Der Moment
§ya B lechkopp
„Ich werde mich an ihn ge-
wöhnen," spekulierte Lya, „und
Geld macht alles gut! " Indessen
konnte sie nicht verhindern, daß ihre
Abneigung gegen ihren Gatten
sich bis zur Idiosynkrasie steigerte.
Sie hielt sich finanziell schad-
los und vergeudete irrwitzige
Summen.
Eines Tages aber sprach der
Gatte: „Das geht unter gar kei-
nen Umständen so weiter! Auch
Verschwendung, die an und für
sich daseinsberechtigt sein mag,
muß ihre Grenzen habeil! Ich er-
suche dich ebenso höflich wie ein-
dringlich, keine Schulden mehr zu
machen! Am wenigsten bei der
Verwandtschaft! Mein Gott, hast
du denn von mir nicht genug?"
Da blickte ihn Lya über ihre
Schultern hinweg an und äußerte
kopfnickend : „Ob ich von dir ge-
nug habe!" H. Rewalb
Verdächtig
„Warum glauben Sie Grund
zur Eifersucht zu haben, gnädige
Frau?"
„Wissen Sie, seitdem das neue
Schreibmaschinenfräulein da ist,
hat mein Manil an seinem Amts-
zimmer das Plakat: ,Ohne anzu-
klopfen herein' fortnehmen lassen!"
Im Wirtshaus
„Für den Fisch rechne ich Ihnen
irur fünfzig Pfennige statt achtzig,
weil er schon etwas riecht!"
„Das macht nichts,- ich habe
gerade den Schnupfen!"
„Dann kostet er natürlich acht-
zig!"
Ein M i ß v e r st ä n d n i s
„Meister," sagt eine Frau zu
dem Fleischer, „wollen Sie mir
an dem Fleisch nicht die Knochen
zerkleineril?"
Darauf der Schlächter zum
Gesellen: „Max, schlag der Dame
die Knochen kaputt."
Weil Liebchen heut' Geburts-
tag hat,
Wollt' ich ihr gratulieren.
Eie wohnt in einer fernen
Stadt,
Ovum heisst s -. telegraphieren.
voch als ich einenLettel nahm
Rus meinem Schreibtisch-
krassen,
Oie Bände in vergilbtem
Rram
Ein winzig Büchlein faßten.
War Wutters poessealbnm
Rus grauvevwehten Tagen.
va zog es mich — weiß nicht
warum,
Oas Bändchen aufznfchla-
gen.
Rch, was ich da für Berslein
fand
Bei eingepvessten Blüten!
War wie ein Grnss ans Mär-
chenland
Mit Sonnen, mild verglühten.
Rus all den Blättern lrraus zer-
franst,
voll braunverstockten Flecken
Sind Frau'n im Reifenrock ge-
tanzt
Rnd Herr n in bunten Fräcken.
Sie wiegten ssch im Ringelreih'n,
Din Rränzlein ward gewunden:
.Für dein« Liebste hold und
fein!' -
Rnd stnd im Du verschwun-
den . . .
Zch faß noch lang — in meinem
Hirn
Din selig Duälen stammt«.
Oann sprang ich auf mit heißer
Stirn —
Dicht zum Oepefchenamte.
Zch traust' ein poestealbum,
Tät mir dies Liedlein denkren.
Rnd nimmt's mir auch die Liebst«
trrumm —
Weiß vest'res nicht zu schen-
ken.
Barl Rabe
Emil möchte gern, aber er fin-
det die richtigen Worte nicht.
Melitta möchte auch gern (ob
sie möchte!), aber Herrgott, sie
kann doch nicht damit anfangen!
Ein paarmal war er nahe dar-
an, der Emil, aber mein Gott, er
ist kein Unterhaltungstalent, der
Emil.
Eines wehmutgeschwängerten
Herbstabends sitzen sie wieder mal
aufihrer Tiergartenbank, und Emil
schwitzt, schwitzt Gesprächsstoff.
Da kommt von ungefähr ein
munterer Dackel dahergesprengt,
beriecht Melitta, wird zudringlich
und zeigt sich überhaupt viel ge-
wandter als Emil.
Melitta, in Ermangelung einer
Unterhaltung, liebkost den Hund.
Emil, froh, wenigstens ein
Thema gefunden zu haben, äußert:
„Sie sollten sich auch so ein treues
Tier zulegen!"
Darauf Melitta blitzschnell:
„Ihr Antrag ehrt mich, aber lassen
Sie mir Bedenkzeit.. .."
H. Rewald
Vorspiegelung falscher
Tatsach en
„Unser Junge hat kein einziges
Hemd mehr, Mann!"
„Es hängt ihm doch eines hin-
ten heraus?"
„Ach, das ist nur ein Renom-
mierzipfel, den ich an die Hose
genäht habe!"
Mißverstanden
Mann: „Du, Marie, ich habe
heute ein vierblättriges Kleeblatt
gefunden!"
Frau: „Und da hast du natür-
lich als fünfter gleich mitgesoffen?"
Schlaue Wahl
Frau : „Der Arzt hat dir dock
wohl das Trinken verboten?"
Mann : „Keine Spur, ich war
bei einem, der selber gern saust!"
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§ya B lechkopp
„Ich werde mich an ihn ge-
wöhnen," spekulierte Lya, „und
Geld macht alles gut! " Indessen
konnte sie nicht verhindern, daß ihre
Abneigung gegen ihren Gatten
sich bis zur Idiosynkrasie steigerte.
Sie hielt sich finanziell schad-
los und vergeudete irrwitzige
Summen.
Eines Tages aber sprach der
Gatte: „Das geht unter gar kei-
nen Umständen so weiter! Auch
Verschwendung, die an und für
sich daseinsberechtigt sein mag,
muß ihre Grenzen habeil! Ich er-
suche dich ebenso höflich wie ein-
dringlich, keine Schulden mehr zu
machen! Am wenigsten bei der
Verwandtschaft! Mein Gott, hast
du denn von mir nicht genug?"
Da blickte ihn Lya über ihre
Schultern hinweg an und äußerte
kopfnickend : „Ob ich von dir ge-
nug habe!" H. Rewalb
Verdächtig
„Warum glauben Sie Grund
zur Eifersucht zu haben, gnädige
Frau?"
„Wissen Sie, seitdem das neue
Schreibmaschinenfräulein da ist,
hat mein Manil an seinem Amts-
zimmer das Plakat: ,Ohne anzu-
klopfen herein' fortnehmen lassen!"
Im Wirtshaus
„Für den Fisch rechne ich Ihnen
irur fünfzig Pfennige statt achtzig,
weil er schon etwas riecht!"
„Das macht nichts,- ich habe
gerade den Schnupfen!"
„Dann kostet er natürlich acht-
zig!"
Ein M i ß v e r st ä n d n i s
„Meister," sagt eine Frau zu
dem Fleischer, „wollen Sie mir
an dem Fleisch nicht die Knochen
zerkleineril?"
Darauf der Schlächter zum
Gesellen: „Max, schlag der Dame
die Knochen kaputt."
Weil Liebchen heut' Geburts-
tag hat,
Wollt' ich ihr gratulieren.
Eie wohnt in einer fernen
Stadt,
Ovum heisst s -. telegraphieren.
voch als ich einenLettel nahm
Rus meinem Schreibtisch-
krassen,
Oie Bände in vergilbtem
Rram
Ein winzig Büchlein faßten.
War Wutters poessealbnm
Rus grauvevwehten Tagen.
va zog es mich — weiß nicht
warum,
Oas Bändchen aufznfchla-
gen.
Rch, was ich da für Berslein
fand
Bei eingepvessten Blüten!
War wie ein Grnss ans Mär-
chenland
Mit Sonnen, mild verglühten.
Rus all den Blättern lrraus zer-
franst,
voll braunverstockten Flecken
Sind Frau'n im Reifenrock ge-
tanzt
Rnd Herr n in bunten Fräcken.
Sie wiegten ssch im Ringelreih'n,
Din Rränzlein ward gewunden:
.Für dein« Liebste hold und
fein!' -
Rnd stnd im Du verschwun-
den . . .
Zch faß noch lang — in meinem
Hirn
Din selig Duälen stammt«.
Oann sprang ich auf mit heißer
Stirn —
Dicht zum Oepefchenamte.
Zch traust' ein poestealbum,
Tät mir dies Liedlein denkren.
Rnd nimmt's mir auch die Liebst«
trrumm —
Weiß vest'res nicht zu schen-
ken.
Barl Rabe
Emil möchte gern, aber er fin-
det die richtigen Worte nicht.
Melitta möchte auch gern (ob
sie möchte!), aber Herrgott, sie
kann doch nicht damit anfangen!
Ein paarmal war er nahe dar-
an, der Emil, aber mein Gott, er
ist kein Unterhaltungstalent, der
Emil.
Eines wehmutgeschwängerten
Herbstabends sitzen sie wieder mal
aufihrer Tiergartenbank, und Emil
schwitzt, schwitzt Gesprächsstoff.
Da kommt von ungefähr ein
munterer Dackel dahergesprengt,
beriecht Melitta, wird zudringlich
und zeigt sich überhaupt viel ge-
wandter als Emil.
Melitta, in Ermangelung einer
Unterhaltung, liebkost den Hund.
Emil, froh, wenigstens ein
Thema gefunden zu haben, äußert:
„Sie sollten sich auch so ein treues
Tier zulegen!"
Darauf Melitta blitzschnell:
„Ihr Antrag ehrt mich, aber lassen
Sie mir Bedenkzeit.. .."
H. Rewald
Vorspiegelung falscher
Tatsach en
„Unser Junge hat kein einziges
Hemd mehr, Mann!"
„Es hängt ihm doch eines hin-
ten heraus?"
„Ach, das ist nur ein Renom-
mierzipfel, den ich an die Hose
genäht habe!"
Mißverstanden
Mann: „Du, Marie, ich habe
heute ein vierblättriges Kleeblatt
gefunden!"
Frau: „Und da hast du natür-
lich als fünfter gleich mitgesoffen?"
Schlaue Wahl
Frau : „Der Arzt hat dir dock
wohl das Trinken verboten?"
Mann : „Keine Spur, ich war
bei einem, der selber gern saust!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Das Geburtstagsgeschenk"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1926
Entstehungsdatum (normiert)
1921 - 1931
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 165.1926, Nr. 4223, S. 18
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg