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önn kühlen Morgen angepaßt. Ganz stilgerecht. Es ist sehr viel wert,
daß Margot den wortkargen Empfang für weidmännische Notwendig-
keit hält.

Die nächsten zehn Minuten benutzt Margot zur weiteren Aus-
rüstung. Kunstgerecht verstaut sie Kirschwasser (angeblich nur für mich!),
Heftpflaster, Puder und etliche Kämme, Schokolade und Bonbons
sowie sonstige für die Jagd unerläßliche Bedarfsartikel. Ich benutze
die Zeit, ihr zu erklären, daß der Bock auf und davon sei. Aber es
hilft mir gar nichts. Sie will, sie muß den Bock sehen. Um jeden Preis.

Der Anblick von Kirschwasser hat mich immer weich gestimmt. Ich
überlege. Ernsthaft. Vielleicht wird der alte Herr drüben jenseits des
Baches im Hang stehen, in einer Lichtung, die geschützt liegt und die
er zum Frühstück besonders dann bevorzugt, wenn er in Gesellschaft
von zwei blitzsauberen Schmaltieren ist, die ihm außerordentlich zu-
getan erscheinen.

Bon der Höhe aus werden wir ihn und seine Schönen mit dem
guten Glas beobachten können/ an einen sicheren Schuß ist in dieser
Entfernung nicht zu denken. Aber Margot will ja nur sehen und nicht
etwa schießen.

Ich? Das ist vollkommen Nebensache.

Jack ist sehr erstaunt, als ich ihn ins Freie lasse. So früh durste
er lange nicht mitgehcn. Heute ist nichts mehr mit seinen Sprüngen
zu verderben,- drum mag er mitkommen.

Wir stiefeln, obwohl es einen weit bequemeren Weg gibt, quer
durch den morgenlichten Wald. Schadenfreude ist, nüchternen Magens
genossen, wirklich etwas Hübsches. Margots Paradeschuhe sind gegen
jchwcrbetaute Gräser hilflos,- der Waldboden ballt sich mit Vorliebe
in dicken unförmlichen Klumpen an hohe Absätze.

Diana mit Puder und Bonbons geht behutsam und still neben mir
her. Der Bock könne jede Sekunde vor uns stehen, habe ich gelogen,-
das wirkt. Hexe schaut mich verständnisinnig mit den klugen braunen
Augen an, zieht ein wenig die
Lefzen über die Zähne zurück und
lacht. Wen sie auslacht, ist nicht
einwandfrei festzustellen.

Nach einer halben Stunde
Waldlauf kreuzen wir das Geleise
der Bahn. Vor dem niedrigen
Damm stutzt plötzlich Diana, faßt
mich aufgeregt beim Arm und sagt
sehr leise, aber recht deutlich:

„Hu! Dort, sieh mal!"

Ich sehe nichts als den steini-
gen Bahnkörper.

„ Aber ich bitte dich.Duwillst ein
Jäger sein und siehst nicht einmal
das Tier? Ist das eine Maus?"

Jetzt entdecke ich zwischen dem
Geröll des Schienenwegs eingrau-
braunes fingerlanges Etwas und
konstatiere, daß dieses Ungetüm
zweifelsfrei eine junge Fleder-
maus ist, die, verletzt oder müde,
sich ängstlich an den harten Boden
drückt.

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Margots Iagdinteresse erwacht,- sie geht näher.

„Welch niedliches Tier!" sagt sie und schüttelt sich.

„Ob das arme Tier tot ist?" meint sie und fuchtelt mit dem Stock
zwischen den Steinen. Die Fledermaus erschrickt und versucht, so
schnell die Flughäute das zulassen, über den steinigen Weg vorwärts
und aus unserer Nähe zu kommen. Das zuckende Laufen interessiert
Margot. Sie folgt Schritt um Schritt.

Die Fledermaus verharrt endlich, müde, in einer Vertiefung.

„Ob das arme Kerlchen nicht mehr weiter kann?" fragt Margot
voller Mitleid und wirst mit Steinchen nach dem Flüchtling, um ihn
zu neuer Anstrengung zu bewegen.

Margot interessiert sich plötzlich enorm für Fledermäuse. Ich krainc
alles über dieses Gebiet der Naturkunde aus, was in meinem Ge-
dächtnis seit der Schulzeit sitzengebliebcn ist. Aber ihr Wissensdurst
ist nicht zu stillen. Eine Frage jagt die nächste. Margot ist von der
Fledermaus nicht mehr fortzubringen.

Ich erinnere sanft an den Bock. Ob sie ihn denn nicht sehen wolle?
Auch die hübschen Schmaltiere nicht? Nein!

„Bitte, laß mich in Ruhe mit deinem dummen alten Bock!"

„Aber entschuldige, du bist doch wegen des Bocks mitten in der
Nacht hierbergekommen."

„Wegen des Bocks? Du irrst, mein Lieber. Ich kam, weil ich mich
für die Jagd überhaupt interessiere."

Na, das mag lieblich werden, denke ich. Aber ich sage nichts. Weil
ich klug bin und über etliche Erfahrungen verfüge.

Ich sagte von nun ab überhaupt nichts mehr. Denn wir blieben
bei der Fledermaus, bis ein gütiges Geschick das flüchtende Nacht-
getker in eine Versenkung verschwinden ließ, die bei der Anlage der
Bahn ein nur zu lobender Ingenieur wohl eigens angelegt hatte, um
Fledermäuse zu beherbergen oder wenigstens verschwinden zu lassen.

Als dav Tier endgültig außer Sicht war, traten wir gegen zehn

Uhr den Rückweg zur Hütte an.

Und kochten dort Kaffee. Im
kleinen Opel lag eine vollkom-
men unversehrte Schokoladen-
torte. Die mußte dran glauben.

Um uns lag allerlei Iagdgerät:
Drilling, Patronen, Messer, Lei-
nen, Iägerhüte, Feldstecher. Aber
auch drei Sorten Liköre, die ge-
samte Einrichtung eines gutfun-
dierten Damenfriseurunterneh-
mens, ein Viertel mindestens des
Bestandes eineransehnlichen Kon-
ditorei und was außerdem ein
kleiner Opel noch so mitnehmen
kann.

Aber der Kaffee war gut. Mar-
got strahlte und zerffickte abwech-
selnd Kuchen und Schrotpatronen.

Den dummen Bock erwähnte
kein Mensch. Und das war gut so.

Aber das Dackelfrauchen grinste
infam.

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Margot und der Bock"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Flechtner, Otto
Entstehungsdatum
um 1926
Entstehungsdatum (normiert)
1921 - 1931
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 165.1926, Nr. 4225, S. 45

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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