Die Seele
Emma ist ein Dienst-
mädchen.
Emma ist eine Seele.
Eines Tages sucht die
Gnädige mittags ein Uhr
aufgeregt in der Woh-
nung herum. Durch-
forscht Küche, Salon,
Kinderzimmer nach ihrer
Zahnbürste.
Emma ist eine Seele.
Heimlich und schnell geht
sie in ihr Zimmer, holt
ihre Zahnbürste.
„GnädigeFrau,darf
ich Ihnen vielleicht mit
meiner aushelfen."
Ein guter Rat
„WosteckenSiedenn
jetzt immer, Herr Ober-
sekretär? Sie kommen
ja nie mehr zum Däm-
merschoppen."
„Leider ganz unmög-
lich. Fast keinen Abend
komme ich vor 10 Uhr
aus dem Amt."
„Können Sie denn
keinen Wecker mitneh-
men?"
Bach dem Theater
Siegfried Löwenthau
(Weißwaren en gros):
„Ich waiß net, Goethes
,Faust' ist nix für mich.
Ich Hab' halt amal kai
literarisches Blut."
„Sie wollen sagen:
kein Liter arischesBlut!"
Die Bank
Da Sepp siehgt in da Stadt amal
A Haus, ganz hoch und mächti',
Da warn viel goldene Gitter dro,
Figuren, schön und prächti'.
A Bank? A so a Viecherei!
Des is ja do' zun Lacha,
De kunntn eahna Bank ja glei'
In Himmi eini mach«!
Und ganz ob'n drob'n, g'rad' unterm Dach,
Da steht weitmächti' z' lesen:
Bank. Bank? Des Wort is für'n Sepp
Ganz unverständli' g'wesen.
A Bank! Ma' sieht, des is sür'n Sepp
A ganz a schwara Brogga.
A Bank! Ja Leit, wer sollt' si' denn
Da drob'n na' auffihogga?!
Familienanschluß
Klemms rüsten zu
einer Abendgesellschaft.
Am Morgen vor dem
Fest bekommt das
Dienstmädchen mit der
Gnädigen Streit und
rückt ab. In aller Eile
wird ein Dienstvermitt-
lungsbüro angerufen,
das auch verspricht, noch
im Laufe des Tages
einen Ersatz zu schicken.
Es erscheint aber keine
neue Fee. Die Tafel ist
abgeräumt und die jun-
gen Leute geben sich mit
Eifer dem Tanze hin.Da
bemerkt Frau Klemm
eine junge Dame, die
flott aus einem Arm in
den andern schwebt. Sie
fragt den Gatten: „Wer
ist denn die Bachzügle-
rin dort?"
„Ich habe immer
geglaubt, du kennst die
. Dame."
„Keine Ahnung!
Gleich wirst du dich mal
erkundigen." Gehorsam
stellt sich Herr Klemm
in einer Tanzpause der
Schönen vor und fragt
sie in verbindlichstem
Tone: „Und mit wem
habe ich die Ehre?"
„Aber,HerrKlemm?
Ich bin doch das neue
Mädchen."
Die Hauptsache
„Um Gottes willen, Minna! Jetzt haben Sie gar dem Torso den Kopf abgeschlagen."
— „Aber gnädige Frau, die hat ohnedies keine Beine mehr gehabt. Da liegt doch an
dem bißchen Kopf nichts daran!"
Am Geinüsemarkt
„Kommen S' her,
gna Frau! Sehr schönen
Bubikopfsalat hätt'i da!"
Wert der Rätselepidemie
In der Schule nimmt der Lehrer mit seiner Klasse das Abteilen
von zusammengesetzten Worten durch und gibt als Wettbewerb die
Zerlegung von „Krampfaderstrumpferzeuger" in einfache
Worte zum besten.
Alle Schüler erraten richtig die vier Substantiva, nur der kleine
Morihl, der ein großer Kreuzworträtsellöser vor dem Herrn ist, grübelt
eine Weile nach und zeigt dann plötzlich energisch auf: „Bitte, Herr
Lehrer, ich finde sieben Worte heraus!"
Höchst erstaunt läßt der Lehrer vom Morihl die Teilung auf der
Schultafel vornehmen, die folgend ausfällt: Kram-pfad-erst-
Rumpf-Erz-Eu-Ger.
Der Lehrer, noch verblüffter über die Findigkeit des Schülers, geht
das unerwartete Resultat durch: Kram- gut, Pfad- gut, e r ft —
gut usw...."
Als er fertig ist, wendet er sich an Morihl mit triumphierender
Miene, dessen kühne Konstruktion zum Scheitern gebracht zu haben:
„Das alles ist sehr gut, mein Lieber, aber was bedeutet ,Eu' ?"
Aber Morihl, der auf diesen Einwurf bereits höhnisch gelauert hat,
stößt überlegen heraus: „Eu ist eine Stadt in Frankreich, Departe-
ment Biederseine, berühmt durch ein Schloß der Orleans!" -
Und so ist es gekommen, daß in jener Klasse ausgerechnet der kleine
Moritz Boraxlecker aus Drohobicz aus der deutschen Sprache ein
„sehr gut" am Schulausweis erhalten hat.
Aus dem Botizbuch eines Bergwanderers
Ein guter Stock und eine gute Protektion sind eine große Hilfe
beim Aufstieg.
*
Es kann einer Grobgenagelte an den Füßen haben und doch ein
Leisetreter sein.
*
Die zahlreichen Abstürze in der Bachkriegszeit dürsten darin ihre
Ursache haben, daß unsere Berge von vielen Zeitgenossen besucht
werden, die nicht schwindelfrei sind.
*
Obwohl der Gipfel eine Wolkenhaube hatte, wagte ein ältliches
Fräulein doch den Aufstieg. „Läßt sie," meinte ein boshafter Hütten-
gast, „es ist für sie die einzige Möglichkeit, unter die Haube zu kommen."
Unmöglich
„Hat Onkel Fritz die neue Revue schon gesehen?"
„Bee, wie sollte denn der da hingehen, er ist doch Begetarier?"
260
Emma ist ein Dienst-
mädchen.
Emma ist eine Seele.
Eines Tages sucht die
Gnädige mittags ein Uhr
aufgeregt in der Woh-
nung herum. Durch-
forscht Küche, Salon,
Kinderzimmer nach ihrer
Zahnbürste.
Emma ist eine Seele.
Heimlich und schnell geht
sie in ihr Zimmer, holt
ihre Zahnbürste.
„GnädigeFrau,darf
ich Ihnen vielleicht mit
meiner aushelfen."
Ein guter Rat
„WosteckenSiedenn
jetzt immer, Herr Ober-
sekretär? Sie kommen
ja nie mehr zum Däm-
merschoppen."
„Leider ganz unmög-
lich. Fast keinen Abend
komme ich vor 10 Uhr
aus dem Amt."
„Können Sie denn
keinen Wecker mitneh-
men?"
Bach dem Theater
Siegfried Löwenthau
(Weißwaren en gros):
„Ich waiß net, Goethes
,Faust' ist nix für mich.
Ich Hab' halt amal kai
literarisches Blut."
„Sie wollen sagen:
kein Liter arischesBlut!"
Die Bank
Da Sepp siehgt in da Stadt amal
A Haus, ganz hoch und mächti',
Da warn viel goldene Gitter dro,
Figuren, schön und prächti'.
A Bank? A so a Viecherei!
Des is ja do' zun Lacha,
De kunntn eahna Bank ja glei'
In Himmi eini mach«!
Und ganz ob'n drob'n, g'rad' unterm Dach,
Da steht weitmächti' z' lesen:
Bank. Bank? Des Wort is für'n Sepp
Ganz unverständli' g'wesen.
A Bank! Ma' sieht, des is sür'n Sepp
A ganz a schwara Brogga.
A Bank! Ja Leit, wer sollt' si' denn
Da drob'n na' auffihogga?!
Familienanschluß
Klemms rüsten zu
einer Abendgesellschaft.
Am Morgen vor dem
Fest bekommt das
Dienstmädchen mit der
Gnädigen Streit und
rückt ab. In aller Eile
wird ein Dienstvermitt-
lungsbüro angerufen,
das auch verspricht, noch
im Laufe des Tages
einen Ersatz zu schicken.
Es erscheint aber keine
neue Fee. Die Tafel ist
abgeräumt und die jun-
gen Leute geben sich mit
Eifer dem Tanze hin.Da
bemerkt Frau Klemm
eine junge Dame, die
flott aus einem Arm in
den andern schwebt. Sie
fragt den Gatten: „Wer
ist denn die Bachzügle-
rin dort?"
„Ich habe immer
geglaubt, du kennst die
. Dame."
„Keine Ahnung!
Gleich wirst du dich mal
erkundigen." Gehorsam
stellt sich Herr Klemm
in einer Tanzpause der
Schönen vor und fragt
sie in verbindlichstem
Tone: „Und mit wem
habe ich die Ehre?"
„Aber,HerrKlemm?
Ich bin doch das neue
Mädchen."
Die Hauptsache
„Um Gottes willen, Minna! Jetzt haben Sie gar dem Torso den Kopf abgeschlagen."
— „Aber gnädige Frau, die hat ohnedies keine Beine mehr gehabt. Da liegt doch an
dem bißchen Kopf nichts daran!"
Am Geinüsemarkt
„Kommen S' her,
gna Frau! Sehr schönen
Bubikopfsalat hätt'i da!"
Wert der Rätselepidemie
In der Schule nimmt der Lehrer mit seiner Klasse das Abteilen
von zusammengesetzten Worten durch und gibt als Wettbewerb die
Zerlegung von „Krampfaderstrumpferzeuger" in einfache
Worte zum besten.
Alle Schüler erraten richtig die vier Substantiva, nur der kleine
Morihl, der ein großer Kreuzworträtsellöser vor dem Herrn ist, grübelt
eine Weile nach und zeigt dann plötzlich energisch auf: „Bitte, Herr
Lehrer, ich finde sieben Worte heraus!"
Höchst erstaunt läßt der Lehrer vom Morihl die Teilung auf der
Schultafel vornehmen, die folgend ausfällt: Kram-pfad-erst-
Rumpf-Erz-Eu-Ger.
Der Lehrer, noch verblüffter über die Findigkeit des Schülers, geht
das unerwartete Resultat durch: Kram- gut, Pfad- gut, e r ft —
gut usw...."
Als er fertig ist, wendet er sich an Morihl mit triumphierender
Miene, dessen kühne Konstruktion zum Scheitern gebracht zu haben:
„Das alles ist sehr gut, mein Lieber, aber was bedeutet ,Eu' ?"
Aber Morihl, der auf diesen Einwurf bereits höhnisch gelauert hat,
stößt überlegen heraus: „Eu ist eine Stadt in Frankreich, Departe-
ment Biederseine, berühmt durch ein Schloß der Orleans!" -
Und so ist es gekommen, daß in jener Klasse ausgerechnet der kleine
Moritz Boraxlecker aus Drohobicz aus der deutschen Sprache ein
„sehr gut" am Schulausweis erhalten hat.
Aus dem Botizbuch eines Bergwanderers
Ein guter Stock und eine gute Protektion sind eine große Hilfe
beim Aufstieg.
*
Es kann einer Grobgenagelte an den Füßen haben und doch ein
Leisetreter sein.
*
Die zahlreichen Abstürze in der Bachkriegszeit dürsten darin ihre
Ursache haben, daß unsere Berge von vielen Zeitgenossen besucht
werden, die nicht schwindelfrei sind.
*
Obwohl der Gipfel eine Wolkenhaube hatte, wagte ein ältliches
Fräulein doch den Aufstieg. „Läßt sie," meinte ein boshafter Hütten-
gast, „es ist für sie die einzige Möglichkeit, unter die Haube zu kommen."
Unmöglich
„Hat Onkel Fritz die neue Revue schon gesehen?"
„Bee, wie sollte denn der da hingehen, er ist doch Begetarier?"
260
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Hauptsache"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1926
Entstehungsdatum (normiert)
1921 - 1931
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 164.1926, Nr. 4217, S. 260
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg