Preisend mit viel schöne» Reden
Ihrer Autos Wert und Zahl
Saßen viele reiche Herren
Einst zu Worms beim Mittagsmahl.
Der reichste Fürst
(Nach L. Uhland)
„Herrlich", sprach ein Herr aus Sachsen,
„War' mein Aga, voller Pracht —
Hält' ihn mein Chauffeur nicht gestern
Stückweis' mir zurnckgebracht!"
„Meine Qpellimousinc",
Sprach ein Landwirt von dem Rhein,
„Wär' sie nicht kaputt gefahren,
War' der Autos Edelstein."
Das Kleinauto
Steuer Autotyp für nur einen Fahrgast
„Große Lampen, Kompressoren",
Nun ein Herr aus Bayern sprach,
„Schaffen, daß mein Wagen
prima —
Wär'derMotornicht so schwach."
Ein Chauffeur mit großem Barte,
Württemberger schien er sehr,
Sprach: „Ach Quatsch von Kom-
pressoren
Und was sonst des Schnickschnacks
mehr.
Doch ein Kleinod hält verborgen
Mir mein Wagen, vielbegehrt:
Daß er, wenn ich ihn mal brauche,
Daß er dann — auch wirklich
fährt!"
Und es riesder Herr von Sachsen,
Der von Bayern, der vom Rhein:
„Herr Chauffeur, Sie sind der
Reichste —
Woll'n Sie uns den Wagen
leih'»?"
Fred Murphy
„Ja, wie soll ich denn da hineinkommen?"
Das Problem
Von
Otto Grüne
Hein Butenschön war
in eine schwere Ehrensache
verwickelt.
Natürlich wegen einer
Frau. ^ ,
Schwere Säbel sine
sine bis zur Abfuhr.
Er mußte vor fremden
Leuten sein Hemd aus-
ziehen,- man drückte ihm
einen rasiermefferscharfen
Säbel in die Hand und stellte ihn seinem Gegner
gegenüber.
Einem Hünen, gut einen Kopf größer als Buten-
schön, mit Armen, die bis in die Kniekehlen reichten.
Butcnschön besah sich seinen Säbel, dachte an die
Reichweite seines Gegners, wechselte die Farbe und
mußte schnell noch mal hinaus.
Erst im allerletzten Moment, als man bereits zum
zweiten Male Ausstellung genommen hatte, kam ihm
ein rettender Einfall.
„Bevor wir anfangen, uns zu duellieren, verlange
ich, daß unsere beiden rechten Arme gemessen werden", sagte Butenschön mit
belegter Stimme.
Es geschah so.
Man fand, daß der Arm des Gegners sieben Zentimeter länger war.
„Dann bin ich also benachteiligt", sagte Butenschön merklich gefestigt. „Ich ver-
lange daher, daß ich sieben Zentimeter naher an meinen Gegner gestellt werde als
er an mich."
Der Unparteiische und die beiden Sekundanten zogen sich zur Beratung zurück.
Der Unparteiische erklärte, er sei erster Provisor in der Apotheke zum König
Salomo und hoffe, demnächst eine eigene Apotheke zu erhalten, aber in die Geheim-
nisse der Relativitätstheorie sei er noch nicht so weit eingedrungen, um diese Auf-
gabe lösen zu können. Er schlage vor, die Angelegenheit dem Ehrenrat vorzulegen.
HeinButenschön zog sein Hemd an und verließ erhobenen Hauptes den Schauplatz.
Zufällig hörte Ulli Bürskennippel am Stammtisch von der Geschichte.
Er hatte schon etliche Gemäße gehoben und hielt mit seiner Entrüstung über diese
mittelalterliche Tortur nicht zurück. „Also, so '» Gwaddjch! Sich aächnseidch mid
dän scharf'n Dingern in de Fresse ze wammsn!
Was die bloß vrfon ham, die Oggsn, mechtj
wiff'n."
Er solle sich doch nicht so aufregen, die Sache sei
doch durch Butenfchöns Forderung gar nicht zum
Austrag gekommen.
Bürstennippel, einmal in Fahrt, ließ sich so schnell
nicht beruhigen: „Wenn ich was ze sachn gehabbd
hädde, also erschd rechd hävdn dieOggsen uffenanvr
loswammsn missn."
Das sei doch bei der festgestellten Ungleichheit
schlechterdings unmöglich.
„Red'n Se doch gee Gwaddsch,meiLiewr, nadier-
lich gähd's."
Ach nein! Wie wolle er den Butenschön sieben
Zentimeter näher an seinen Gegner heranstellen als
diesen an Butenschön ?
„Wenn's weidr nischd
is," meinte Bürstennippel
und nahm eine» tiefen
Schluck, „wenn'S weidr
nischd is, da brauchen Se
dem Butenschön nur '»
Säbel ze gähm, der siehm
Dsendimedr länger is als
dem andern seiner."
298
Ihrer Autos Wert und Zahl
Saßen viele reiche Herren
Einst zu Worms beim Mittagsmahl.
Der reichste Fürst
(Nach L. Uhland)
„Herrlich", sprach ein Herr aus Sachsen,
„War' mein Aga, voller Pracht —
Hält' ihn mein Chauffeur nicht gestern
Stückweis' mir zurnckgebracht!"
„Meine Qpellimousinc",
Sprach ein Landwirt von dem Rhein,
„Wär' sie nicht kaputt gefahren,
War' der Autos Edelstein."
Das Kleinauto
Steuer Autotyp für nur einen Fahrgast
„Große Lampen, Kompressoren",
Nun ein Herr aus Bayern sprach,
„Schaffen, daß mein Wagen
prima —
Wär'derMotornicht so schwach."
Ein Chauffeur mit großem Barte,
Württemberger schien er sehr,
Sprach: „Ach Quatsch von Kom-
pressoren
Und was sonst des Schnickschnacks
mehr.
Doch ein Kleinod hält verborgen
Mir mein Wagen, vielbegehrt:
Daß er, wenn ich ihn mal brauche,
Daß er dann — auch wirklich
fährt!"
Und es riesder Herr von Sachsen,
Der von Bayern, der vom Rhein:
„Herr Chauffeur, Sie sind der
Reichste —
Woll'n Sie uns den Wagen
leih'»?"
Fred Murphy
„Ja, wie soll ich denn da hineinkommen?"
Das Problem
Von
Otto Grüne
Hein Butenschön war
in eine schwere Ehrensache
verwickelt.
Natürlich wegen einer
Frau. ^ ,
Schwere Säbel sine
sine bis zur Abfuhr.
Er mußte vor fremden
Leuten sein Hemd aus-
ziehen,- man drückte ihm
einen rasiermefferscharfen
Säbel in die Hand und stellte ihn seinem Gegner
gegenüber.
Einem Hünen, gut einen Kopf größer als Buten-
schön, mit Armen, die bis in die Kniekehlen reichten.
Butcnschön besah sich seinen Säbel, dachte an die
Reichweite seines Gegners, wechselte die Farbe und
mußte schnell noch mal hinaus.
Erst im allerletzten Moment, als man bereits zum
zweiten Male Ausstellung genommen hatte, kam ihm
ein rettender Einfall.
„Bevor wir anfangen, uns zu duellieren, verlange
ich, daß unsere beiden rechten Arme gemessen werden", sagte Butenschön mit
belegter Stimme.
Es geschah so.
Man fand, daß der Arm des Gegners sieben Zentimeter länger war.
„Dann bin ich also benachteiligt", sagte Butenschön merklich gefestigt. „Ich ver-
lange daher, daß ich sieben Zentimeter naher an meinen Gegner gestellt werde als
er an mich."
Der Unparteiische und die beiden Sekundanten zogen sich zur Beratung zurück.
Der Unparteiische erklärte, er sei erster Provisor in der Apotheke zum König
Salomo und hoffe, demnächst eine eigene Apotheke zu erhalten, aber in die Geheim-
nisse der Relativitätstheorie sei er noch nicht so weit eingedrungen, um diese Auf-
gabe lösen zu können. Er schlage vor, die Angelegenheit dem Ehrenrat vorzulegen.
HeinButenschön zog sein Hemd an und verließ erhobenen Hauptes den Schauplatz.
Zufällig hörte Ulli Bürskennippel am Stammtisch von der Geschichte.
Er hatte schon etliche Gemäße gehoben und hielt mit seiner Entrüstung über diese
mittelalterliche Tortur nicht zurück. „Also, so '» Gwaddjch! Sich aächnseidch mid
dän scharf'n Dingern in de Fresse ze wammsn!
Was die bloß vrfon ham, die Oggsn, mechtj
wiff'n."
Er solle sich doch nicht so aufregen, die Sache sei
doch durch Butenfchöns Forderung gar nicht zum
Austrag gekommen.
Bürstennippel, einmal in Fahrt, ließ sich so schnell
nicht beruhigen: „Wenn ich was ze sachn gehabbd
hädde, also erschd rechd hävdn dieOggsen uffenanvr
loswammsn missn."
Das sei doch bei der festgestellten Ungleichheit
schlechterdings unmöglich.
„Red'n Se doch gee Gwaddsch,meiLiewr, nadier-
lich gähd's."
Ach nein! Wie wolle er den Butenschön sieben
Zentimeter näher an seinen Gegner heranstellen als
diesen an Butenschön ?
„Wenn's weidr nischd
is," meinte Bürstennippel
und nahm eine» tiefen
Schluck, „wenn'S weidr
nischd is, da brauchen Se
dem Butenschön nur '»
Säbel ze gähm, der siehm
Dsendimedr länger is als
dem andern seiner."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Das Kleinauto"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1926
Entstehungsdatum (normiert)
1921 - 1931
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 164.1926, Nr. 4220, S. 298
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg