Autoreisen in bcn bayerischen Alpen
(Entwurf für ein Werbe-Plakat in Amerika)
Der Räuber
Die Doktorin, die mit ihrer Tochter den
Sommer in Mattsee verbringen will, hat
nicht lange nach einem wohnlichen Quar-
tier Umschau halten muffen. Das süd-
seitige Zimmer des Seebauern, mit der
schönen Aussicht auf den See, gefällt der
Doktorin gar wohl, und so ist der Miet-
kontrakt bald unterschrieben. Die Vroni,
die den Raum im Winter bewohnt hat,
muß nur noch ihre sieben Zwetschgen weg-
räumen, dann können die Herrschaften so-
fort einziehen.
So, die Koffer sind nun verstaut und
die reisemüden Sommerfrischler schlafen
im neuen Heim den Schlaf des Gerech-
ten. Da plötzlich . . ein verdächtiges Ge-
räusch . . die Doktorin erwacht und sieht einen Räuber im Fen-
ster knieen. Vor Schreck wie gelähmt, stößt sie mühselig die Worte
hervor:
„Was wollen Sie hier?"
Der Räuber aber ist gar nicht aggressiv, ,,'tschuldigens scho',"
meint er verlegen, „i han net gwißt, daß
d' Stadtlait scho' kemman sein!"
Spricht's und steigt mit freundlichem
„Grüaß Gott!" wieder zum Fenster hinaus.
Die gute Milch
Die Pensionsinhaberin in dem GebirgS-
dörfchen, wo ich meine Sommerfrische ge-
nieße, tut sich besonders viel auf die tadel-
lose Milch zugute, die sie ihren Gästen
verabfolgt.
Heute morgen bin ich zufällig dabei, als
Minchen, das Töchterlein der Milchliefe-
rantin, das köstliche Getränk bringt.
„Ei, Minchen," schmunzelt die Wirtin
mit einem stolzen Seitenblick auf mich,
„die Milch ist ja noch warm, die kommt sicher ganz frisch von
der Kuh!"
„Naa," erwidert die kleine Unschuld, „die Milch ist von gestern,
aber vielleicht hat die Mutter aus Versehen statt 'n kalten Waffer
a warm's dazug'schütt't."
OLFI(^1F8KF8FFF^I
Wenn der Sommer heiß und trocken
Und die Pflanzensäfte stocken.
Steigen nach beliebter Weise
Prompt die Lebensmittelpreise . . .
Ist des Sommers Kern und Wesen
Kühl und allzu naß gewesen,
Steigen in gewohnter Weise
Flugs die Lebensmittelpreise . . .
Herrschten Sonnenschein und Regen
Land und Stadt zum Heil und Segen
In der idealsten Weise,
Steigen ebenfalls die Preise . . .
Franz Mennacher
66
(Entwurf für ein Werbe-Plakat in Amerika)
Der Räuber
Die Doktorin, die mit ihrer Tochter den
Sommer in Mattsee verbringen will, hat
nicht lange nach einem wohnlichen Quar-
tier Umschau halten muffen. Das süd-
seitige Zimmer des Seebauern, mit der
schönen Aussicht auf den See, gefällt der
Doktorin gar wohl, und so ist der Miet-
kontrakt bald unterschrieben. Die Vroni,
die den Raum im Winter bewohnt hat,
muß nur noch ihre sieben Zwetschgen weg-
räumen, dann können die Herrschaften so-
fort einziehen.
So, die Koffer sind nun verstaut und
die reisemüden Sommerfrischler schlafen
im neuen Heim den Schlaf des Gerech-
ten. Da plötzlich . . ein verdächtiges Ge-
räusch . . die Doktorin erwacht und sieht einen Räuber im Fen-
ster knieen. Vor Schreck wie gelähmt, stößt sie mühselig die Worte
hervor:
„Was wollen Sie hier?"
Der Räuber aber ist gar nicht aggressiv, ,,'tschuldigens scho',"
meint er verlegen, „i han net gwißt, daß
d' Stadtlait scho' kemman sein!"
Spricht's und steigt mit freundlichem
„Grüaß Gott!" wieder zum Fenster hinaus.
Die gute Milch
Die Pensionsinhaberin in dem GebirgS-
dörfchen, wo ich meine Sommerfrische ge-
nieße, tut sich besonders viel auf die tadel-
lose Milch zugute, die sie ihren Gästen
verabfolgt.
Heute morgen bin ich zufällig dabei, als
Minchen, das Töchterlein der Milchliefe-
rantin, das köstliche Getränk bringt.
„Ei, Minchen," schmunzelt die Wirtin
mit einem stolzen Seitenblick auf mich,
„die Milch ist ja noch warm, die kommt sicher ganz frisch von
der Kuh!"
„Naa," erwidert die kleine Unschuld, „die Milch ist von gestern,
aber vielleicht hat die Mutter aus Versehen statt 'n kalten Waffer
a warm's dazug'schütt't."
OLFI(^1F8KF8FFF^I
Wenn der Sommer heiß und trocken
Und die Pflanzensäfte stocken.
Steigen nach beliebter Weise
Prompt die Lebensmittelpreise . . .
Ist des Sommers Kern und Wesen
Kühl und allzu naß gewesen,
Steigen in gewohnter Weise
Flugs die Lebensmittelpreise . . .
Herrschten Sonnenschein und Regen
Land und Stadt zum Heil und Segen
In der idealsten Weise,
Steigen ebenfalls die Preise . . .
Franz Mennacher
66
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Autoreisen in den bayerischen Alpen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1926
Entstehungsdatum (normiert)
1921 - 1931
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 165.1926, Nr. 4227, S. 66
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg