre>,sch„cid<-r
Doppelt lind des de lens Tücken_
Packt euch nur/ ihr Herrn Poeten/
Mit dem Sang vom TröFter Traum;
Meißens kommt er ungebeten,
Angenehmes bringt er kaum.
TfahlteFt du am Tag die Schulden,
Na chts kommt der Gerickitsvolfzieh ’r.
Brauchft du Mirichens Spiel nidil dulden',
Spielt im Traum ein Pferd Klavier.
Ach/ mit lautem Schnarch zerfällt du
Morgens diefe Wolkenwand/
Und mit wildem Juchzer FchlägFt du
Auf den Schenkel mit der Hand.
Fünf Minuten lang - nicht länger -
Bift ein Prinz du, der fich mopFt>
Bis der Tag/ der alte Dränger,
Rüftig aul den Thals dir hopft. - -
Doppelt find des Lebens Tücken:
für des lag es Ungemach
Hält es einen Traum im Rücken,
Für den 1 raum - den lag.
Debes = Bald&mus
Aneköote
Der Dorfkluge
Ein ägyptischer Bauer aus einem kleinen Dorf hatte in der Stadt
einen Spiegel gekauft und heimlich nach Hause gebracht, ohne selbst
hineinzusehen. Stolz über den kostbaren Besitz legte er sich ein wenig
nieder.
Bach einiger Zeit trat seine Frau in das Zimmer, in dem der Spiegel
stand,-sie erblickte eine nie gesehene Tür, aus der eine fremde Frau heraus-
kam. Der Vorgang war ihr unheimlich, sie dachte an böse Gespenster-
geschichten und begann, laut zu schreien. Der Mann sprang entsetzt vom
Bett auf und trat zu seiner Frau. Wer vermag sein Erstaunen zu schil-
dern, als er neben ihr einen fremden Mann erblickte! Die beiden stritten
heftig miteinander und lockten durch ihr Geschrei die Bachbarn berbei,
die gleichfalls entsetzt waren. Einer von ihnen lief zum Bürgermeister.
Würdevoll trat der ins Zimmer, sogleich war der Lärm vorüber.
Als der Dorfoberste sein Bild im Spiegel sah, sagte er in zurecht-
weisendem Ton zu den Bauern: „Wie könnt ihr mich rufen, wenn
ich sowieso hier bin?"-
Khadiga Haki
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Lustige Weltchronik"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1925
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1930
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 163.1925, Nr. 4179, S. 112
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg