Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
konnte er Rösselsprünge nicht brauchen. Als er aber das Silbenrätsel
vorgesetzt bekam, da konnte er sich schwer beherrschen. Spielte er selber
doch, dank seines seltenen Namens, eine erste Rolle bei allen Silben-
rätsel-Erfindern. Und so brannte Neugierde in ihm, seinen Namen zu
suchen. Er fand ihn. bind notierte ihn auf. Am Abend aber kam der
Haushofmeister und machte ein großmächtiges Kreuz dahinter. Und
führte ihn stracks in die königliche Gemäldegalerie, geradezu vor die
neuesten Expressionisten. Sofort fiel Prinz Eric tot um. —

Der Kroncrbe vom Lande Li war der zweite, der die Probe wagte.
Er verbrachte den ersten Tag damit, auf den Namen seines Vater-
landes Reime zu finden, und so ging der Rösselsprung an ihm vor-
über. Auch das .Silbenrätsel rührte ihn nicht. „Er wird siegen", hieß
es im ganzen Lande Klabrias. Am dritten Tage aber, als der Lakai
das Essen in die Prüfungszelle brachte, schob Prinz Li die Platte mit
den gebratenen Malmcsincn beiseite und schrie den Diener an: „Einen
Fluß in Asien mit drei Zeichen... Mensch, ich bin in Erdkunde
immer schwach gewesen...." Und der Thronerbe des Königreiches Li
wurde hinweggeführt, in ein modernes Sinsoniekonzert eines eben
entdeckten Neutöners: der Tod erlöste den Armen bald von seinen
Oualen.

„Ha", dachte Prinzessin Charadia, die Rätselvolle. „Meinem Kreuz-
worträtsel widersteht kein Sohn unseres Jahrhunderts. Die edle Figur
der schwarzen Felder zieht alle magisch in ihren Bann." Alle Prinzen
flohen, als sie von dem schrecklichen Ende der beiden Freier gehört
hatten.

Da ließ sich eines Tages ein rundliches Männlein melden, nicht
übel von Angesicht, aber dick wie Mastschweinchen.

„Du willst mein Schwiegersohn werden? 2n welchem Königreiche
herrschst denn du?" fragte König Klabrias.

Der Gönner des Dichters

„Lieber Freund! Von meiner Reise könnte ich Ihnen so viel erzäh-
len, ich habe so viel gelernt, erlebt, gesehen. Sie könnten einen Roman
davon schreiben, ich hätte so viel Stoff..."

Der Dichter: „Am Stoff hat es mir noch nie gefehlt,aber zu einem
Anzug hat es trotzdem noch nie gereicht!"

Nette Ausrede

„Hören Sie mal, Herr Nachbar, Sie haben mir da sechs Flaschen
Wein als extrafeinen, aber spottbilligen Muskateller verkauft, und wie
ich ihn zu Hause probiere, ist cs Apfelwein! Was denken Sie sich
eigentlich dabei?"

„Aber lieber Herr Huber, ich weiß doch, daß Sic Ihrer Frau
Gemahlin zur Beruhigung immer was vorflunkern von Gelegenheits-
kaus und so-da wollte ich Ihnen nur ein bißchen behilflich sein."

„Mein Reich heißt Illusio. Es liegt eine Tagreise hinterm Monde.
Meine Untertanen tun den ganzen Tag nichts anderes als Rätselraten
und Rätselausgeben, und ich bin ihr Rätselonkel."

„Und du willst, gerade du den Rätseln der Prinzessin Charadia
widerstehen können?"

Der Rätselsürst nickte und setzte sein Leben aufs Spiel.

Und die Diener führten ihn zum Rösselsprung. Und als sie andern-
tags wieder kamen, da lag der Freier auf dem Bauche und schnarchte,
und der Rösselsprung war ungelöst.

Dann führten die Sklaven ihn in die Kammer des Silbenrätsels,
und das Silbenrätsel war von ausgesuchtem Reize: Es kam Isolani
darin vor, der General Wallensteins, und Eboli, die Schillersche
Dramenfigur, auch fehlten nicht Narew und Tiber, die Flüsse, und
als besondere Nuß Nahum, der alttestamentarische Prophet. Aber der
Rätselfürst widerstand allen Flüssen und Propheten.

Sollte er auch an dem Kreuzworträtsel kalt Vorbeigehen können?
Spannung erfüllte den ganzen Palast. Dies Rätsel hatte Charadia
selbst ersonnen. Wer einen Blick darauf warf, der hatte die oberste
Reihe, die zu weiterer Mühe so heiß verlockt, bereits erraten. Aber
— das dicke Männlein schenkte diesem Rätsel nicht den ersten Blick,
und überhaupt keinen. Und als der Morgen graute, da lag das Kreuz-
worträtsel un-enträtselt neben dem schlafenden Freier.

Prinzessin Charadia war besiegt, und die Hochzeit wurde gefeiert.
Und als das junge paar dann allein in seinem Brautgemache war,
da wagte die junge Frau, ihren Gatten zu fragen: „Wer bist du,
sonderbares Wesen, daß du unberührt bliebst von der Rätselseuche
unserer Zeit und Kreuzworträtseln einen ganzen Tag lang ins Aug'
blicken kannst, ohne den Bleistift zu zücken?"

Da lächelte der Gatte und erwiderte: „GeliebtesWeib,des Rätsels
Lösung ist ganz einfach: Wir im Monde haben Rösselsprünge, Silben-
rätsel und die der Kreuzworte längst überwunden. Bei uns herrscht
jetzt die Mode der ~--Rätsel."

„Welcher?" fragte Charadia und fieberte vor Neugierde.

Da neigte er sich zu ihrem Ohre und sagte ihr das Wort.

Und weil er gar so leise geflüstert, haben wir es nicht verstanden
und müssen nun warten, bis die neue Rätselmode vom Monde auf
die Erde übergreifen wird. Lange dauert's ja sicherlich nimmer....

Modernes Mißverständnis
„Mama, heut' Hab' ich ein Märchen von einem Auto gehört."
„Da bin ich aber neugierig."

„Das Märchen von der schönen Limusine."

Das Letzte

„Dem Baron geht es sehr schlecht. Er kann nicht mal Fcuerungs
material anschaffen."

„Da wird er wohl seinen Stammbaum in den Ofen stecken müssen."
Noch besser

„Die Passage, die Ihr Fräulein Tochter seit drei Wochen täglich
übt, ist außerordentlich schwer zu spielen."

„Ich wollte, es wäre überhaupt unmöglich."

234
Image description

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die rätselvolle Prinzessin"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Storch, Carl
Entstehungsdatum
um 1925
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1930
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 163.1925, Nr. 4189, S. 234

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
 
Annotationen