Rleinstadt-Mondidylle
Ganz einsam um die Giebel schleicht
Der müde Mondenschein
Und bettet sich gemütlich, breit,
Lief in die Gassen ein.
Das macht der feine Silbergian;
Auf Seele, Luft und Haus —
Da sieht mit eins die alte Welt
Ganz eigen kostbar aus.
Aus unsichtbaren Gärten schwer
Und süß ein Atmen zieht,
Um ferne dunkle Ecken quillt
Gedämpft ein Iugendlied.
Und ich — ich sänge gerne auch
Ein Lied, befreiend, mir;
Doch hallt mein Schritt so hart und
ft'isch,
Das scheint mir Sünde schier.
Auch hat der dicke Rirchenturm
Sich fröstelnd hergereckt —
Ich glaube gar, mein lautes Herz,
Das hat ihn aufgeweckt.
Gelangweilt rückt der Mondenschein,
Er hat der Ruh' genug,
Nun sucht er seinen alten freund
Sankt Johann Nepomuk.
Er zwängt sich durch das Lindendach,
Durchs Schnörkelgitter dicht
Und leuchtet ihm behutsam, voll
Ins starre Angesicht.
Der aber murmelt böse was
Und wechselt nur das Bein
Und blinzelt nach der Sternenuhr
Und nickt gleich wieder ein.
Und in den Fenstern rings am Play,
Da schau'n die Blumen zu
Und die Gardinen wiegen sich
Behaglich in der Ruh'.
So hin und her im steten Takt —
Ich weiß wohl, was das macht;
Es atmet drin ein kleines Glück
Ganz friedlich in die Nacht.
Stefan Denk
Künstler und Pfuscher
Glücklich sind alle, die selbstzufrieden
Ihr Leben nach eigenen Plänen schmieden,
Doch niemals die, die nach fremden Mustern
Ihr Dasein kläglich zusammenschustern.
O. F.. \V.
Geisterseher
Kann es Menschenhänden denn wirklich glücken,
Die Geister zu bringen zum Tischverrücken?
Werweiß denn, wenn es auch scheinbar geglückt ist,
Ob die Menschen oder ob der Tisch verrückt ist?
Alb. Roderich
Teilnahme
So manche haben ein gutes Herz,
Und fremdes Leid steht ihnen nicht fern,
Sie nehmen Anteil an deinem Schmerz,
Bedauern dich sehr und ach wie gern!
O. E. W.
304
Ganz einsam um die Giebel schleicht
Der müde Mondenschein
Und bettet sich gemütlich, breit,
Lief in die Gassen ein.
Das macht der feine Silbergian;
Auf Seele, Luft und Haus —
Da sieht mit eins die alte Welt
Ganz eigen kostbar aus.
Aus unsichtbaren Gärten schwer
Und süß ein Atmen zieht,
Um ferne dunkle Ecken quillt
Gedämpft ein Iugendlied.
Und ich — ich sänge gerne auch
Ein Lied, befreiend, mir;
Doch hallt mein Schritt so hart und
ft'isch,
Das scheint mir Sünde schier.
Auch hat der dicke Rirchenturm
Sich fröstelnd hergereckt —
Ich glaube gar, mein lautes Herz,
Das hat ihn aufgeweckt.
Gelangweilt rückt der Mondenschein,
Er hat der Ruh' genug,
Nun sucht er seinen alten freund
Sankt Johann Nepomuk.
Er zwängt sich durch das Lindendach,
Durchs Schnörkelgitter dicht
Und leuchtet ihm behutsam, voll
Ins starre Angesicht.
Der aber murmelt böse was
Und wechselt nur das Bein
Und blinzelt nach der Sternenuhr
Und nickt gleich wieder ein.
Und in den Fenstern rings am Play,
Da schau'n die Blumen zu
Und die Gardinen wiegen sich
Behaglich in der Ruh'.
So hin und her im steten Takt —
Ich weiß wohl, was das macht;
Es atmet drin ein kleines Glück
Ganz friedlich in die Nacht.
Stefan Denk
Künstler und Pfuscher
Glücklich sind alle, die selbstzufrieden
Ihr Leben nach eigenen Plänen schmieden,
Doch niemals die, die nach fremden Mustern
Ihr Dasein kläglich zusammenschustern.
O. F.. \V.
Geisterseher
Kann es Menschenhänden denn wirklich glücken,
Die Geister zu bringen zum Tischverrücken?
Werweiß denn, wenn es auch scheinbar geglückt ist,
Ob die Menschen oder ob der Tisch verrückt ist?
Alb. Roderich
Teilnahme
So manche haben ein gutes Herz,
Und fremdes Leid steht ihnen nicht fern,
Sie nehmen Anteil an deinem Schmerz,
Bedauern dich sehr und ach wie gern!
O. E. W.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Kleinstadt-Mondidylle"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1926
Entstehungsdatum (normiert)
1921 - 1931
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 164.1926, Nr. 4221, S. 304
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg