WIE VERSCHIEDENE LEUTE IHREN RAUSCH ENTSCHULDIGEN
Von Heinrich Jäger
Der Bauer: Saxendi hat's ms außidraht vom Weißen Hirschen/ als ob i d' Hax'n falsch
ei'g'hängt gchabl hätt', is g'wc'n. Stockdamisch wia a Maus, die in d' Dreschsleg'l einikimmt, schau i
hoch aufi aus Kirchturmuhr, oerweil is dös der Mond. Kaum daß i g'moant Hab', k dafang mi' a
wen'g, bumsdinazi haut's mi' scho' wieder abi. Da balst mir net gehst mit dem Starkbier, da verlierst
ja dei' Kraß. Na, i mag koan Rausch mehr kriag'n, k halt mi' iazt und wenn i bei der sechsten Maß
scho' aufhör'n muaß.
Der Professor: Verlasse ich da ahnungslos das Weinhaus. Kaum fühle ich draußen den
Temperaturunterschied, da treten akute Gleichgewichtsstörungen ein. Spontan macht sich die An-
ziehungskraft der Erde bemerkbar, so daß meine vertikale Stellung pendelartig in eine horizontale
Lage übergeht. Nachträgliche genauere Studien führten zu dem Resultat, daß meine Leistungs-
fähigkeit in der Aufnahme alkoholischer Getränke im umgekehrten Verhältnis zum Volumen der
meinem Organismus zugemuteten stand.
Das Schwäbl e: 's ka im Leba da befchte Mensch passiera, daß er maubz' tiaf in da Krüagle
gucket. Hent ma dau so a paarLumpakerle in dia Blaue Trauba g'locket. Gott vo'Biebmeh denk'i da,
Humpe hent se g'soffe, koine Gläsle. Teant nur fescht mitgurgle, sait dau oina und i packet d'r Humpa
und lasset 's Tränkle laufa, daß d'r Mag« gluckst und 's Bäuchle allwegs runda wird. Uff oimal
hent se g'sait: „Hascht a Mordsaffa." Oina um der andra purzlet von da Hocka, all sends unta da
Tisch g'lega und i obadruff. Noi, nia und nimm« wieder lau k mi' voschwätzä, und der beschte Tropfa
soll mi' niat mcahr Valetta zu ma sötta Affa.
Der Dichter: Aus dem Glorienglanz hellstrahlender Lichter trat ich hinaus in die stille, ehr-
furchtgebietendeMaiennacht.Mir war, als hätten unsichtbare Geister mich losgetrennt von dieser Erden-
welt, als umgaukelte mich eine Schar himmlischer Engel, die mich Hineinrissen in ihren zaubervollen
Reigen,- und sie ranzten, ich mit, die ganze Welt tanzte. Da ruhten sie plötzlich und zogen mich sanft
hernieder auf die Oberfläche der Erde. Liebliche Musik umrauschte mich und ich versank in tiefen
Schlummer. Ein Traumbild von Fässern, Gläsern und Pokalen ließ mich gegen Morgen erraten,
daß Gambrinus mit mir einen losen Streich gespielt hatte.
Moses Silber st ein: Hab' ich gehandelt nix und sic haben mer rausgeschmissen vom Grauen
Has'. Will ich mer einhalten an ä Latern'. Nu, denk' ich mer, was dreht sich das Luder rundum. Sag'
ich: Was fahren S' se mer Karussell, wenn ich will heimgehen zu Sara, werd' ich nix zahlen fors
Karussellfahren. Lass' ich aus, da fall' ich auf die Nos. Richt' ich mer wieder auf. Setz' ich mir an den
Straßengraben. Fangt der an zu schaukeln. Nu, sag' ich: Hab' ich nix bezahlt fors Schaukclbillctt,
was machen Se mer ä Oktoberfest, wenn ich will gehen schlafen. Sagt mir ä innere Stimm': Moses,
werste haben zu viel getrunken. Wie heißt zu viel! Werd' ich trinken zu viel, wenn ich's zahlen muß!
Wie ich komm' heim, zählt mer Sara nach mei' Geld. Sagt sc: Haste ausgegeben kein' Pfennig, haste
ä Rausch, aber gezahlt hat n ä andrer, biste gewesen ä ordentlicher Mensch.
220
Von Heinrich Jäger
Der Bauer: Saxendi hat's ms außidraht vom Weißen Hirschen/ als ob i d' Hax'n falsch
ei'g'hängt gchabl hätt', is g'wc'n. Stockdamisch wia a Maus, die in d' Dreschsleg'l einikimmt, schau i
hoch aufi aus Kirchturmuhr, oerweil is dös der Mond. Kaum daß i g'moant Hab', k dafang mi' a
wen'g, bumsdinazi haut's mi' scho' wieder abi. Da balst mir net gehst mit dem Starkbier, da verlierst
ja dei' Kraß. Na, i mag koan Rausch mehr kriag'n, k halt mi' iazt und wenn i bei der sechsten Maß
scho' aufhör'n muaß.
Der Professor: Verlasse ich da ahnungslos das Weinhaus. Kaum fühle ich draußen den
Temperaturunterschied, da treten akute Gleichgewichtsstörungen ein. Spontan macht sich die An-
ziehungskraft der Erde bemerkbar, so daß meine vertikale Stellung pendelartig in eine horizontale
Lage übergeht. Nachträgliche genauere Studien führten zu dem Resultat, daß meine Leistungs-
fähigkeit in der Aufnahme alkoholischer Getränke im umgekehrten Verhältnis zum Volumen der
meinem Organismus zugemuteten stand.
Das Schwäbl e: 's ka im Leba da befchte Mensch passiera, daß er maubz' tiaf in da Krüagle
gucket. Hent ma dau so a paarLumpakerle in dia Blaue Trauba g'locket. Gott vo'Biebmeh denk'i da,
Humpe hent se g'soffe, koine Gläsle. Teant nur fescht mitgurgle, sait dau oina und i packet d'r Humpa
und lasset 's Tränkle laufa, daß d'r Mag« gluckst und 's Bäuchle allwegs runda wird. Uff oimal
hent se g'sait: „Hascht a Mordsaffa." Oina um der andra purzlet von da Hocka, all sends unta da
Tisch g'lega und i obadruff. Noi, nia und nimm« wieder lau k mi' voschwätzä, und der beschte Tropfa
soll mi' niat mcahr Valetta zu ma sötta Affa.
Der Dichter: Aus dem Glorienglanz hellstrahlender Lichter trat ich hinaus in die stille, ehr-
furchtgebietendeMaiennacht.Mir war, als hätten unsichtbare Geister mich losgetrennt von dieser Erden-
welt, als umgaukelte mich eine Schar himmlischer Engel, die mich Hineinrissen in ihren zaubervollen
Reigen,- und sie ranzten, ich mit, die ganze Welt tanzte. Da ruhten sie plötzlich und zogen mich sanft
hernieder auf die Oberfläche der Erde. Liebliche Musik umrauschte mich und ich versank in tiefen
Schlummer. Ein Traumbild von Fässern, Gläsern und Pokalen ließ mich gegen Morgen erraten,
daß Gambrinus mit mir einen losen Streich gespielt hatte.
Moses Silber st ein: Hab' ich gehandelt nix und sic haben mer rausgeschmissen vom Grauen
Has'. Will ich mer einhalten an ä Latern'. Nu, denk' ich mer, was dreht sich das Luder rundum. Sag'
ich: Was fahren S' se mer Karussell, wenn ich will heimgehen zu Sara, werd' ich nix zahlen fors
Karussellfahren. Lass' ich aus, da fall' ich auf die Nos. Richt' ich mer wieder auf. Setz' ich mir an den
Straßengraben. Fangt der an zu schaukeln. Nu, sag' ich: Hab' ich nix bezahlt fors Schaukclbillctt,
was machen Se mer ä Oktoberfest, wenn ich will gehen schlafen. Sagt mir ä innere Stimm': Moses,
werste haben zu viel getrunken. Wie heißt zu viel! Werd' ich trinken zu viel, wenn ich's zahlen muß!
Wie ich komm' heim, zählt mer Sara nach mei' Geld. Sagt sc: Haste ausgegeben kein' Pfennig, haste
ä Rausch, aber gezahlt hat n ä andrer, biste gewesen ä ordentlicher Mensch.
220
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Wie verschiedene Leute ihren Rausch entschuldigen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1925 - 1925
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 163.1925, Nr. 4188, S. 220
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg