cJlt orgengang in der Heide
Von zartem Schimmer überhaucht
Und in des Sommers Duft getaucht
Ruht sonnenstill die Heide.
Die Bienen schwirren honigschwer
Am Kräuterboden hin und her,
Ein Falter prunkt wie Seide.
Ein Runenstein ragt regengrau
Aus Rosenrot und Schimmertau,
Die Heidedrosseln schlagen —
Ich sauge heimlich Duft und Schein
Ins fommertrunkne Herz hinein,
Die Schönheit heimzutragen.
Und von dem stillen Heideglück
Im Herzen reih' ich Stück um Stück
Zu einem holden Reime.
Mein Weibchen winkt am Tor und lacht
Der Heide allerschönste Pracht
Erblüht in meinem Heime!
Meine Frau will. . .
Zum Beispiel.
Meine Frau will Schlagsahne essen.
Wie sie das anfängt.
«Wie nett, daß du heute so früh kommst, Männe! In zehn Minuten
ist das Essen fertig. Was möchtest du heute gern zum Bachtisch?"
„Ich kann nicht sagen, daß ich auf etwas besonderen Appetit hätte."
„Möchtest du vielleicht Rhabarberkompott
„Wenn du nichts anderes da hast, meinetwegen."
„Oder möchtest du Kirschen? Schöne eingemachte Kirschen."
„Auch das meinetwegen."
„Oder vielleicht pflaumen?"
„Auch gut, wenn du so große Auswahl hast."
„Was meinst du zu Birnenkompott?"
„Gut, also ich entscheide mich für Birnenkompott?
„Wie lieb du bist! Also Birnenkonipott möchtest du gern. Aber
wie schade, Birnenkompott ist gerade nicht da. Möchtest du nicht eben
etwas holen. Du weißt doch, unten beim Grünmann."
Ehe ich Widerspruch erheben kann, habe ich eine Schüssel in der
Hand und werde zur Tür gedrängt, lind auf der Treppe wird mir
lieblich nachgerufen: „Wenn du doch schon einmal unten bist, dann
bring', bitte, vom Konditor eine kleine Portion Schlagsahne mit."
Meine Frau will allein ausgehen.
Wie sie das anfängt.
„Gehst du heute abend fort?"
„Bein!"
„Ich dachte, du wolltest zu Beumanns."
Wie sie das anfängt
„Habe ich das gesagt?"
„Bein, ich dachte."
Bach einer Weile: „Ist heute nicht Bereinssitzung?"
„Bein, erst nächste Woche."
„Es ist ein astrologischer Vortrag in den .Bürgersälcn'. Das inter-
essiert dich doch !"
„Du verwechselst Astrologie mit Astronomie."
Bach einer Weile. „Hat nicht deine Mutter heute Geburtstag?"
„Sie denkt nicht daran."
„Aber Onkel Willy könntest du einmal wieder besuchen. Er wollte
mir ein Buch leihen. Das kannst du mitbringen."
„Gut. Ich gehe zu Onkel Willi, um dir einen Gefallen wegen des
Buchs zu tun."
„Das ist wirklich nett von dir. Geh nicht so >pät hin!"
Bach einer Weile. „Ich muß dir etwas sagen."
„Und das wäre?"
„Ich habe mir gedacht, wenn du heute allein fortgehst, so kann ich
cs auch tun. Und darum Hab' ich mich neulich zu einem Kränzchen
angemeldet. Heute ist der erste Abend. Bicht wahr, was dem einen
recht ist, ist dem andern billig? Ich darf doch?"
Von soviel Logik erschüttert, konnte ich nicht anders als zustimmen.
Meine Frau will Selbstmord begehen.
Wie sie das anfängt.
Am Morgen erklärt sic mir ohne Wimperzucken: „Wenn du mir
heute nicbt das Kleid kaufst, erschieße ich mich vor deinen Augen."
„Gut!" sage ich, „Patronen gefällig?" (Ich bin so roh.)
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Morgengang in der Heide"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1926 - 1926
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 164.1926, Nr. 4218, S. 266
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg