Sie war bei der Wahrsagerin
Wiffen S', Frau Baumhackl, glaab'n tua i' ja an de Sach'n Überhaupts
net, des iS ja alles nur a' Schmarr'n, dös mit de' Geister und des Hippo-
dronisier'n oder wia ma 's hoaßt und de Schpiritist'n. Geh' hörn S'ma
auf mit de' Geister! De wer'n akrat hupfa', wenn ma eahna' pfeift. Da
is' halt wia bei de' Dackl; Wenn ma' sagt: Gehst her oder net, na' geht
er her oder net. — No' an 'S Tischlrucka' Hab' i' no des meiste Vertrau'».
Da is' fcho' was. dro', Frau Baumhackl! Als wia neuli' mit unfern
Loos! - Mir Ham as Tifchl g'fragt, ob ma was g'winna'. Ja oder Nein!
- 'As Tifchl hat Nein 'klopft und g'wunna Ham' ma' aa nix! Es is' fcho
was dro! Aber dös mit de Wahrsager und so, döS iö doch wirkli' a' Aber-
glaab'n und Überhaupts ... I' moan' wenn ma' a' bißl a' Hirn hat, na'
must ma' ja fag'n, dast dös net gibt; denn wiff'n S' Frau Baumhackl, die
Zukunft ist ein Biild, des wo von einem Schleier verhüllt ist.
A' vernimpstiger Mensch geht natürli net zu a' ra Wahrsagerin, i' bin
ja aa nur intereffehalber hi' ganga', wiff'n S' eigentli' so aus Spast. No
ja, nix Gwiß woaß ma' ja net. Vielleicht verrat f doch was. — Mei
Schwägerin, d'Schwank! Rosa, hat
koa Ruah mehr geb'n. De' hat s'
mir verrat'«. — A' ganz a' ausge-
zeichnete. (Leise, diskret): Wiffen
S', de höchst'« Persönlichkeit'» san
bei der scho' dort g'wen. D' Schwank!
Rosa sagt, Exzellenzen und Prinzes-
sina kumma ganz packweis und war-
ten stundenlang bis f dro' kemma.
— No, gehst halt a' mal hi', Hab i'
g'sagt, gehst intereffehalber a' mal
hi! Wer'n ma' na' scho' sehng,
was rauskimmt.
Mei Alter hat 's natürli' net
wiff'n derfa! Marand Josef! Wenn
der wiffat, dast i' drei Mark! dafür
zahlt Hab! Ja, i' glaab, der wur'
narrisch! Wann er 3 Markl beim
Schaffkopf'n vospuit, des macht nir,
aber mir Frau'n sollt'» gar nix Ham.
— Wo 's doch für die Zukunft is'!
- Aber wiff'n S' scho', wia d'
Männer san, Frau Baumhackl.
'Druckt hat 's mi' ja scho' lang,
daß i' mir a' mal d' Kart'n schlag'n
last. Wiff'n S' jetzt wo mei' Fannerl
herwachst und zum Tanz'n geht, na
möcht' ma' doch wiff'n ob aa was
draus werd. — Jetzt geht f grab
mit oan', der wo pensionsberechtigt
is, des waar net schlecht, wenn ihr
de Wahrsagerin den 'rausschlag'n
kunnt!
Also Hab i' mer denkt: Gehst hi! —
I' sag Eahna: 'as Herz hat mir
bis zum Hals rauf g'schlegelt wia
in der Orleansstraß' de vier Stiag'n
'nauf bin. I' Hab im zwoat'n Stock
HoffmannStropfn nemma'müaff'n — gwist is'wahr! - I'Hab mir denkt,
wenn da de Prinzesffna 'nauf müaff'n — no' guat Nacht! — De Kinder-
windl'n san über 'm Stiag'ng'lander zum Trockna' aufg'hängt g'wesen und
wia' i' o'läut' bei dem Schild'! wo ihra' Nama' drauf g'stand'n is, da
macht a' ganz a' verweg'ns Frau'nzimmer auf. — £)' g'habt hat s' nix wia
a' Hemad und an Schlafrock und a' so a' frech's G'schau scho', daß i' am
liebftn wieder um'kehrt waar! — No, i frag: Entschuidig'n S', wohnt da
»et die Frau Watzlinger? —
Ja, genga S' nur 'rei, sagt de' Person, de zwoate Tür links is! -
Wos möcht'n S' denn von ihr?
I' sag': Ich habe einen Strickauftrag für die Frau Watzlinger. (So
hat 's mir d' Schwank! Rosa o'g'schafft!)
Is' scho recht! sagt de Person und lacht a' so dumm, daß i' ihr am
liabst'n oane g'schmiert hätt'.
I' klopf' also o' an der zwoat'n Tür und mach auf. — I' sog' Eahna
Frau Baumhackl, i' hob' g'moant der Schlag trifft mi! — A' so was
Ham S' no nia Verlebt! — An solchan G'ruch Ham S' no nia g'schmeckt.
Drei Kah'n springa' glei vom Kanapee.
I' Hab mir denkt, wenn da de Prinzessinna 'nei müaff'n . . . !
Aufg'raamt war in dem Zimmer vielleicht seit 3 Jahr nimmer wor'n. —
I' schaug mi' um und da sagt a' Alte mit a' ran violett'» Samtkleid:
Setz'n S' Eahna nur her! — Sie
blinzelt a' bißl mit de Aug'ndeckel
und sagt: I' woaß scho', was ma'
für an Schmerz Ham!
Na sagt s': Geb'n S' mir a'mal
Eahna' linke Hand! —
Sie setzt a' Brill'n aus und
schaugt mei Hand ganz genau o' und
a' Nasentröpferl iö' mir aa drauf
g'fall'n.
Eahna Lebenslinie, sagt s', is'
net schlecht, d' Kopflinie — no de
tust 's grad, und mit der Herzens-
linie ham S' dös Gröbere scho'
hinter Eahna!
Na sagt 's: „Wia vül Kinder
Ham S' denn?"
I' sag: Zwoa Madln! —
Ganz richtig! sagt sie: A'jüngere
und a' ältere! — De ältere macht
Eahna manchmal Kummer, da denk«
S' oft über 's Heirat'n nach. -
I' war ganz baff, wia f dös der-
rat'n bat.
No' woll'n ma' halt schaug'n, was
Eahnaalles ei'steht. — Wann san S'
denn geborn? — I' war glei' so der-
kemma', daß ma im erscht'n Aug'n-
blick gor net ei'gfall'n is. Na Hab i'
g'sagt am 14. August 77.
August — dös is' net schlecht,
moant sie. — Da san S' a' Löb'.
Da geht die Sonne durch den Löben.
Sie nimmt an alt'n Kalender her
und schlagt d' Planet'n nach.
Sie san sehr energisch, sagt sie,
phantasievoll, künstlerisch veranlagt
und das Gefühl übertrifft den Ver-
stand. Sie Ham ein großes Zärtlichkeitsbedürfnis. Die Venus is bei
Eahna im Aspik. Oder so ähnlich hat 's g'sagt.
I' sag: Entschuidigens, moana S', mei' Fannerl kriagt den Penfions-
berechtigt'», mit dem wo 's geht?
Sie sagt: Nur langsam! I' konn net her'nk —
„Ich würde mich glücklich schätzen, Gnädigste, wenn ich diesen Kaktus
zu Ihren Füßen legen dürfte."
„Aber bitte nicht unter die Füße, ich bin nämlich kitzlig."
284
Wiffen S', Frau Baumhackl, glaab'n tua i' ja an de Sach'n Überhaupts
net, des iS ja alles nur a' Schmarr'n, dös mit de' Geister und des Hippo-
dronisier'n oder wia ma 's hoaßt und de Schpiritist'n. Geh' hörn S'ma
auf mit de' Geister! De wer'n akrat hupfa', wenn ma eahna' pfeift. Da
is' halt wia bei de' Dackl; Wenn ma' sagt: Gehst her oder net, na' geht
er her oder net. — No' an 'S Tischlrucka' Hab' i' no des meiste Vertrau'».
Da is' fcho' was. dro', Frau Baumhackl! Als wia neuli' mit unfern
Loos! - Mir Ham as Tifchl g'fragt, ob ma was g'winna'. Ja oder Nein!
- 'As Tifchl hat Nein 'klopft und g'wunna Ham' ma' aa nix! Es is' fcho
was dro! Aber dös mit de Wahrsager und so, döS iö doch wirkli' a' Aber-
glaab'n und Überhaupts ... I' moan' wenn ma' a' bißl a' Hirn hat, na'
must ma' ja fag'n, dast dös net gibt; denn wiff'n S' Frau Baumhackl, die
Zukunft ist ein Biild, des wo von einem Schleier verhüllt ist.
A' vernimpstiger Mensch geht natürli net zu a' ra Wahrsagerin, i' bin
ja aa nur intereffehalber hi' ganga', wiff'n S' eigentli' so aus Spast. No
ja, nix Gwiß woaß ma' ja net. Vielleicht verrat f doch was. — Mei
Schwägerin, d'Schwank! Rosa, hat
koa Ruah mehr geb'n. De' hat s'
mir verrat'«. — A' ganz a' ausge-
zeichnete. (Leise, diskret): Wiffen
S', de höchst'« Persönlichkeit'» san
bei der scho' dort g'wen. D' Schwank!
Rosa sagt, Exzellenzen und Prinzes-
sina kumma ganz packweis und war-
ten stundenlang bis f dro' kemma.
— No, gehst halt a' mal hi', Hab i'
g'sagt, gehst intereffehalber a' mal
hi! Wer'n ma' na' scho' sehng,
was rauskimmt.
Mei Alter hat 's natürli' net
wiff'n derfa! Marand Josef! Wenn
der wiffat, dast i' drei Mark! dafür
zahlt Hab! Ja, i' glaab, der wur'
narrisch! Wann er 3 Markl beim
Schaffkopf'n vospuit, des macht nir,
aber mir Frau'n sollt'» gar nix Ham.
— Wo 's doch für die Zukunft is'!
- Aber wiff'n S' scho', wia d'
Männer san, Frau Baumhackl.
'Druckt hat 's mi' ja scho' lang,
daß i' mir a' mal d' Kart'n schlag'n
last. Wiff'n S' jetzt wo mei' Fannerl
herwachst und zum Tanz'n geht, na
möcht' ma' doch wiff'n ob aa was
draus werd. — Jetzt geht f grab
mit oan', der wo pensionsberechtigt
is, des waar net schlecht, wenn ihr
de Wahrsagerin den 'rausschlag'n
kunnt!
Also Hab i' mer denkt: Gehst hi! —
I' sag Eahna: 'as Herz hat mir
bis zum Hals rauf g'schlegelt wia
in der Orleansstraß' de vier Stiag'n
'nauf bin. I' Hab im zwoat'n Stock
HoffmannStropfn nemma'müaff'n — gwist is'wahr! - I'Hab mir denkt,
wenn da de Prinzesffna 'nauf müaff'n — no' guat Nacht! — De Kinder-
windl'n san über 'm Stiag'ng'lander zum Trockna' aufg'hängt g'wesen und
wia' i' o'läut' bei dem Schild'! wo ihra' Nama' drauf g'stand'n is, da
macht a' ganz a' verweg'ns Frau'nzimmer auf. — £)' g'habt hat s' nix wia
a' Hemad und an Schlafrock und a' so a' frech's G'schau scho', daß i' am
liebftn wieder um'kehrt waar! — No, i frag: Entschuidig'n S', wohnt da
»et die Frau Watzlinger? —
Ja, genga S' nur 'rei, sagt de' Person, de zwoate Tür links is! -
Wos möcht'n S' denn von ihr?
I' sag': Ich habe einen Strickauftrag für die Frau Watzlinger. (So
hat 's mir d' Schwank! Rosa o'g'schafft!)
Is' scho recht! sagt de Person und lacht a' so dumm, daß i' ihr am
liabst'n oane g'schmiert hätt'.
I' klopf' also o' an der zwoat'n Tür und mach auf. — I' sog' Eahna
Frau Baumhackl, i' hob' g'moant der Schlag trifft mi! — A' so was
Ham S' no nia Verlebt! — An solchan G'ruch Ham S' no nia g'schmeckt.
Drei Kah'n springa' glei vom Kanapee.
I' Hab mir denkt, wenn da de Prinzessinna 'nei müaff'n . . . !
Aufg'raamt war in dem Zimmer vielleicht seit 3 Jahr nimmer wor'n. —
I' schaug mi' um und da sagt a' Alte mit a' ran violett'» Samtkleid:
Setz'n S' Eahna nur her! — Sie
blinzelt a' bißl mit de Aug'ndeckel
und sagt: I' woaß scho', was ma'
für an Schmerz Ham!
Na sagt s': Geb'n S' mir a'mal
Eahna' linke Hand! —
Sie setzt a' Brill'n aus und
schaugt mei Hand ganz genau o' und
a' Nasentröpferl iö' mir aa drauf
g'fall'n.
Eahna Lebenslinie, sagt s', is'
net schlecht, d' Kopflinie — no de
tust 's grad, und mit der Herzens-
linie ham S' dös Gröbere scho'
hinter Eahna!
Na sagt 's: „Wia vül Kinder
Ham S' denn?"
I' sag: Zwoa Madln! —
Ganz richtig! sagt sie: A'jüngere
und a' ältere! — De ältere macht
Eahna manchmal Kummer, da denk«
S' oft über 's Heirat'n nach. -
I' war ganz baff, wia f dös der-
rat'n bat.
No' woll'n ma' halt schaug'n, was
Eahnaalles ei'steht. — Wann san S'
denn geborn? — I' war glei' so der-
kemma', daß ma im erscht'n Aug'n-
blick gor net ei'gfall'n is. Na Hab i'
g'sagt am 14. August 77.
August — dös is' net schlecht,
moant sie. — Da san S' a' Löb'.
Da geht die Sonne durch den Löben.
Sie nimmt an alt'n Kalender her
und schlagt d' Planet'n nach.
Sie san sehr energisch, sagt sie,
phantasievoll, künstlerisch veranlagt
und das Gefühl übertrifft den Ver-
stand. Sie Ham ein großes Zärtlichkeitsbedürfnis. Die Venus is bei
Eahna im Aspik. Oder so ähnlich hat 's g'sagt.
I' sag: Entschuidigens, moana S', mei' Fannerl kriagt den Penfions-
berechtigt'», mit dem wo 's geht?
Sie sagt: Nur langsam! I' konn net her'nk —
„Ich würde mich glücklich schätzen, Gnädigste, wenn ich diesen Kaktus
zu Ihren Füßen legen dürfte."
„Aber bitte nicht unter die Füße, ich bin nämlich kitzlig."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ich würde mich glücklich schätzen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1926
Entstehungsdatum (normiert)
1921 - 1931
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 165.1926, Nr. 4245, S. 284
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg