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FLIEGENDER BERICHTERSTATTER

KUNST

Es gibt Luftkurorte und Lustkurort-Konzerte. Es gibt auch Kurkonzcrte
und .Konzertlust. Seit neuestem aber gibt es auch Lustkonzerte. Und zwar in
Amerika. Eine Sängerin, die fand, daß das Publikum sie gar zu sehr von
oben herab behandle, beschlost, einmal Gleiches mit Gleichem zu vergelten
und nun zur Abwechslung einmal der Zuhörerschaft „von oben" zu kommen.
Da sie zudem der Ansicht war, daß Reklame gar nicht hoch genug gehen
könne, mietete sie sich ein Flugzeug, ließ es ein paar hundert Meter aufsteigen
und begann nun, mitten in den Wolken ihre holde Stimme erschallen zu
lassen. Sie sang zuerst „Vom Himmel hoch, da komm' ich her" und dann
„Weißt du, wieviel Sternlein stehen". Und die Engel sollen sich über die
ihnen da entstandene Konkurrenz sehr geärgert haben. Was aber die irdischen
Zuhörer betrifft, so hatten sie das Glück, keinen Laut zu vernehmen. Als ein
Fcrnglasbcsitzer das Volk auf den „hohen" Kunstgenuß aufmerksam machte,
zeigte sich allenthalben Befriedigung über den „Ausflug" der Sängerin.
„Soll sic nur mal sehen, wie's ist." Sonst pflegten nämlich die — Zuhörer
in die Lust zu gehen, wenn die Mist sang.... Ri-Ri

FILM.

In einzelnen Berliner Kinos erbält der Besucher beim Eintritt eine
Kindcrpistole, mit der er — wenn die Jazzband spielt, mitknallen kann, da-
mit's mehr Spaß macht.

So schreitet die Veredelung der schönen Künste rüstig vorwärts.

Wie im Reich der Lüste
König ist der Weih,

So im Reich der Filme
Herrscht der Schütze frei.

In der Tat: in den Kinos geht's jetzt immer noch zu ruhig und lang-
weilig zu. Man könnte auch heute schon etwas mehr Radau machen. Bei
Wildwestfilmen möge man den Besuchern Lassos aushändigen, damit sie
Vordermänner oder Vorderweiblein, die zu sehr im Blickfeld sitzen, einfach
wegfangen könnten. Die Sitze müßten als Schaukelpferde ausgestellt sein,
hin und wieder könnte man in den Gängen zwei alte Lokomotiven aufeinan-
der auffahren lassen.

Saxophon, Säge, Trillerpfeife und Schlagzeug sind Instrumente, sind
Werkzeuge für blasse Ästheten. Betrieb! Betrieb!

Roch fünf Jahre Lichtspielkunst und die Besucher werden aus den Plätzen
in Batterien eingetcilt,- die auf dem letzten Platz erhalten schäbige Maschinen-
gewehre, die Herrschaften auf dem ersten schießen mit 21-cm-Mörsern.

Bei Premieren fahren die Hauptdarsteller mit Tanks durch die Reihen.

Spaß muß sein! Kr.

STUDIENFAHRTEN

3m Anzeigenteil von Nr. 217 des niederbayerischen Blatts „Der Waldler"
erläßt die Marktgemcinde R— anläßlich der Studienfahrt bayerischer Land-
tagsabgeordnetcr einen Aufruf an die Bevölkerung des Inhalts, „daß zu
ÜerZeit", wo die Studienfahrt durch das Gebiet geht, der Fuhrwerksverkehr
streng nach den geltenden Bestimmungen zu erfolgen habe — dies gilt beson-
ders von den Langholzfuhrwerken — bezw. möglichst eingeschränkt
werde. Es heißt:DieHerrcnAbgeordneten treffen um 10:i° hier
ein und fahren um 1 130 weiter.

Der selige potemkin mit seinen Dörfern wird sich ins Fäustchen gelacht
haben, als er das las.

So eine Studicnfahrt von Abgeordneten und Revisoren ist balt doch sehr
aufschlußreich,- da gibts keine überfüllten Straßen,- denn die Fuhrleute haben
während der Anwesenheit der Deputati ihre Gespanne schön brav im Stall
zu halten, damit das Abgeordnetenauge nicht durch allzugrosten Verkehr ver-
letzt werde, sondern den Eindruck erhält, so bequeme Straßen, wie wir sie
haben, gibl's halt doch nur bei uns dahoam.

Namentlich den ordinären Langholzfuhrwerken ist das Betreten der
Straßen in der kritischen Zeit untersagt,- die Abgeordneten müssen glauben,
daß in dem Holzland die Stämme mit dem Magneten transportiert werden
oder vast eigene Holzbläser sic über die Donau hinüberblasen, damit der
Fuhrwerksverkehr aus den Straßen hübsch in Ordnung bleibt. — Die
Straßenwärter haben natürlich die Straße mit parkettbodcnöl zu putzen,
über die Löcher sind geschmackvoll verbergende Rosenstege zu legen, die allen-
falls trotzdem sich herumtreibenden Fuhrwerke der misera plebs haben vor den
Wägen der Abgeordneten Front zu machen, den Pferden ist auch ein freudiges
Wiehern vorgeschrieben. Kr.


..Allen Reserve



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Weinbrand ist ein Destillationserzeugnis aus
Traubenweinen. Seine Güte wird in erster
Linie bedingt durch die Qualität der dazu
verwendeten Weinsorten. / Oer deutsche
Weinbrand..Alte Reserve" wird her-
gestellt aus edlen Weinen der besten Wein-
baugebiete Frankreichs und südlicher Länder.

Die auflangjährigenErfahrungen beruhende
Kenntnis der einzelnen Wein-Erzeugungs-
gebiete und die richtige "Zusammenstellung
der geeignetsten Logen bilden die Grundlage,
aus der sich der )^uf des guten WeinbrondeS
..Winkelhousen Alte Reserve"
aufb.aut,- er bewahrt als deutsches Erzeugnis
in natürlicher.Reinheit daS köstliche Bouquet
des edlen Weines. / Zn späteren Deröffent.
lichungen wird die Fabrikation des deutschen
WeinbrondeS „Alte Reserve"" geschildert.

(£)euifc/ie,
Bevorzugt das deulfche
£rzeugmY/

WinkelkauSen


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